Mit Prominenz vor und hinter der Kamera erzählt TNT Serie in "I Am The Night" eine unglaubliche, wahre Geschichte – und vertieft sich ganz nebenbei in einen der berühmtesten Mordfälle Hollywoods.
"Du bist farbig?" Der Polizeibeamte, der gerade ihren Freund kontrolliert, mag Pats Worten kaum glauben. Tatsächlich ist Pats Teint auffällig hell, ebenso ihre Augenfarbe. Ihr Vater sei weiß gewesen, erklärt die junge Frau, ihre Mutter jedoch schwarz. Zumindest wuchs sie 16 Jahre lang in diesem Glauben in einer schwarzen Nachbarschaft in Reno, Nevada, auf. Bis sie 1965 auf Papiere stößt, die ihr verraten, dass sie nicht Pat Lee, sondern Fauna Hodel heißt und adoptiert wurde. Nach einem heftigen Streit mit ihrer verbitterten Adoptivmutter bricht sie nach Los Angeles auf, um mehr über ihre richtige Familie zu erfahren. Eine gefährliche Entscheidung, wie sich bald herausstellt: Das TNT-Original "I Am The Night", das auf wahren Begebenheiten beruht, zeigt die Stadt der Engel nämlich von ihrer teuflischsten Seite.
Der Name Hodel ist, wie Fauna (India Eisley) bald feststellt, in Los Angeles kein unbekannter: Ihr Großvater, Dr. George Hodel (Jefferson Mays, zuletzt in "The Ballad of Buster Scruggs") ist dort ein ziemlich reicher, ziemlich berühmter Gynäkologe. Und ein ziemlich berüchtigter. "Dein Großvater ist ein gefährlicher Mann", wird Fauna am Telefon gewarnt. Doch die Neugier auf ihre leiblichen Eltern lässt sie weitersuchen. Unterstützt wird sie dabei von dem Reporter Jay Singletary (Chris Pine), dessen Karriere seit einem Bericht über Dr. George Hodel mehr oder weniger vorbei ist.
"Es gibt Geschichten, die dich bei lebendigem Leibe auffressen", bringt sein Redakteur die Lage Singletarys auf den Punkt. Und diese Geschichte hat es wirklich in sich. Über George Hodel, der 1999 verstarb, kursierten schon zu Lebzeiten die düstersten Legenden. Dass er eine illegale Abtreibungsklinik in Hollywood betrieben haben soll, war noch eine der harmloseren. Mehrfach stand Hodel unter Mordverdacht, darunter in einem der berühmtesten ungelösten Fälle Hollywoods.
Die Memoiren seiner realen Enkelin Fauna Hodel waren es, die Sam Shepard für seine erste Serie adaptierte. Dafür, dass sie also eigentlich die Hauptfigur sein müsste, bleibt Fauna dem Publikum jedoch relativ fremd. Nicht auf die mysteriöse Art, wie die Femmes Fatales in den alten Noir-Filmen, die "I Am The Night" als Vorbild dienen. Sondern leider auf die gleichgültige Art.
Das könnte daran liegen, dass Chris Pines Jay Singletary als kaputter, streitlustiger Kriegsveteran – ein klassischer Noir-Antiheld eben – einfach die dankbarere, aktivere Rolle hat. Die junge, naive Frau, die India Eisley spielt, irrt die meiste Zeit ahnungslos durch die Miniserie, in der jeder mehr zu wissen scheint als sie. Sie wird zum Spielball anderer, zur Nebenfigur in ihrer eigenen Geschichte.
Deutlich spannender als Fauna selbst inszenieren die drei Regisseure, darunter: "Wonder Woman"-Macherin Patty Jenkins, ihre Suche nach Antworten. Immer wieder beschleicht den Zuschauer das Gefühl, als würde irgendetwas in einer verborgenen Ecke lauern, doch richtig greifen lässt sich die Bedrohung nicht. Oft liegt das an der Filmmusik von David Lang, die mit kratzigen, unheilvollen Klängen andeutet, welche Schrecken hinter der Fassade aus Hochglanzbildern lauern.
TNT Serie zeigt die sechsteilige Dramaserie kurz nach der US-Ausstrahlung ab 28. Februar immer donnerstags, 20.15 Uhr, in Doppelfolgen als deutsche TV-Premiere.
Quelle: teleschau – der Mediendienst