"Die Puppenspieler"

Herbert Knaup: "Die Kunst stand und steht immer im Vordergrund"

von Marion Genetti

Herbert Knaup ist in dem Zweiteiler "Die Puppenspieler" in der Hauptrolle als legendärer Augsburger Kaufmann Jakob Fugger zu sehen. Darüber muss man reden!

Erst nach einer erfolgreichen Theaterkarriere an den Bühnen von Basel, Bremen, Wien und Köln kam Herbert Knaup mit 37 Jahren zum Film. Das ist 24 Jahre her. Heute ist Herbert Knaup Ob im "Tatort", bei "Lola rennt" oder als Kommissar Kluftinger – inzwischen ist der Wahl-Berliner nicht mehr aus der deutschen Fernseh- und Filmlandschaft wegzudenken. Nun ist der 61-Jährige als Kaufmann Jakob Fugger in "Die Puppenspieler" (Mittwoch, 27.12., und Freitag, 29.12., um 20.15 Uhr, ARD) in einem Historienfilm zu sehen. Wir haben mit dem gebürtigen Allgäuer über seine Finanzen sowie die durchwachten Nächte seiner Jugend gesprochen, er verrät im Interview auch, warum er sich noch immer – trotz Hungerlohns – regelmäßig auf eine Bühne stellt.

prisma: Sie stellen in "Die Puppenspieler" den berühmten Augsburger Kaufmann Jakob Fugger dar. Was war das für ein Mensch?

Herbert Knaup: Das war ein knallharter Geschäftsmann, der mit wenig Startkapital ein unendliches Vermögen anhäufen konnte. Er hatte ein unglaubliches Gespür für Geld und dessen Vermehrung. Andererseits war er ein asketischer, rationaler und sehr zurückhaltender Mann. Vor allem letzteres ist mir in der Darstellung recht schwergefallen.

prisma: Das heißt?

Knaup: Der Regisseur Rainer Kaufmann musste mich immer wieder an die Zügel nehmen. Ich solle mich zurücknehmen, meinte er. Fugger müsse eine Projektionsfläche sein. Er ist zwar der Strippenzieher und hat die Macht, er bleibt aber im Hintergrund. Ich bin ja eher ein emotionaler Typ, auch beim Spielen, deshalb sind mitunter dann doch die Pferde mit mir durchgegangen.

prisma: Was macht den Händler aus dem 15. Jahrhundert für uns heute noch relevant?

Knaup: Mit Jakob Fugger erleben wir einen Kaufmann, Stifter und Visionär in der Blütezeit der Renaissance. Er versteht es geschickt, immensen materiellen Gewinn aus den wirtschaftlichen Veränderungen seiner Zeit zu ziehen. Als Erneuerer des Bankwesens, des Networkings und der Metallindustrie – Geld gegen Schürfrechte – wird er einer der ersten Großkapitalisten und Global Player. Sein Ziehsohn Richard (gespielt von Samuel Schneider, d. Red.) erinnert ihn an eine leidenschaftliche, unbekümmerte Zeit der Liebe und des kurzen Glücks mit Richards Mutter Zobeida. Aber Richards ungezügeltes Temperament und sein Kampf um Gerechtigkeit und Rache stehen im Widerspruch zu Jakob Fuggers kalkuliertem und rationellem Planen und Handeln, um zum Ziel zu gelangen.

prisma: Was hat Sie als Schauspieler an dieser Rolle gereizt?

Knaup: Ich hatte Lust, neben den alten kluftigen Kommissaren mal wieder einen ganz anderen Charakter darzustellen. Was Neues zu wagen. Und es hat mich auch gereizt, mich in den reichsten Mann der Welt hineinzufühlen. Herauszufinden, wie so jemand denkt. Man lernt dabei ja auch neue Facetten von sich selbst kennen.

prisma: Die da wären?

Knaup: Also ich habe mich schon gefragt, wie ich so mit meinem Bankkonto klarkomme.

prisma: Zufrieden?

Knaup: Ja, einigermaßen.

prisma: Wie wichtig sind Ihnen persönlich denn Geld und Reichtum?

Knaup: Nicht sonderlich. Die Kunst stand und steht für mich immer im Vordergrund. Wenn die aber noch mit einem guten Gehalt einhergeht, dann ist das natürlich umso besser. Ich habe viele Jahre am Theater gearbeitet, da sieht es finanziell gesehen eher bescheiden aus. Erst mit 37 Jahren habe ich angefangen, Filme zu drehen. Es ging mir nie darum, mit der Schauspielerei das große Geld zu machen. Das ist in Deutschland ohnehin schwierig, dafür müsste man schon in die USA oder nach England gehen.

prisma: Aber trotz bescheidener Entlohnung stehen Sie nach wie vor regelmäßig auf der Bühne ...

Knaup: Richtig. Theater ist wichtig, weil es einen durchputzt. Erst der direkte Kontakt mit dem Publikum zeigt, ob der Funke noch rüber springt.

prisma: Wie kamen Sie eigentlich zur Schauspielerei?

Knaup: Mich haben Filme schon als Kind fasziniert, Lee Marvin und Marlon Brando habe ich geliebt. Zum Entsetzen meiner Mutter, die wollte mich lieber ins Bett schicken, mein Vater war nachsichtiger. Und so habe ich jeden Abend Filme geguckt und sie am nächsten Tag völlig übermüdet in der Schule nacherzählt. Weil ich reichlich Fantasie hatte, habe ich einfach Sachen dazu erfunden. Meine Mitschüler waren mein erstes Publikum. Wobei anfänglich hatte ich ein anderes Berufsziel.

prisma: Welches denn?

Knaup: Musiker! Meine Geschwister und ich hatten ein Talent für das Musische, das fiel uns leicht. Aber eigentlich komme ich aus einer Arbeiterfamilie, vermutlich wäre ein Handwerksberuf die Alternative gewesen. Was mit Holz vielleicht. Aber da hätte ich heute vermutlich vier Finger weniger. Ich habe eine starke Hornhautverkrümmung und kann kaum zwei Punkte mit einem Lineal verbinden. Mütterlicherseits komme ich aus einer Bauernfamilie. Das wäre aber völlig undenkbar für mich gewesen. In aller Herrgottsfrühe aufstehen zum Kühe melken und dann raus aufs Feld, was für eine Wahnsinns-Maloche. Dass auch die Schauspielerei ein Knochenjob ist habe ich erst festgestellt, als ich schon mitten in der Ausbildung steckte.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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