Zweite Staffel der Amazon-Serie

Harry G als "Beischläfer": Wo bleibt die rhetorische Schärfe?

von Julian Weinberger

Eine Rettungsmission führt Komiker Harry G in der zweiten Staffel von "Der Beischläfer" tief in die bayerische Provinz. Dorthin hat es nämlich Richterin Kellermann verschlagen.

Willkommen im Wamperschwang: Richterin Julia Kellermann (Lisa Bitter) ist zu Beginn der zweiten Staffel der Amazon-Serie "Der Beischläfer" mitten in der bayerischen Provinz gelandet. Nach den Verfehlungen in der Auftaktstaffel der Comedy wurde die Wahlmünchnerin weit weg von ihrer gerade lieb gewonnen Heimat strafversetzt – sehr zum Leidwesen von Schöffe und KFZ-Mechaniker Charlie Menzinger (Markus Stoll alias Harry G). Klar, dass der liebenswürdige Autonarr in den neuen Episoden (ab 12. November) alle Hebel in Bewegung setzt, um "seine" Richterin zurückzuholen.

Die hat nämlich ein dickes Problem an der Backe: Alteingesessene Wamperschwanger haben es auf die tüchtige Julia abgesehen. Sie will dem örtlichen Puff nach einem Unfall – ein Spieler des FC Bayern München erlitt im Whirlpool einen Stromschlag – eine Millionenstrafe aufbrummen, die das Ende für das Lusthaus bedeuten würde. Aufgestochene Reifen an Julias Auto sind die Folge, genau wie Charlies trockener Kommentar, Julia sei inmitten der provinziellen Vetternwirtschaft "so willkommen wie ein veganer Supermarkt".

Um weitere Übergriffe von gewaltbereiten Wamperschwangern – recht plakativ als tumbe Dorfdeppen dargestellt – zu vermeiden, nimmt Charlie in München die Dinge selbst in die Hand. Als der Präsident des Landgerichts die neue Richterin Beatrix Schuster (Despina Pajanou) auf ihre Effizienz testet, lässt Schöffe Menzinger seinem Mundwerk freien Lauf, zögert den Prozess mit seinem Kumpel Käser ("Hubert und Staller"-Darsteller Paul Sedlmeir) hinaus und erwirkt auch noch die Rückversetzung von Julia in die bayerische Landeshauptstadt.

Nicht nur für ein berufliches Comeback scheinen nun Tür und Tor geöffnet zu sein, auch privat kommen sich Charlie und Julia näher. Doch bevor eine mögliche Liebesbeziehung an Fahrt gewinnen kann, taucht der schmierige Ex-Freund der Richterin, Nico (Jens Atzorn), auf, um seiner Verflossenen einmal mehr den Hof zu machen. Er sei nach einem Jahr im tibetischen Schweigekloster ein "neuer Mensch", wie er geflissentlich versichert – und Julia damit so den Kopf verdreht, dass sie tatsächlich den Avancen nachgibt. Doch so schnell gibt Charlie nicht auf ...

Die acht neue Folgen von "Der Beischläfer" knüpfen inhaltlich nahtlos an die Auftaktstaffel der Amazon-Comedy an, auch der Humor bleibt weitgehend gleich. Will heißen: So recht bringt Autoschrauber Charlie seine PS humortechnisch nicht auf die Straße. Die Witze sind meist ziemlich platt und lassen die rhetorische Schärfe verbaler Injurien eines Harry G vermissen.

Innovative Ideen von Serienschöpfer und Drehbuchautor Murmel Clausen, unter anderem bekannt für die durchgeknallten "Tatort"-Episoden aus Weimar, sind auch in Staffel zwei eher Mangelware. Der Hosentaschenurinator "Piss & Run", die neueste Erfindung von Möchtegern-Entrepreneur und Menzinger-Kumpel Xaver (Daniel Christensen), ist nur ein Beispiel für die profanen Witzeleien in "Der Beischläfer". So entpuppt sich die Amazon-Serie in Staffel zwei erneut als harmlose Feel-Good-Comedy, die nicht lange im Gedächtnis haften bleibt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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