Mission Ozonloch

Wie Ronald Reagan zum Umweltschutz-Pionier wurde

von Andreas Schöttl

Der frühere US-Präsident Ronald Reagan erkrankte an Hautkrebs und sagt dem Treibgas FCKW den Kampf an. Für den Regisseur der Dokumentation "Mission Ozonloch", zu sehen bei ARTE, machte das den Republikaner zum "erstaunlichsten Umweltschützer aller Zeiten".

ARTE
Mission Ozonloch
Dokumentation • 01.09.2018 • 21:45 Uhr

Die Hitzewelle des Sommers malte ihn wieder wie ein Schreckgespenst an den Himmel: den Klimawandel. Politiker und Forscher warnten vor weiterer Erderwärmung. Eine Lösung, wie die globale Reduzierung der Treibhausgase jedoch ist weiterhin weit entfernt. Sogar von einer kommenden "Heißzeit" ist die Rede. Hoffnung allerdings gibt es, diese noch zu verhindern: Eine globale Umweltkatastrophe konnte in der Geschichte der Menschheit schon einmal abgewendet werden. Und das sogar vor gar nicht langer Zeit! In den 1970er-Jahren stellten Wissenschaftler besorgt fest, das Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKW genannt, zum massiven Abbau der Ozonschicht führten. Sie befürchteten Millionen zusätzlicher Hautkrebsfälle und unabsehbare Folgen für die Landwirtschaft. Vorkämpfer wie Mario Molina, Sherwood Rowland oder James Lovelock forderten ein Verbot der Chemikalie, die vor allem in Kühlschränken und Spraydosen steckte. Ihr Kampf gegen eine mächtige Milliardenindustrie und Vorbehalte unter Politikern erschien zunächst aussichtslos. Doch es gab eine Reaktion.

Die britische Dokumentation von Thomas Lochhead führt zunächst weit zurück bis zu Thomas Midgley (1889 – 1944). Sie zeigt das Schicksal des wohl unglücklichsten Erfinders der Erdgeschichte. Der US-amerikanische Maschinenbauingenieur, der auch als Chemiker tätig war, erfand in den 1930er-Jahren das FCKW. Ursprünglich sollte es nur Kühlschränke sicherer machen. Midgley entdeckte auch, dass verbleites Benzin das "Klopfen" bei Verbennungsmotoren verhinderte. Beide seiner Ideen aber waren schwer schädlich für die Umwelt, wie heute bekannt ist.

An Midgley klebte das Pech. Als der Forscher im Alter von 51 Jahren an Kinderlähmung erkrankte, entwarf er ein System aus Schnüren, das ihn aus dem Bett in den Rollstuhl heben sollte. Wie das Schicksal es wollte, verfing er sich in seiner eigenen Konstruktion. Mit 55 Jahren strangulierte er sich selbst.

Midleys Tragödie bleibt im Film aber nur eine kleine Notiz. Der Fokus liegt auf dem jahrelangen Kampf von Umweltaktivisten gegen das Ozon-Gift FCKW. Schließlich war es ein ehemaliger US-Präsident, der den entscheidenden Stein ins Rollen brachte. Ronald Reagan (1911 – 2004), ausgerechnet jener einstige Cowboy-Darsteller, der zu Zeiten des Kalten Krieges Raketenabwehrsysteme im Weltall bauen wollte, befürchtete, dass er eines Tages wegen des Ozonlochs nicht mehr auf seiner weitläufigen Ranch im Freien arbeiten konnte. Selbst mit Hautkrebs auf der Nase erkrankt, empfahl Reagan, dass eine globale Reduzierung von FCKW zumindest verhandelt werden müsse.

Genau diese Empfehlung aber machte Reagan zu einem der "erstaunlichsten Umweltschützer aller Zeiten", wie Regisseur Lochhead meint. Sie mündete am 16. September 1987 in dem Montreal-Protokoll. Mehr als 30 Staaten bekannten sich darin zu ihrer Verpflichtung, "geeignete Maßnahmen zu treffen, um die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor schädlichen Auswirkungen zu schützen, die durch menschliche Tätigkeiten, welche die Ozonschicht verändern, wahrscheinlich verändern, verursacht werden oder wahrscheinlich verursacht werden."

Dieses Protokoll war das weltweit erste Abkommen zur Reduzierung von Umweltverschmutzung. Als Folge des FCKW-Stopps hat sich die Ozonschicht seither deutlich erholt. Der Film stellt die Frage, kann das, was beim Ozonloch gelang, ein Vorbild sein für den gegenwärtigen Kampf gegen den Klimawandel? Nach knapp 60 spannenden Minuten bleibt zumindest ein Hauch von Hoffnung.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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