37°-Reportage im ZDF

"Hass, Hetze, Gewalt": Was Politiker alles aushalten müssen

03.05.2022, 09.12 Uhr
von Aylin Rauh

Politiker und Politikerinnen sehen sich zunehmend mit Drohungen, Hass und sogar gewalttätigen Angriffen konfrontiert. Eine ZDF-Reportage hat drei Betroffene begleitet.

ZDF
37°: Hass, Hetze, Gewalt
Dokumentation • 03.05.2022 • 22:15 Uhr

Dass es in der Politik Durchsetzungsvermögen und ein dickes Fell braucht, steht außer Frage. Was viele Politiker in den vergangenen Jahren erfahren mussten, geht jedoch weit über ein normales Maß hinaus. Die ZDF-Reportage "37°: Hass, Hetze, Gewalt" begleitet drei Politikerinnen und Politiker, die die Schattenseiten der Politik bereits kennengelernt haben. "Das Thema ist sehr ernst. Wir haben drei Hauptfiguren, die das auf schlimmste Art und Weise erleben", erklärt Filmemacherin Anja Michaeli, deren Beitrag ein düsteres Bild zeichnet, andererseits aber auch wachrüttelt und durchaus Hoffnung macht.

Mit dabei ist René Wilke, der Oberbürgermeister von Frankfurt/Oder. Der Linken-Politiker 2018 sah sich schon mehrfach mit Morddrohungen konfrontiert. Anja Michaelis Film zeigt, wie er sich auf Hass und Hetze eingestellt hat: Wilke sucht das direkte Gespräch – und, so die Filmemacherin, "häufig trifft er auf Menschen, denen es dann zutiefst peinlich ist zu sehen, was sie geschrieben haben".

Ricarda Lang wurde aufs Übeleste beleidigt

Auch Ricarda Lang, die Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin der Grünen, bekommt es immer wieder mit verbalen Attacken zu tun. Nach einem Auftritt bei "Hart aber fair" im Juni 2021 gab es einen Shitstorm gegen die 27-Jährige, die dabei aufs Übelste beleidigt wurde. Im Film sagt sie: "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich stehe da immer komplett drüber." Doch Ricarda Lang weiß auch: "Das ist genau das, was die wollen. Das Ziel, Frauen mundtot zu machen."

Andreas Hollstein, 59, war von 1999 bis 2020 Bürgermeister im westfälischen Altena. 2017 wird er in einem Imbiss ganz in der Nähe seines Hauses mit einem Messer angegriffen und verletzt. Noch lange litt er an den körperlichen und psychologischen Folgen der unfassbaren Tat.

"Letzten Endes geht es darum, politische Arbeit und die Umstände, unter denen sie heute erledigt wird, transparent zu machen", fasst Anja Michaeli das grundsätzliche Anliegen ihrer Reportage zusammen. Für die porträtierten Mandatsträger hat sie viel Bewunderung übrig: "Sie waren, wenn man das so sagen kann, erstaunlich unbeeindruckt. Sie sind alle sehr selbstsicher aufgetreten, deshalb sind auch alle noch im politischen Amt", sagt Anja Michaeli.

Andererseits sei, so die TV-Journalistin, auch klar, "dass es auch unzählige engagierte Menschen gibt, die ihr Amt abgegeben, ihre Kandidatur zurückgezogen haben oder wegen solchen Vorfällen erst gar nicht mehr antreten wollen. Und das sind wirklich Massen, es handelt sich da nicht um Einzelfälle." Anja Michaeli findet gewiss nicht zu Unrecht: "Eine enorme Bedrohung für unsere Demokratie!" Was ihr Hoffnung mache und im "37°"-Beitrag auch so dargestellt werde, sei die Überzeugung vieler Poltitiker, "dass sie von ihrem Umfeld und der Mehrheit der Gesellschaft getragen werden. Das sagen sie auch alle ganz deutlich im Film."

37°: Hass, Hetze, Gewalt – Di. 03.05. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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