In einem bayerischen Dorf kommen gleich mehrere Senioren ums Leben. Deren Nachkommen sehen in ihrem Tod eine lukrative Chance: Sie lassen die Alten weiterleben und kassieren die Rente.
An bayerische oder Münchner TV-Komödien wie "Die Hausmeisterin" oder gar "Monaco Franze" sollte man jetzt besser nicht denken, auch wenn im Schelmenstück selber namentlich manches Zitat eingestreut sein mag. Wir sind im Lande des Schweinsbraten, des Leberkas' und der Weißwurst, mithin des Deftigen. "Falsche Siebziger" knüpft an das berühmt gewordene "Hobeditzn" an, einen Schwank um fiktives Brauchtum und ein Erbe. Das Drehbuch hatte damals, wie jetzt, Regisseur Matthias Kiefersauer mit Alexander Liegl geschrieben. Die kühne Story geht so: Als in gleich mehreren Familien die Senioren sterben, lassen die Hinterbliebenen die Leichen am Leben, um Renten und anderes Erbe einzustreifen.
Das nimmt sich anfänglich drollig aus, wenn Sebastian Bezzel (der "Eberhofer"-Star diesmal ganz schön durchtrieben) und Markus Krojer als Vater und Sohn Hochstetter den Opa samt Freundin zum Seniorentreff fahren. Noch bevor es dazu kommt, fliegen sie aus der Kurve – zwar werden die Senioren nicht überfahren, doch der Strommast auf den sie knallen, setzt die Leitplanke, auf der die Alten sitzen, unter Strom. Ein Zauberbild mit Blitz und Donner, das nicht nur wegen des Darstellers Krojer an "Wer früher stirbt, ist länger tot" erinnert. Inzwischen 22, spielt er den 16-jährigen Sohn und hat noch einmal den frechen Jungencharme von ehedem.
"Papa, ich hab' den Opa überfahren", sagt er mit unschlagbarer Naivität und Ehrlichkeit. Der Papa sieht das aber ganz anders. Gequält von schlagkräftigen Geldeintreibern, wittert er die Chance, endlich die ausstehenden Schulden zurückzubezahlen. "Mit dem Opa seiner Rente, da lassen sich Probleme lösen", sagt er lapidar. Sein Auge ist von der Tortur seiner Gläubiger derart angeschwollen, dass es jeder Geisterbahn-Atrappe zur Ehre gereichte.
Gesagt, getan. Doch als die beiden ihre Toten in einem Salzstollen verstecken wollen, liegt da schon eine weiterer Mensch, schon vor Wochen abgelebt. Iris (Kathrin von Steinburg), die Tochter der Toten, hat längst einen Plan: Auch sie will aus Gründen der Erbschaft das offizielle Ableben ihrer Mutter noch eine Weile verschieben.
Komik braucht Luft zum Atmen
Da heißt es nun, vielfach "Doubles" zu finden. Für alle die eilends Angeheuerten selbstredend ein teuflischer Spaß. Fred Stillkrauth hat den Großvater drauf, als wäre er dieser selbst gewesen. Gundi Ellert wiederum hat die tollsten Nummern als "falsche Anna": erstens ist ihr Pass abgelaufen, und dann will ihr auch noch der Pfarrer an die Wäsche, ganz wie er es früher bei der echten Anna getan. Wirklich komisch ist es, wenn sie ihre betrügerischen Rollen proben: "Griaß di', Anna!" – "Griaß di' Cajetan!" – Bezzel, der im Film einen leichtfertigen Hallodri spielt, gibt dann Regieanweisungen wie der Handwerker bei Shakespeare im "Sommernachtstraum": "Du musst immer die Anna sein!", sagt er zur Ellert. Es geht schließlich ums Ganze.
So spielen sie sich den Hintern wund, die willfährigen Alten. Aber weil sich vieles doch wiederholt, ist der Komödienstadel nicht mehr so weit. Die Kalauer hängen ein wenig in der Luft, die Figuren verlieren den notwendigen Rest an Realismus und Glaubwürdigkeit. Am Ende aber sitzen sie alle im Hergottswinkel, und ausgerechnet der "Eberhofer" Sebastian Bezzel sagt mit versteinerter Miene beim Blaulichtgeflacker von draußen: "Scheiße, Polizei!". Solche Kargheit hätte man dem Film öfter gewünscht, Komik braucht halt Luft zum Atmen. Sonst wird sie schnell zu Klamauk.
Quelle: teleschau – der Mediendienst