Doku im ZDF

"Geheimnisse des BND": Licht und viel Schatten

02.03.2022, 08.33 Uhr
von Rupert Sommer

Eine dreiteilige Doku blickt zurück auf die Geschichte des Bundesnachrichtendiensts – vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart. Das ZDF versteckt die Doku im Nachtprogramm.

ZDF
Geheimnisse des BND
Dokumentation • 03.03.2022 • 01:00 Uhr

Wenn es nicht so irritierend wäre, könnte man scherzen, dass die Programmierung der sehenswerten Dokureihe "Geheimnisse des BND" ihrem Thema gerecht wird. Die ZDF-Verantwortlichen haben die dreiteilige Produktion, die die Chronologie des lange west-, später gesamtdeutschen Auslandsgeheimdienstes von den Hauruck-Anfängen kurz nach dem Ende des Zeiten Weltkriegs bis hinein in die Gegenwart nachzeichnet, im Nachtprogramm auf unattraktiven Sendeplätzen geradezu versteckt. Aber es gibt ja die Mediathek. Das Material, das die Filmemacher Peter F. Müller und Michael Mueller zusammentrugen, ist sehenswert und bietet ohne Frage viel Diskussionsstoff. Es ist eine Erzählung mit einigem Licht, aber vor allem vielen Schatten.

Das wird vor allem im ersten Film der Reihe deutlich, der ab 0.45 Uhr zu sehen ist. Darin erfährt man, wie für die Gründung eines Nachrichtendienstes auf dem Gebiet der westlichen Besatzungsmächte ohne erkennbare Skrupel ehemalige Mitglieder des eben erst besiegten Nazi-Regimes rekrutiert wurden. Die Vorform des späteren BND, die der ehemalige Wehrmachtsgeneral Reinhard Gehlen im Verborgenen gründet, wirkt wie ein Sammelbecken früherer SS-, SD- oder Gestapo-Kräfte.

Doch offenbar bestand große Eile, und es gab keinen ausgeprägten politischen Willen, sehr genau hinzusehen: Die sogenannte "Organisation Gehlen" prägte die oft kriegerische Welt rivalisierender Geheimdienste von West und Ost im geteilten Deutschland der Zeit bis zum Mauerbau im Jahr 1961. Von einer nachträglich beschworenen "Stunde Null" ist nichts zu spüren. Viele West-Agenten stehen auf dem Gehaltszettel der US-Amerikaner. Die antikommunistische Stoßrichtung scheint alle Mittel zu rechtfertigen. Oft schaffen es Gehlen und seine treue Truppe dabei, die transatlantischen Auftraggeber zu täuschen. Tricksen gehört zum Schlapphut-Geschäft.

Ahnungslos vor der Wende?

Im Mittelpunkt des zweiten Teils, im ZDF zu sehen ab 1.30 Uhr, geht es vor allem um die allmähliche innere Loslösung des westdeutschen Geheimdienstes von den USA. Die Agenten und Spione der noch immer jungen Bundesrepublik werden dabei in eine zunehmend globalisierte Welt gezogen – mit weltweiten Stellvertreterkonflikten. Oft stolpern die Mitarbeiter der Geheimbehörde aus Pullach bei München dabei von Skandal zu Skandal. Besonders deutlich wird dies, als sich die großen Umbrüche der Weltordnung abzeichnen. Angeblich hatte der BND kaum Kenntnisse über die inneren Spannungen in der untergehenden DDR oder in der sich rasch auflösenden Sowjetunion.

Der dritte Teil der "Geheimnisse des BND"-Reihe ab 2.15 Uhr steht dann vollständig im Zeichen des Zusammenbruchs der kommunistischen Systeme, aber auch neuer Gefährdungen für den Weltfrieden. Auch im Vorfeld etwa der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington machte der BND keine gute Figur. Und das, obwohl weite Teile der Anschlagsplanungen in Terrorkreisen in Hamburg stattfanden. Auch für die Bedrohungen der digitalen Welt wurden bislang noch wenige Antworten gefunden.

Die lange Geheimdienst-Nacht im ZDF setzt sich schließlich um 03.00 Uhr mit der Dokumentation "Schattenwelten – Die neue Macht der Geheimdienste" fort. Filmemacher Dirk Laabs wirft dabei die Frage auf, ob sich die Arbeit der Agenten heutzutage überhaupt noch kontrollieren lässt und ob sie sich nicht längst verselbständigt hat.

Geheimnisse des BND – Mi. 02.03. – ZDF: 00.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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