Ermittlungen in Klinik

"Wilsberg – 196°": Wenn der Kinderwunsch in falsche Hände gerät

von Wilfried Geldner

Hat sich die Tote, die sich kurz zuvor an Wilsberg gewandt hatte, das Leben genommen – oder wurde sie von der Brücke in den Tod gestürzt? Und was eine Kinderwunsch-Klinik damit zu tun?

ZDF
Wilsberg – 196°
Kriminalfilm • 02.03.2019 • 20:15 Uhr

Nach dem Telefon-Hilferuf einer Mandantin wird Alex (Ina Paule Klink), die Aushilfs-Agentin, von Wilsberg (Leonard Lansink) für das Vorstellungsgespräch bei einer neuen Kanzlei gebrieft. Die Probe klappt trotz Wilsbergs Machobenehmen ganz vorzüglich – Alex wird in der Wilsberg-Folge mit dem Titel "196°" undercover zur Mitarbeiterin einer äußerst dubiosen Kinderwunsch-Klinik.

Alex brilliert in ihrem Vorstellungsgespräch, mit ihrem Charme und ihrer Intelligenz wickelt sie noch jeden ein. Sie sei eine Frau "mit Köpfchen und Stil", behauptet kess der neue Chef. Klar bekommt er dafür von Alex im Zeichen der #Metoo-Debatte eine Derartige gelangt, dass man meinen muss, das sei das Ende der Zusammenarbeit schon vor deren Beginn erreicht.

Doch dann legt Alex erst so richtig los. Schließlich gibt es im Mordfall um eine gewisse Britta Mantzke eine heiße Spur. Die Tote hatte eine fünfjährige Tochter, sie wurde im Reagenzglas in besagter Kinderwunschklinik gezeugt. Britta Mantzke hatte Krebs, sie hatte deshalb vor der Behandlung befruchtete Eizellen einfrieren lassen. Offenbar war in der "Beste Hoffnung"-Klinik Brittas nicht benötigte Embryonen aus dem Kühlraum an eine andere Frau vermittelt worden. Sei es aus Versehen, oder "gegen Geld", wie der sclaue Wilsberg meint.

Nun ist das Outing von anonymen Samenspendern nach wie vor ein Fall für die Juristen. Zwar wurde eine 30-jährige namentliche Archivierung der Spendernamen vor Längerem beschlossen, doch die Namen weiterzugeben, ist ein heikles Unterfangen und erfordert das Einverständnis der Spender. Wenn man so aufgeschlossen gegenüber allem Lebenden ist wie Wilsberg, ist die Lösung leicht. Was macht den Unterschied zwischen einem Laborkind und einem im Mutterleib Gezeugten?

Lange Zeit ist der neue "Wilsberg"-Fall beste Komödie. Nicht nur Alex und Wilsberg laufen zur Hochform auf, auch Overbeck (Roland Jankowsky), der Kommissar aus der zweiten Reihe, kriegt seine Prachtrolle. Immerhin fordert ihn ein forscher Teenager (Emma Drogunova) resolut als seinen Laborvater ein – er hatte einstmals tatsächlich für ein Taschengeld gespendet und bekennt sich nun nach anfänglicher Weigerung mit stolzer Vaterliebe zur neu gewonnenen Tochter. Sollte etwa der selbe Geschmack – Brotaufstrich aus Leberwurst und Marmelade – nicht überzeugender als jede DNA-Analyse sein?

Alex flirtet derweil heftig mit Dr. Friedrich (Manuel Rubey), dem adretten Arzt aus der Kinderklinik. Der Doktor ist derart begeistert von ihr, dass er ihr gleich die Keimzelle der Klinik, den Tiefkühlkeller für die gewonnenen Embryonen zeigt. Bei minus 196° werden die erfolgreich befruchteten Zellen aufbewahrt. Ein Heiratsantrag beim Italiener kulminiert gar in einem intensivem Kuss – aber ätsch, alles nur geträumt!

Das alles wird dann nur noch von Wilsberg höchstselbst getoppt: Er "heiratet" die Schwester der Toten zum Schein, um mit eigenem Kinderwunsch die Machenschaften der Klinik zu testen.

Bei aller Komödiantik steht der Krimi selbst dann doch auf eher schwachen Füßen. Es ist so wie immer bei Wilsberg, nämlich dass der Akzent nicht auf dem Krimi, sondern auf der Komik liegt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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