ARD-Drama

"Toulouse": Dieser Film braucht nur zwei Schauspieler

von Eric Leimann

Das aberwitzige Zweipersonen-Drama "Toulouse" entstand nach dem gleichnamigen Theaterstück, funktioniert aber auch im Fernsehen wunderbar. Das liegt auch an den brillanten Darstellern Matthias Brandt und Catrin StriebeckCatrin Striebeck. Die ARD zeigt den Film zur Primetime.

ARD
Toulouse
Drama • 12.09.2018 • 20:15 Uhr

In einem mondänen Hotelzimmer mit Meerblick, wohl irgendwo im südlichen Frankreich gelegen, treffen sich die langjährigen Eheleute Gustav (Matthias Brandt) und Silvia (Catrin Striebeck). Unternehmer Gustav ist mittlerweile mit einer Jüngeren zusammen, mit der er ein Kind erwartet. Die neue Frau an Gustav' Seite denkt, ihr Mann sei geschäftlich in Toulouse. Als ein Terroranschlag just jenes Kongresszentrum in Toulouse erschüttert, in dem sich Gustav angeblich aufhält, drohen ihm seine Lügen um die Ohren zu fliegen. Auch Silvia, die eine eigene, kühne Agenda spinnt, hat sich für das Revival mit dem Ex etwas vorgenommen. Großartig gespielt und in pointierten Dialogen vorgetragen, funktioniert "Toulouse", ein Theaterstück des brillanten Österreichers David Schalko ("Braunschlag", "Altes Geld"), auch in seiner TV-Fassung.

"Es gibt viel zu wenige Männer, die unterhaltsam sind", sagt Silvia, die im mediterranen Luxusambiente nicht nur Champagner für das Treffen mit der ehemals großen Liebe vorbereitet hat. Und fährt fort: "Du bist eigentlich auch ganz unterhaltsam – seit ich dich nicht mehr ernst nehme." Schnell wird klar, wie ihr Ex tickt. Ein typischer Mann in der Midlife-Crisis. Unter anderem sein Geld bescherte ihm eine jüngere, neue Frau. Nun ist sogar ein Kind unterwegs. Doch auch die alte Liebe reizt den Jedermann-Nimmersatt.

Silvia und Gustav verführen sich gegenseitig, streiten der Vergangenheit wegen und sind stetig zwischen "altem" Sex und neuen Vorwürfen sowie gegenseitigen Demontagen unterwegs. Als ihr Treffen aufgrund des Terrors aufzufliegen scheint, eskaliert auch das Binnenklima in der Luxus-Suite mit Meerblick.

Nicht nur, weil David Schalko ein brillanter Dialogautor ist ("Man muss die Show genießen, die einem geboten wird. Das nennt man Altersweisheit."), sondern auch, weil sein Stück bis zum Ende von der großen, immer mehr eskalierenden Spannung lebt, wie die Sache wohl ausgehen mag, ergibt die Inszenierung des österreichischen Theaterregisseurs Michael Sturminger für ein großes Publikum am Mittwochabend im Ersten durchaus Sinn. Wobei man sagen muss: Das Stück wird zuerst fürs Fernsehen inszeniert, erst später wird die Bühnenversion folgen. Das Wiener "Theater in der Josefstadt" kündigt eine Inszenierung an, die im April 2019 Premiere feiert. Andere Häuser, davon darf man ausgehen, werden folgen.

Vorerst spielen Matthias Brandt und Catrin Striebeck ("Gegen die Wand") Schalkos Paar mit großem Mut zum Körperlichen und zur seelischen Selbstentblößung. Niemals hat man das Gefühl, im Fernsehen einem sperrigen Zweipersonenstück zu folgen, das in einem Raum spielt und zwangsweise auf die Theaterbühne gehört. Der Stoff und seine vom Hessischen Rundfunk betreute Überführung auf die "Fernsehbühne" sind zu 100 Prozent geglückt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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