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"Zero": Was bringt die Zukunft?

von Eric Leimann

Eine Journalistin deckt das Komplott eines mächtigen Internet-Konzerns auf. Auch die Regierung ist beteiligt. Verfilmung des gleichnamigen Romans von Marc Elsberg.

ARD
Zero
Science Fiction-Drama • 03.11.2021 • 20:15 Uhr

"Sie wissen was du tust", lautet etwas plakativ der Untertitel des Romans "Zero" von Bestseller-Autor Marc Elsberg. Derzeit ist der 1967 geborene Österreicher auch wegen der Verfilmung seines Stromausfall-Katastrophen-Szenarios "Blackout" mit Moritz Bleibtreu in Serienform (Joyn+) präsent. 2014, zwei Jahre nach "Blackout", erschien Elsbergs in einer nahen Zukunft spielendes Buch "Zero", in dem sich die Menschen über ihre "ActApp" in fast jeder Lebenssituation erzählen lassen, was in diesem Moment zu tun wäre. Teil dieser Welt ist die erfahrene Journalistin Cynthia Bonsant (Heike Makatsch), Witwe und alleinerziehende Mutter der 17-jährigen Tochter Viola (Luise Emilie Tschersich). Cynthia war nach dem Tod ihres geliebten Mannes eine Weile arbeitslos, bekommt aber nun vom einflussreichen Online-Medium "Daily" eine Chance zur Bewährung.

Sie soll einen Skandal erforschen: Kameradrohnen drangen illegal in ein Geheimtreffen von Carl Montik (Sabin Tambrea), Vorstandsmitglied des marktbeherrschenden Internetkonzerns "Freemee", mit Regierungsmitgliedern ein – und dokumentieren das Geschehen live im Internet. Die anonyme Netzaktivistengruppe "Zero", die von der Regierung als terroristisch eingestuft wird, bekennt sich öffentlich zu dem medialen Angriff. Als ein Freund von Cynthias Tochter bei einer im Netz übertragenen Hetzjagd auf einen Kriminellen erschossen wird, lenkt das ihren Verdacht auf die Machenschaften des Konzern "Freemee". Cynthia vermutet, dass die "ActApp" mitverantwortlich für den Tod des Jungen sein könnten. Die Journalistin beginnt mit der Recherche, die gemäß den Regeln des Science Fiction-Thrillers natürlich auch sie selbst samt Tochter in Gefahr bringt.

Die Idee der ARD, mit einer "Near Future"-Reihe das ungewohnte Genre des Science-Fiction-Films mal wieder im Fernsehfilm-Format zu wagen, ist zu loben. Und das Konzept, spannende gesellschaftliche Fragen zugespitzt in einer nahen Zukunft zu verhandeln, hat auch schon funktioniert: In "Exit", dem Debütfilm der Reihe vom Herbst 2020, spielte Friedrich Mücke einen Virtual Reality-Unternehmer, der sich zunehmend fragen muss, welche seiner Erlebnisse nun echt und welche simuliert sind. Auch Projekte wie "Das Haus" mit Tobias Moretti, dessen "Smart Home" sich selbständig macht, oder das schon mit Preisen überhäufte Maria Schrader-Werk "Ich bin dein Mensch" (Silberner Bär, Deutscher Filmpreis), die später auf dem Sendeplatz zu sehen sein werden, sind Teil des "Near Future"-Projektes.

Woran die 2014 durchaus weitsichtige Vision Marc Elsbergs in der 2021-Filmumsetzung von Jochen Alexander Freydank (Regie) und Johannes Betz (Drehbuch) ein wenig krankt, ist die leichte Abgenutztheit der ein oder anderen pessimistischen Zukunfts-Idee sowie die etwas plakative Umsetzung des Stoffes mit Hilfe gängiger Krimi- und Thriller-Klischees. Das Thema des Films bleibt zwar sehr aktuell, seine Umsetzung aber doch weitgehend erwartbar. Von wegen, die Zukunft würde Abenteuer bereithalten. Diese "Near Future" arbeitet doch ein wenig zu sehr mit Mitteln vielfach beanspruchter Dystopien in einer blässlichen TV-Welt, die zudem nach einem etwas zu schmalen Budget ausschaut.

Zero – Mi. 03.11. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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