Chance auf Reformen in der Kirche?

"Papst Franziskus – große Hoffnung, tiefer Fall?": Blick hinter katholischen Mauern

06.04.2023, 07.53 Uhr
von Wilfried Geldner

Als der Argentinier Jorge Mario Bergoglio 2013 zu Papst Franziskus wurde, wuchs mit ihm die Hoffnung auf langersehnte Reformen. Doch der Anbruch moderner Zeiten ließ auf sich warten. Werden alle Veränderungen von den Konservativen ausgebremst? Ein Blick hinter katholische Mauern. 

ZDF
Papst Franziskus – große Hoffnung, tiefer Fall?
Dokumentation • 06.04.2023 • 23:30 Uhr

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der sich als Papst Franziskus nannte, versprach nach seiner Wahl am 13. März 2013, der Kirche einen neuen, zeitgemäßeren Weg aufzuzeigen. Franziskus fuhr im Kleinwagen und bezog das Gästehaus St. Martha, statt den üblichen apostolischen Palast. Ein Papst, der bescheiden wirkte, ein Freund der Armen und ein Kritiker allzu liberaler kapitalistischer Marktwirtschaft. Doch die Umstrukturierung der Vatikan-Finanzen ließ auf sich warten, und ganz besonders in Deutschland kam seine konservative Haltung gegenüber Zölibat und Homosexuellen-Ehe nicht gut weg – ebenso wie die Verweigerung des Priestertums für Frauen und die harte Linie, was Abtreibungen anbelangt.

"Nach zehn Jahren sind wenige Reformen umgesetzt"

"Große Hoffnung, tiefer Fall?", fragt daher Autor Jürgen Erbacher, Leiter der ZDF-Redaktion "Kirche und Leben katholisch", die unter anderem auch für die Reportagereihe 37° zuständig ist.

"Nach zehn Jahren sind wenige Reformen umgesetzt. Konservative bremsen ihn aus, Intrigen machen ihm das Leben schwer", heißt es in der Ankündigung des Porträts. "Mit Blick auf Deutschland geht Franziskus auf Konfrontationskurs zur Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken, die Veränderungen wollen." Das Diktum des Papstes gegenüber den deutschen Bischöfen und ihrem synodalen Weg kurz vor dem Besuch der deutschen Bischöfe im November fiel streng aus: "Deutschland hat bereits eine große evangelische Kirche. Ich möchte keine zweite" sagte er. Das steckt reformwilligen Katholiken noch immer in den Knochen.

Unverantwortlicher Umgang mit Missbrauchsfällen

Zwar reist Franziskus viel und tritt dabei für Frieden und Verständigung zwischen den Religionen ein, doch wurden nur wenige seiner Versprechungen auch in Taten umgesetzt. Nicht zuletzt wird ihm aber auch ein zu lascher Umgang mit der Aufarbeitung weltweiter Missbrauchsfälle vorgeworfen. Deutsche Katholiken gaben zur Begründung der massenhaften Kirchenaustritte vor allem die Missbrauchsfälle kirchlicher Würdenträger und den Umgang mit Betroffenen an.

Wird Franziskus bei seinen Reformvorhaben vor allem von Konservativen ausgebremst? Im Film versuchen zahlreiche Weggefährten und Beobachter des Papstes, seine Gedankenwelt zu erklären. Zu Wort kommen frühere und gegenwärtige Kardinäle wie Walter Kaspar und Ludwig Müller, aber auch die deutsche Ex-Botschafterin beim Vatikan, Annette Schavan, und der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der sich zu den fortschrittlichen deutschen Kirchenvertretern zählt, wurde erst kürzlich im wichtigsten Beratergremium des Papstes, dem neunköpfigen Kurienrat, durch den Luxemburger Jean-Claude Hollerich ersetzt. Gut zu hören, was Marx, laut Erbachers früherer Vorankündigung noch "eine der wichtigsten Brücken zwischen Franziskus und der katholischen Kirche in Deutschland" im Papst-Film da zu sagen hat.

Papst Franziskus – große Hoffnung, tiefer Fall? – Do. 06.04. – ZDF: 23.30 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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