"Wilsberg"-Kommissar Overbeck ermittelt in Friesland
Was macht denn Kommissar Overbeck in Leer? Der aus den "Wilsberg"-Krimis bekannte Ermittler gerät bei einem Besuch in Ostfriesland in einen Mordfall. Nicht das erste Crossover der zwei ZDF-Reihen.
Darauf hatten die Leeraner gerade noch gewartet, dass der stets nervige Kommissar Overbeck aus Münster von dort noch einmal zurückkehren würde zu ihnen. In allzu guter Erinnerung haben sie ihn ja nicht. Overbeck (Roland Jankowsky), erneut als Crossover aus "Wilsberg" in den "Friesland"-Krimi eingebaut und diesen durchaus bereichernd, will mit einer Schnäppchen-Jacht seine Angebetete, die örtliche Apothekerin und Amateur-Kriminalistin Insa Scherzinger (Theresa Underberg), für sich gewinnen. Doch dann gerät er mitten in einen verzwickten Kriminalfall hinein: Der Sicherheitschef des nahen Sperrwerks, das den Ablauf der Gezeiten reguliert, wurde auf seiner eigenen Jacht ermordet. "Gegenströmung" ist der elfte Krimi aus der "Friesland"-Reihe überschrieben. Zweimal schon gab es sogenannte Crossover-Eposiden mit dem Klassiker "Wilsberg".
Warum ausgerechnet die junge Frau, die der Streifenpolizist Henk Cassens (Maxim Mehmet), am Kopf verletzt und ohne jedes Erinnerungsvermögen, beim Joggen am Wegesrand vorfindet, den Sicherheitschef ermordet haben soll, bleibt lange Zeit unerfindlich – es ist der Ausgangspunkt eines nicht unkomplizierten Puzzles. Nicht zuletzt Overbeck, der fahndungserfahrene Mann aus Münster, trägt mit seinem Wissen zu der Erkenntnis bei, dass es sich bei der Aufgelesenen um eine gemeingefährliche Ökoaktivistin handelt, die wegen vorheriger Vergehen bereits auf den Fahndungslisten steht.
Als dann die Aktivistin (Sophie Pfennigstorf) die Flucht ergreift, ist für den stets im eigenen Saft schmorenden Revierleiter Brockhorst (Felix Vörtler) die Sache klar – zumal Overbeck und der Apothekerin bei eigenmächtigen Recherchen im Hafen die Leiche des vermissten Sicherheitschefs entgegenfällt: Kerstin Wittmar wollte einen Anschlag auf das Sperrwerk vorbereiten und wurde dabei überrascht.
Witzige Dialoge retten einen hanebüchenen Plot
Aus alldem entwickelt sich ein über weite Strecken recht witziges Waterkant-Dialogstück. Der kleine Hafen gibt mit seinen Segelbooten dabei eine illustre Kulisse ab, in der sich prächtig ermitteln und kalauern lässt. Ein El Dorado für das gesamte Ostfriesen-Ensemble und seinen Gast, den "Stalker aus Münster", der nicht nur vom aktuellen Fall, sondern auch von "seiner" Apothekerin partout nicht lassen will.
Doch wie das so ist, wenn sich Krimi und Komödie kreuzen: Des einen Trumpf geht auf Kosten des anderen. Der Krimiplot selbst wirkt hier eher an den Haaren herbeigezogen. Dass es idealistische Umweltschützer vom Schlage der guten Greta aus Schweden ausgerechnet auf das optisch beeindruckende "Sperrwerk" abgesehen haben sollten, erscheint so sperrig wie der Name des Gezeitenbändiger-Bauwerks selbst. Die Story macht denn auch alsbald einen rasanten Bogen – führt sie doch in frühere Zeiten zurück und entpuppt sich dabei als raffiniert angedachter Racheakt.
Kein Wunder, dass dieser Samstagskrimi (Drehbuch: Stefan Rogall, Regie: Marc Rensing) seine Stärken vor allem in seinen komischen Momenten hat – vor allem, wenn es sich – running gag – um den aufdringlichen Kommissar aus Münster dreht. "Alarm, er ist hier!" lautet der Warnruf stets, wenn er naht. Als pirsche sich ein Fuchs an die Enten heran. Weil man aber "von Leer bis nach Münster" segeln kann – man lernt viel über Geografie in diesem Film – darf man wohl auf manch weitere gedeihliche Zusammenarbeit zwischen den TV-Polizisten aus Münster und Ostfriesland hoffen.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH