Kino-Neustarts: "Good Fortune", "After the Hunt" und "Jane Austen"






Ein Engel, hell gekleidet und mit den typischen strahlend weißen Flügeln, aber dazu trägt er langes schwarzes Haar und Vollbart – dieser gute Geist, den Keanu Reeves in "Good Fortune" spielt, ist im ersten Moment schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Vor allem, wenn man noch Reeves' Auftritte als brutaler Killer in den "John Wick"-Filmen im Hinterkopf hat. Allerdings gilt Reeves auch als einer der nettesten Menschen, die man in Hollywood überhaupt finden kann. Dieser Sympathieträger als Schutzengel – auf den zweiten Blick doch eine ziemlich gute Idee.
Außerdem neu im Kino: der Thriller "After the Hunt" mit Julia Roberts und die französische Komödie "Jane Austen und das Chaos in meinem Leben".
Good Fortune – Ein ganz spezieller Schutzengel
Nicht einfach nur irgendein Schutzengel, sondern "ein ganz spezieller Schutzengel" soll dieser Gabriel (Keanu Reeves) sein. In der Komödie von Regisseur und Autor Aziz Ansari ("Parks and Recreations"), der auch eine Hauptrolle in "Good Fortune" übernahm, werden Gabriel zwei zusammenhängende und obendrein recht knifflige Fälle zugewiesen. Da ist einmal Arj (Ansari), ein ziemlich bemitleidenswerter Typ mit wenig Geld und großen Sorgen. Und dann sein Chef Jeff (Seth Rogen), ein exzentrischer Geldsack, der außer seinem Luxus nicht viel im Kopf hat.
Arj und Jeff, sie beide könnten ein bisschen himmlische Führung gut brauchen. Also vertauscht Gabriel das Leben der beiden, ein bisschen so, wie man es aus dem 80er-Jahre-Klassiker "Die Glücksritter" kennt. Jeff ist jetzt der Geschundene – vielleicht lernt er so ja etwas Demut? Arj, der plötzlich ein berauschendes Luxusleben führt, soll derweil erkennen, dass Geld alleine nicht glücklich macht. Arj aber findet: Doch, Geld macht sehr glücklich! Läuft alles nicht so, wie Gabriel es sich vorgestellt hatte.
So wird die Schutzengel-Mission trotz guter Absichten zu einem ziemlichen Reinfall. Man nimmt Gabriel zur Strafe für sein Versagen die schönen Flügel, verdonnert ihn zu einem irdischen Dasein auf der Erde. Die Landung wird unterhaltsam, aber hart. Gabriel lernt das Menschsein aus einer neuen Perspektive kennen, entdeckt neben Hamburgern auch das Internet und Tabakwaren. Es geht weiter bergab mit dem gefallenen Engel ...
After the Hunt
"Hank hat mich nach Hause begleitet und wollte noch einen Absacker. Ich dachte 'Warum nicht'. Er ist schließlich Hank, alle mögen Hank." – So beginnt eine junge Frau zu erzählen, auf dem Boden kauernd und mit zittriger Stimme. Und dann berichtet sie weiter, dass Hank "eine Grenze überschritten" habe. Die junge Frau ist die Studentin Maggie (Ayo Edebiri), der besagte Hank (Andrew Garfield) einer ihrer Professoren. Die Dritte, der sich Maggie in der Szene auf dem Flur anvertraut, ist Alma Olsson (Julia Roberts) – eine aufstrebende Professorin in Yale, die in "After the Hunt" bald in einen komplexen, undurchsichtigen Thriller gezogen wird.
Eine Frau bezichtigt einen gesellschaftlich höher gestellten Mann der Vergewaltigung. Es scheint keine Zeugen zu geben, es steht Aussage gegen Aussage. Es ist ein extrem sensibles und heikles Thema, das die junge Drehbuchautorin Nora Garrett da in "After the Hunt" anpackt. Vom Magazin "Variety" wurde Garrett 2024 bereits in einer Liste mit Autorinnen und Autoren geführt, die man für die Zukunft dringend im Auge haben solle. Ihren ersten großen Film hat sie nun mit Regisseur Luca Guadagnino ("Challengers – Rivalen") umgesetzt – und mit viel Star-Power vor der Kamera.
Die besondere Spannung von "After the Hunt" liegt in den komplizierten Beziehungen zwischen den einzelnen Hauptfiguren und in der Undurchsichtigkeit dessen, was nun wirklich zwischen Maggie und Hank passiert ist oder eben nicht. Alma nimmt Maggies Anschuldigungen gegen Hank (Andrew Garfield) sehr ernst. Maggie ist eine erstklassige Studentin, die beiden Frauen können sich gut leiden. Alma ist aber auch eng mit Hank befreundet, der auf dem gesamten Campus ein hohes Ansehen genießt. Und der schildert die Ereignisse von dem besagten Abend ganz anders als Studentin Maggie.
Jane Austen und das Chaos in meinem Leben
Jane-Austen-Fans gibt es ja viele, Millionen Menschen haben die Romane der britischen Autorin immer und immer wieder aufs Neue verschlungen. Aber solche Fans wie Agathe (Camille Rutherford) findet man wohl nur selten. Die junge Frau kennt die Bücher auswendig, und egal mit welchem Problem man zu ihr kommt: Sie kann für jede Lebenslage sofort ein Jane-Austen-Buch nennen, das weiterhilft. Und dann wird plötzlich ihr eigenes Leben zu einer Jane-Austen-Geschichte ...
Agathe arbeitet in einer Buchhandlung, die auf englische Literatur spezialisiert ist, gemeinsam mit Félix (Pablo Pauly). Sie mag ihn, er mag sie, die beiden könnten sich verlieben und dann einfach miteinander glücklich werden. Aber dann würde in einem Film mit dem Titel "Jane Austen und das Chaos in meinem Leben" wohl irgendwie etwas fehlen.
Agathe, die selbst gerne Schriftstellerin werden möchte, gewinnt bei einem Schreibwettbewerb einen Aufenthalt in der "Jane Austen Writers Residency", wo die verträumte Romantikerin endlich ihren Roman fertigstellen will. Inspiration findet sie dort nicht so richtig, und sie bringt lange nichts zu Papier. Aber in ihrem Kopf geht doch eine Menge vor, und in ihrem Herzen. Auf dem malerischen Landsitz lernt sie Olivier (Charlie Anson) kennen, einen Ur-Ur-Ur-Urgroßneffen von Jane Austen. Erst hält Agathe ihn für einen unerträglichen "Schaumschläger", dann kommen die beiden sich doch näher. Aber im Hintergrund ist da auch noch Félix ... Es wird kompliziert!
"Jane Austen und das Chaos in meinem Leben" wurde inszeniert von Laura Piani, die auch das Drehbuch schrieb. In Teilen verarbeitet sie in der charmanten französischen Komödie wohl auch ihre eigene Biografie: Piani ist studierte Drehbuchautorin, die schon Skripte für diverse Kino- und TV-Produktionen verfasste, und selbst ein echter Bücherwurm. Während ihrem Studium arbeitete sie in derselben Pariser Buchhandlung (sie heißt "Shakespeare and Company"), in der auch die Protagonistin ihres Films tätig ist.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH