TV-Koch über seinen "Fettkampf"

Frank Rosin: "Ich hatte eine beginnende Fettleber"

von Eric Leimann

Das kochende Unterhaltungstalent Frank Rosin kennt man als selbstbewussten Macher und Kraftmenschen aus dem TV. Im Interview zu eigenen Ernährungssünden gibt sich der 52-Jährige erstaunlich selbstkritisch.

Auch wenn der Titel "Frank Rosins Fettkampf" ein wenig ungelenk klingt, das Platzieren der sechsteiligen Doku kurz nach dem Jahreswechsel (Donnerstag, 3. Januar, 20.15 Uhr, kabel eins) könnte bei vielen reumütigen Sündern der "fetten Tage" auf fruchtbaren Boden fallen. Frank Rosin, einziger deutscher TV-Koch mit zwei Sternen, ist bekannt dafür, deutliche Worte zu finden. Nicht nur in seinem Erfolgsformat "Rosins Restaurants", das seit neun Jahren läuft, sondern auch in eigener Sache. Viel zu dick sei der 52-jährige Vater dreier Kinder geworden. Ein das Format begleitender Facharzt bescheinigte Frank Rosin gar Adipositas sowie eine Fettleber. Im Docutainment-Format "Rosins Fettkampf" treten nun zwei übergewichtige Gruppen zum Abnehm-Wettstreit gegeneinander an.

prisma: "Rosins Fettkampf" ist nun im TV zu sehen. Läuft auch Ihre Diät noch?

Frank Rosin: Ja, ich bin noch dabei. Allerdings habe ich auch nicht vor, diesen neuen Lebensstil zu beenden. Ich bin fest entschlossen, mich in Zukunft ordentlich zu ernähren. Soweit es geht auch fleischfrei.

prisma: Sie sind Vegetarier geworden?

Rosin: Ich werde es nicht ganz streng handhaben. Ab und zu ein Steak muss schon mal drin sein. Aber ich werde sicher nicht fünf Tage pro Woche Fleisch essen. Das wird deutlich seltener der Fall sein.

prisma: Fleisch macht nicht unbedingt dick. Warum erwähnen Sie als erste Ihrer neuen Ernährungsregeln den Fleischverzicht?

Rosin: Die meisten Leute essen viel Fleisch, weil sie auf deftiges Essen stehen. Den Wunsch nach dem Deftigen setzen sie mit Fleisch gleich. Es ist allerdings kompletter Blödsinn. Die Zubereitungsart macht ein Essen deftig, nicht die Tatsache, ob man Fleisch als Basis nimmt oder nicht. Man kann auch vegetarisch sehr deftig kochen. Mich treiben aber auch anderen Themen um. Zum Beispiel die Massentierhaltung und der Fischfang.

prisma: Wie meinen Sie das?

Rosin: Wir blenden das alles aus, wenn wir essen, was wir essen. Letztendlich muss jeder wissen, ob und wie viel er von dem konsumieren will, was auf diese Art und Weise auf den Teller kommt. Wir schimpfen oft auf die Lebensmittelindustrie. Dabei können wir nur bei uns selbst anfangen, Dinge zu verändern.

prisma: In welchen Umfang müssen wir uns verändern?

Rosin: Das kann nur jeder selbst entscheiden. Vieles in Bezug auf Geschmack und Ernährung ist Legende oder entsteht im Kopf. Der liebe Gott wollte nie, dass ein Huhn weniger wert ist als ein Hummer. Oder dass eine Karotte gegenüber einem Trüffel als minderwertig oder langweilig betrachtet wird. Alle diese Wertigkeiten werden vom Markt geregelt, nicht vom Produkt selbst. Letztendlich sind alle Zutaten dieser Erde gleich viel wert. Eine gut zubereitete Karotte kann fantastisch schmecken, ein schlecht zubereiteter Trüffel dagegen lausig.

prisma: Man sagt, Diäten bringen nichts. Viel mehr geht es um die Veränderung des Lebensstils. Wenn man Ihnen zuhört, glaubt man, dass Sie das genauso sehen. Also – nie wieder Junk-Food?

Rosin: Sehen Sie, ich habe zugenommen, weil meine Art, mich zu ernähren, schlecht war. Ich aß ja privat nicht so, wie ich im Restaurant gekocht habe (lacht). Nein, Diäten bringen in der Tat nichts, wenn man sie als kurze Phase der Veränderung im Sinne einer Gewichtsreduktion betrachtet. Ich definiere Diät so, dass es eine Phase ist, in der man klare Veränderungen ins eigene Leben einbaut. Viele davon sollte man aber langfristig beibehalten. Diät heißt, eine eigene Balance für Körper, Geist und Seele zu entwickeln.

prisma: Wovon werden die meisten Leute dick?

Rosin: Die klassischen Sünden sind Alkohol, Süßigkeiten und Fastfood. Man muss auch nicht dreimal am Tag oder öfter essen. Mir bekommt es sehr gut, nur noch zweimal am Tag zu essen. Danach versuche ich, 16 Stunden aufs Essen zu verzichten. Dies ist etwas, was im Sinne der Gewichtsreduktion und Kontrolle sehr viel bringt.

prisma: In "Rosins Fettkampf" bekommt jeder Teilnehmer eine passende Diät von einem Facharzt verordnet. Welche bekamen Sie zugewiesen – und warum?

Rosin: Ich sollte tierische Fette drastisch reduzieren. Dazu veränderte ich meinen Ernährungsrhythmus und ließ Zucker weg. Außerdem Alkohol, denn das ist ein echter Killer. Nicht nur wegen der Kohlenhydrate, sondern auch, weil unter Alkoholeinfluss 36 Stunden keine Fettverbrennung mehr stattfindet. Ich hatte eine beginnende Fettleber. Dazu lagen mein Gewicht und mein Body-Mass-Index im Bereich der Adipositas.

prisma: Wie schwer fiel Ihnen das Verzichten?

Rosin: Ich komme damit klar, weil man viel aus diesem neuen Lebensstil herauszieht. Verzicht hat ja auch etwas Meditatives. Wenn man sich selbst kasteit und reduziert lebt, bereitet einem ein Teller Reis mit warmen Kirschtomaten und Basilikum auf einmal wieder große Freude.

prisma: Also schmeckt das Essen insgesamt besser, wenn man vom Übermäßigen ablässt?

Rosin: Natürlich, jede Art von Exzess führt auf Dauer zu einem Verlust an Freude im Leben. Entweder endet das Ganze in einer Sucht oder in Gleichgültigkeit. Viele Menschen leben in Sachen Ernährung in einem ständigen Exzess.

prisma: Wie kommt es, dass Sie sich trotz Ihres profunden Wissens übers Kochen von viel Junkfood ernährten?

Rosin: Ernährung hat viel mit Gewohnheit zu tun. Ich bin in der Pommes-Bude geboren, meine Eltern haben damit ihr Geld verdient. Pommes mit Currywurst esse ich wirklich gerne, dazu stehe ich auch.

prisma: Also lässt die Lust auf Junkfood nicht im gleichen Maße nach, wie man sich bezüglich der feinen Kochkunst weiterentwickelt?

Rosin: Man muss das anders betrachten. Ernährung hat viel mit Ambiente und Psychologie zu tun. Im Fußballstadion will ich kein Lachsbrötchen essen, sondern lieber eine Bratwurst mit Brötchen. Letzteres schmeckt da einfach besser. In einem Restaurant, in dem ich gemütlich mit meiner Frau sitze, trinke ich dagegen lieber ein gutes Glas Wein und esse ein feines Fischgericht. Die Bratwurst wäre da für mich völlig fehl am Platze.

prisma: Und manchmal muss es auch ein Kübel Eiscreme sein?

Rosin: Na ja, der berühmte Amarena-Becher oder wenn meine Frau Eis mit Sahne und heißen Kirschen macht – da muss ich mich dann entweder betäuben oder ich esse es halt (lacht).

prisma: Wie lange sind Sie jetzt auf Diät?

Rosin: Seit Ende August, Anfang September.

prisma: Und Sie hatten seitdem keinerlei Einbrüche?

Rosin: Nein, keine schwerwiegenden. Und das, obwohl mein Lebensstil viele Versuchungen bereithält. Ich betreibe ein Gourmet-Restaurant, habe eine Firmengruppe mit sieben Firmen, drehe mehrere TV-Formate im Jahr – und alles hat mit Essen zu tun. Natürlich passieren ab und an kleine Sünden. Einige Diäten beinhalten den sogenannten Cheat-Day. Einmal die Woche darf man dann richtig sündigen. Man macht das nicht, weil es gut wäre für den Körper, sondern weil man sich auf diese Art und Weise moralisch an etwas festhalten kann. Ein Glas oder eine Flasche Wein alle zehn Tage muss für mich schon mal drin sein. Darauf will ich auch nicht verzichten.

prisma: In welcher Hinsicht hat sich Ihr Leben seit der Diät positiv verändert?

Rosin: Ich stehe wieder vorm Spiegel und bin eitel. Das gab es vorher eine Weile lang nicht mehr. Wer seinen Körper mag, fühlt sich auch psychisch insgesamt deutlich besser. Das eine gibt es ja nicht ohne das andere.

prisma: Und Sport gehört nun ebenfalls zu Ihrem Leben? Das Trainieren ist immerhin Teil des TV-Formates ?

Rosin: Ja, ich mache jetzt viel Fitness und gehe auch zum Krafttraining. Mein Programm besteht aus Cardio-Training, Gewichten und Kickboxen. Zwei- bis dreimal pro Woche gehe ich nun zum Sport. Wenn ich früher mit meinen Kindern gespielt habe, brauchte ich danach eine Minute, bis ich aufstehen konnte. Mittlerweile geht das deutlich schneller (lacht).


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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