Sonntag am Tatort

Verstörendes Morden im hohen Norden

16.06.2017, 10.22 Uhr
von Florian Flicke
Schauspielerin Sibel Kekilli ist im Tatort "Borowski und das Fest des Nordens" ein letztes Mal an der Seite von Axel Milberg zu sehen.
BILDERGALERIE
Schauspielerin Sibel Kekilli ist im Tatort "Borowski und das Fest des Nordens" ein letztes Mal an der Seite von Axel Milberg zu sehen.  Fotoquelle: NDR/Christine Schroeder

Die Landeshauptstadt platzt aus allen Nähten: Mehr als drei Millionen Gäste tummeln sich auf der "Kieler Woche". Doch schon in den Eingangssequenzen von "Borowski und das Fest des Nordens" wird klar, dass die Stimmung beim "Tatort"-Ermittlerduo Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) auf dem Tiefpunkt ist.

"Hitze und Kieler Woche – wie soll's mir da gehen? Beschissen!", blafft Brandt ihren Chef gleich zum Start an. Und im Verlauf des Falles wird das Verhältnis auch nicht mehr besser. "Ich mach Sie fertig, Borowski, ich mach Sie fertig", schreit sie am Ende. Die beiden ohnehin sehr labilen Kommissare haben in dieser "Tatort"-Folge fast nur mit sich selbst zu tun, kämpfen gegen ihre eigenen Bösewichte und immer mehr gegeneinander. Muss dramaturgisch aber auch so sein, denn nach sieben Jahren verlässt Sibel Kekilli die Serie.

Ein Zurück wünscht man sich als Zuschauer ehrlicherweise nicht. Das Tuch zwischen Borowski und Brandt ist zerschnitten. Sie lähmen sich – und sind dem irrlaufenden Mörder immer einen Schritt hinterher. Ach ja, der Fall! Der gerät im Streifen ob der Ichbezogenheit der Kommissare fast aus den Augen. Dabei läuft in Kiel ein Mann herum, der finanziell und nervlich am Ende ist und wie ein Raubtier in der Ecke nach allem schlägt.

Misel Maticevic spielt die Figur des durchdrehenden Exfamilienvaters Roman Eggers auf Mordspfad sehr überzeugend – ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hat und auf den großen Schlussknall hinarbeitet. Aus der Vorlage von niemand Geringerem als Henning Mankell hat Regisseur Jan Bonny einen nur bisweilen wirklich spannenden Filmkrimi geschaffen – er hätte mehr daraus machen sollen.

Bleibt am Ende nur das Aus von Brandt/Borowski haften und die ehrliche Erkenntnis von Borowski auf dem Friedhof: "Am Ende sind wir alle gleich."

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