WDR-Reportage

WM in Russland: So real ist die Terror-Gefahr

Die Fußball-WM 2018 wird im Olympiastadion Luschniki am 14. Juni 2018 eröffnet und am 15. Juli 2018 mit dem Finale beendet. Das Rund bietet Platz für 81.000 Zuschauer und ist das größte Fußballstadion in Russland.
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Die Fußball-WM 2018 wird im Olympiastadion Luschniki am 14. Juni 2018 eröffnet und am 15. Juli 2018 mit dem Finale beendet. Das Rund bietet Platz für 81.000 Zuschauer und ist das größte Fußballstadion in Russland.  Fotoquelle: Tatiana Popova / Shutterstock.com

Die Weltmeisterschaft in Russland (14. Juni bis 15. Juli) wird das teuerste Fußball-Turnier der Geschichte. Die Kosten hierfür belaufen sich auf zehn Milliarden Euro und wohl auch noch einiges darüber hinaus. Allein zwölf Stadien in elf Städten wurden für die insgesamt 64 Spiele gebaut oder rekonstruiert. Auf den Baustellen, teils unter unwürdigen Bedingungen, schufteten vielerorts Arbeitsmigranten vor allem aus Tadschikistan und Usbekistan. Genau diese ausgebeuteten muslimischen Arbeiter sind es, die nun zu einer Gefahr für die Weltmeisterschaft werden könnten. Das zeigt die Reportage "Der Fußball und der Terror – Russlands WM zwischen Euphorie und Angst" von Birgit Virnich und Olga Sviridenko aus der Reihe "Die Story". Am Mittwoch, 6. Juni, 22.10 Uhr, ist sie im WDR zu sehen.

Einer von hunderttausenden Wanderarbeitern, die sich bereits in Russland befinden, ist Sayid. Er kommt ursprünglich aus Tadschikistan. Dort, im Armenhaus Zentralaisiens, gibt es allerdings keine Arbeit, wie er sagt. Eine letzte Hoffnung sei Russland. "Mehr als die Hälfte der Migranten, die ich kenne, geraten allerdings an Betrüger", erklärt Sayid. Die Pässe würden eingezogen, Löhne nicht bezahlt. Kontrolliere mal wieder die Polizei, drohe immer die Abschiebung. Sayid: "Dadurch wachsen Unzufrieden und Frust!"

Genau diese gefährliche Mischung – Unzufriedenheit und ein Leben unter erbärmlichen Zuständen – mache viele Arbeiter zur leichten Beute für islamistische Prediger. Sie sprechen die Ausgebeuteten auf den Baustellen oder Hinterhofmoscheen an. Radikale Botschaften sollen sie für den Dschihad begeistern. In den sozialen Netzwerken tobt zudem ein Kampf gegen die Weltmeisterschaft – Putins Spiele. Der russische Staatspräsident sei es, der Glaubensbrüder in Syrien bombardieren lasse, heißt es.

Schockierend ist, wie aus dem Umfeld des sogenannten Islamischen Staates gegen die Weltmeisterschaft mobilisiert wird. Bildermontagen im Internet zeigen nicht nur Putin als erklärten Gegner im Fadenkreuz. Auch die Fußball-Weltstars geraten ins Visier. Wie bei den inszenierten Hinrichtungen des IS kauern beispielsweise Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo auf Knien vor ihren Peinigern. Ronaldo wird dabei mit einem tiefen blauen Auge dargestellt.

Gegen die vermeintliche Gefahr von innen durch bereits sich im Land befindende Radikalisierte setzt der russische Staats- und Polizeiapparat ein rigoroses Sicherheitsprogramm. Gerade die Migranten sind es, die immer wieder kontrolliert werden. Wladimir Tschernikow, Sicherheitschef der Stadtverwaltung Moskau, hält dieses Vorgehen für legitim. Seine Ansage: "Ob grausam oder nicht grausam ist Ansichtssache. Wir wollen einfach nur Ordnung in unserer Stadt. Terror ist eine der schlimmsten Krankheiten der heutigen Welt. Wir nehmen das nicht leichtfertig hin, und wir werden alles daransetzen, dass es dazu nicht kommt."

Doch damit setze er gerade die muslimischen Wanderarbeiter unter Generalverdacht, lautet der Vorwurf des aus Tadschikistan stammenden Anwalts Isaat Amon. Er warnt: "Durch diesen falschen Terrorverdacht und den russischen Einsatz in Syrien betrachten viele Muslime inzwischen Russland als Feind."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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