Dokumentarfilm bei ARTE

David Gilmour live in Pompeji: Ein historisches Spectaculum

von Sven Hauberg

David Gilmour hat im vergangenen Jahr zwei Konzerte im Amphitheater von Pompeji gespielt und sich damit einen Eintrag in die Geschichtsbücher der Ruinenstadt gesichert. Die Höhepunkte der Shows sind nun bei ARTE zu sehen.

ARTE
David Gilmour Live at Pompeii
Musik & Konzerte • 22.12.2017 • 23:15 Uhr

Heute, da alles entweder als episch gefeiert oder als Skandal verdammt wird, muss man aufpassen mit starken Wertungen. David Gilmours Auftritt in Pompeji kann man allerdings ganz gefahrlos als historisch bezeichnen. Schließlich war der ehemalige Pink-Floyd-Sänger der erste Mensch seit rund 2000 Jahren, der im Amphitheater der antiken Stadt vor Publikum aufgetreten ist. Im Jahr 79 nach Christus war das zuletzt der Fall, mutmaßlich schlugen sich damals, kurz bevor die Stadt beim Ausbruch des Vesuvs unterging, Gladiatoren gegenseitig die Köpfe ein. Im Sommer 2016 spielte Gilmour zwei Konzerte, die der hervorragende Film "Live At Pompeii" dokumentiert.

Dass ausgerechnet Gilmour die Erlaubnis bekam, in dem historischen Gemäuer ein Konzert zu geben, erstaunt zunächst. Schließlich musste 1989 der Bürgermeister von Venedig zurücktreten, nachdem Pink Floyd auf einer Riesenbühne vor der Lagunenstadt spielen durften. Vom Dogenpalast seien Mauerteile abgefallen, monierten damals Denkmalschützer, die Band sei schlicht zu laut gewesen.

Andererseits wird Pink Floyd wohl nirgends sonst auf der Welt so viel Verehrung zuteil wie in Italien. Und: Die Band durfte schon einmal im Amphitheater von Pompeji spielen, wenn auch ohne Publikum und nur für die Kameras. 1971 war das, kurz vor Erscheinen des Jahrhundertwerks "Dark Side Of The Moon". Auch insofern ist die Rückkehr an den Fuße des Vesuvs historisch, zumindet aus Sicht der Band, deren Köpfe Roger Waters und David Gilmour schon seit vielen Jahren nicht mehr gemeinsam spielen.

Gänsehaut-Atmosphäre

Während Waters derzeit mit der ganzen Maschinerie an Pink-Floyd-Effekten im Gepäck durch die Welt reist, hielt sich Gilmour deutlich zurück bei seiner Tour durch die schönsten Spielstätten Europas (bei der er in Deutschland allerdings ausgerechnet in der Oberhausener Arena Halt machte). Wozu bräuchte er in Pompeji auch fliegende Schweine, wenn im Hintergrund majestätisch der Vesuv in den Abendhimmel ragt? Statt Effekten gibt es hier eine Atmosphäre, die wahrlich für manchen Gänsehautmoment sorgt.

Vor allem natürlich dann, wenn Gilmour liebgewonnene Pink-Floyd-Klassiker wie "Wish You Were Here" oder "The Great Gig in the Sky" spielt. Anfangs gibt es viel vom 2015 erschienenen Soloalbum "Rattle That Lock" zu hören, zwischendrin Stücke aus der Post-Waters-Phase von Pink Floyd, "Sorrow" etwa. Ganz klar: Gilmour, der sich schon immer für den besseren Musiker des Songwritergespanns hielt, will hier zeigen, was er kann.

Gänzlich unprätentiös aber gibt er sich auf der Bühne, wie immer mit schwarzem T-Shirt. Immerhin feierte der Mann im vergangenen Jahr auch schon seinen 70. Geburtstag. Gefilmt ist das Konzert in langen Einstellungen und mit wenigen Schnitten, so als hätte, Jahre nach Gründung von Pink Floyd, nicht irgendwann MTV eine neue Ästhetik begründet. Zielgruppengerecht sei das, könnte man ätzen, aber eigentlich ist es eine Wohltat. Zum Schluss dann, wie immer bei Gilmour, sein Meisterstück "Comfortably Numb" aus "The Wall" in einer fast zehnminütigen Version. Am Ende der zwei Nächte dann stehen die Ruinen des Amphitheaters noch. Der Dogenpalast in Venedig übrigens auch.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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