ARD-Serie

"Kranitz – Bei Trennung Geld zurück": eine ungewöhnliche Paartherapie

von Eric Leimann

Improvisationsmeister Jan Georg Schütte macht jetzt in Paartherapie. In sechs Sitzungen "behandelt" der Regisseur selbst als windiger Paartherapeut Stars wie Charly Hübner, Bjarne Mädel oder Anna Schudt.

Ein Fiction-Trend des Jahres 2021 sind Psychotherapien im TV-Format. Die HBO-Kultserie "In Treatment" (Sky) erhielt nach langer Pause einen nicht mehr für möglich gehaltenen Relaunch. Die "Ziemlich beste Freunde"-Macher Olivier Nakache und Éric Toledano schufen für ARTE den französischen Ableger "In Therapie" über traumatisierte Pariser vor dem Hintergrund der Terroranschläge von 2015. Reality-Star Eric Stehfest ließ gar seine eigene Psychotherapie als Doku-Serie einfangen ("Eric gegen Stehfest: In Therapie", TVNOW). Einen anderen Ansatz pflegen jetzt die sechsmal zwischen 37 und 48 Minuten langen Folgen von "Kranitz – Bei Trennung Geld zurück", die ab Freitag, 15. Oktober, in der ARD Mediathek zu finden sind oder auch ab Mittwoch, 20. Oktober, im Wochenrhythmus um 22.30 Uhr oder 23 Uhr im NRD-Fernsehen ausgestrahlt werden.

Die neue Impro-Serie von Jan Georg Schütte ("Altersglühen – Speed Dating für Senioren", "Wellness für Paare") zeigt den Regisseur in der Rolle des windigen Paartherapeuten Klaus Kranitz. Eigentlich ist er Immobilienmakler und verfährt nach folgendem Geschäftsmodell: Kranitz' Klienten legen 1.500 Euro für drei Sitzungen bar auf den Tisch. Keine billige Angelegenheit, aber wenn die Therapie nicht fruchtet und es trotzdem zur Trennung kommt, gibt's das Geld zurück. Zu den Sitzungen erscheinen prominente "Paare" wie Charly Hübner und Lisa Hagmeister, Bjarne Mädel und Anna Schudt sowie Günther Maria Halmer und Angela Winkler.

Jan Georg Schütte, der das Wort Improvisation für seine Inszenierungsmethode ablehnt, bereitete sich und sein Team akribisch auf die Drehs vor: Alle Schauspielerinnen und Schauspieler erhielten ausführliche Rollenprofile. Bevor die Kameras liefen, gab es lange Einzelgespräche mit dem Filmemacher, um das Lüften von "Beziehungsbomben" vorzubereiten, die während der Therapie platzen sollten. Nach dem ersten Dreh folgten meist noch zwei oder sogar drei weitere Durchläufe pro Paar, um Dinge zu verfeinern.

Eine reine Impro-Serie ist "Kranitz", das auf der gleichnamigen Hörspielreihe Schüttes beruht, also nicht. Dennoch finden sich die Spontaneität und der typisch tragikomische Witz, den man von preisgekrönten Schütte-Werken wie "Klassentreffen" oder "Wellness für Paare" kennt, auch in dieser wohl vor allem für die Mediathek produzierten Serie. Von verschwurbelt verliebten Corona-Leugnern mit Sexproblemen (Charly Hübner. Lisa Hagmeister) über ein altes Paar, bei dem ein Heiratsantrag nicht angenommen wurde, bis hin zu zwei überdrehten Influencern (Bjarne Meisel, Gustav Schmidt), die das "Event" Paartherapie für ihre Follower in Szene setzen wollen, bekommt man bei "Kranitz" sehr unterschiedliche Formen der Liebe sowie ihrer Irrungen und Wirrungen präsentiert.

Jan Georg Schütte, der auch als Nebendarsteller fürs "normale" Fernsehen arbeitet – zum Beispiel als Inspecteur Thierry Kadeg in der Krimireihe "Kommissar Dupin" – plant bereits die nächsten Projekte, die nach seiner Impro-Methode funktionieren sollen: eine Serie mit dem Arbeitstitel "Raus aufs Land", in der Stadtmenschen aus Berlin sich ein Herrenhaus in Brandenburg kaufen sowie einen Kinofilm mit einer Hochzeitsgesellschaft, die mit 50 oder mehr Kameras improvisiert und eingefangen werden soll. Doch auch gegen eine zweite "Kranitz"-Staffel hätte Schütte nichts einzuwenden, verriet der mit viel eigener Therapieerfahrung ausgestattete Filmemacher im Interview.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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