Die letzten Jahre waren harte Zeiten für Multikulti-Komödien. Die ARD versuchte es dennoch mehrfach – etwa mit dem Film "Der Hodscha und die Piepenkötter", der nun im Ersten wiederholt wird.
Ursel Piepenkötter (Anna Stieblich) ist eine Vollblutpolitikerin, die auch nach Feierabend das Kostüm nicht ablegt. Als Bürgermeisterin des kleinen Städtchens Lautringen muss sie sich der Wiederwahl stellen; eigentlich eine ausgemachte Sache, dass die Kandidatin der "Christlichen Partei Deutschlands" im Amt bestätigt wird. Dann aber taucht Nuri Hodscha (Hilmi Sözer) auf. Der Imam will die örtliche Moschee abreißen und durch einen schicken Neubau ersetzen, Minarett inklusive. Die Lautringer sind empört ob dieser muslimischen Invasion ins beschauliche Abendland, und mit Stadtrat Dr. Schadt (Fabian Busch) erwächst Piepenkötter gar ein Gegenkandidat ums Bürgermeisteramt. Fortan muss auch sie gegen die Moschee kämpfen, um wiedergewählt zu werden – und wird zur Wutbürgerin wider Willen in der ARD-Komödie "Der Hodscha und die Piepenkötter".
Nur eignet sich Nuri Hodscha leider nur schwerlich als Feindbild: Der Imam spricht besser Deutsch als die meisten Lautringer, hört leidenschaftlich gerne Freddy Quinn und schickt seine Tochter aufs Gymnasium. Piepenkötter bleiben nur unlautere Mittel, um Hodscha einzuschüchtern. Sie versucht es mit Haschkeksen, der Ansiedlung von gefährdeten Kröten auf dem Baugrundstück und mit einem riesigen Kreuz, das sie im Rahmen des "Lautringer Skulpturensommers" vor der Moschee aufstellen lässt. Dr. Schadt greift gar zu noch gröberen Mitteln und versucht, den Imam mit Hilfe von Schlägertrupps einzuschüchtern.
Harmlos bleibt "Der Hodscha und die Piepenkötter" dennoch. Denn den Machern der Komödie schien 2016, zur Hochzeit der so genannten Flüchtlingskrise, bewusst zu sein, welch Risiko sie mit einer Multikulti-Komödie eingehen. Denn auch wenn kaum ein anderes Genre seit Jahren so beliebt ist in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft: Bei kaum einem anderen Genre kann man sich so leicht in die Nesseln setzen. Deswegen entschieden sich Buket Alakus (Regie) und Gernot Gricksch (Buch) mit ihrem Film für den Mittelweg: "Der Hodscha und die Piepenkötter" ist lustig, keine Frage, doch nur selten wirklich bissig.
Vielmehr ist der Film, wen wundert's, um Versöhnlichkeit bemüht. Dafür sorgen, natürlich, die lieben Kinder: Patrick (Damian Hardung), der Sohn der Bürgermeisterin, verliebt sich ausgerechnet in Hülya (Yeliz Simsek), die Tochter des Imams. Und beide lernen: Liebe kennt keine kulturellen Grenzen. Da wird es einem warm ums Herz, auch in diesen kalten Zeiten.
Bissig ist der Film nur dann, wenn Osman (Hasan Ali Mete), die hochkomische Karikatur eines strenggläubigen Moslems, einen Auftritt hat: Zusammen mit seiner vollverschleierten Frau Cicek (Sermin Kayik) gehören ihm die besten Szenen des Films. Sehenswert ist "Der Hodscha und die Piepenkötter" aber vor allem dank seiner hervorragenden Besetzung: Anna Stieblich gelingt eine hervorragende Persiflage einer karrierefixierten Politikern; und Hilmi Sözer feierte nach Jahren ein kleines Fernseh-Comeback.
Quelle: teleschau – der Mediendienst