Talk bei Maischberger

Gregor Gysi über Afghanistan-Debakel: "So geht das nicht"

Die dramatische Situation in Afghanistan war am Mittwoch auch Thema in der ARD-Talkshow mit Sandra Maischberger. Linken-Politiker Gregor Gysi kritisierte das Handeln der Bundesregierung scharf.

Wer trägt die Verantwortung für das Debakel in Afghanistan? Vor dem Hintergrund der sich immer weiter dramatisierenden Lage in Kabul wurde diese Frage bei "maischberger. die woche" diskutiert. In der ARD-Talkshow begrüßte Moderatorin Sandra Maischberger am Mittwochabend unter anderem die Außenpolitiker Norbert Röttgen (CDU) und Gregor Gysi (Linke). Letzterer stellte das strategische Handeln der Bundespolitik in Afghanistan vehement infrage.

"Es hat keinen Sinn, mit militärischen Mitteln Afghanistan umstülpen zu wollen", erklärte Gysi. Selbst wenn die westlichen Truppen Afghanistan erst in 20 Jahren verlassen hätten, wäre die gleiche Situation wie heute eingetreten, vermutete er. Röttgen, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, entgegnete, dass der Militäreinsatz eine jahrzehntelange Talibanherrschaft verhindert habe – und kritisierte den Abzug der US-Truppen: "Afghanistan war noch nicht so weit."

Gysi, außenpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion, schlug derweil einen anderen Lösungsweg vor: Nach dem Vorbild von Willy Brandts einstigem "Wandel durch Annäherung" gegenüber der DDR könne auch der Westen Hilfeleistungen für Afghanistan an bestimmte Bedingungen knüpfen. "Du kannst sagen, wir können bei den Schulen helfen unter der Bedingung, dass wir auch mitentscheiden dürfen, was da unterrichtet werden darf und was nicht, und dass alle Mädchen zur Schule gehen, schlug der 73-Jährige vor. Alternativ könne man nur alle Länder, in denen die Scharia gelte, "ewig militärisch besetzen". Doch, fügte er hinzu: "die beliefern wir alle mit Waffen".

Überhaupt kritisierte Gysi die Bundesregierung scharf. Man hätte die Menschen viel früher und unbürokratischer aus dem Land herausholen müssen, hatte der ebenfalls bei Maischberger geladene Bundeswehr-Hauptmann Marcus Grotian über die Lage vor Ort gesagt. Gysi stimmte ihm zu: Seit 2016 seien Ortskräfte in Subunternehmen untergebracht gewesen, anstatt bei der Bundeswehr angestellt zu sein.

"So geht das nicht", echauffierte sich der Linken-Politiker. "Wenn ich Leute benutze, dann muss ich sie auch schützen! Und zwar ganz egal, ob sie dolmetschen oder welche Hilfe sie auch leisten." Eigentlich, fügte Gysi hinzu, müsse die Regierung angesichts der schweren Niederlage zurücktreten: "Dann wäre sie nur noch geschäftsführend im Amt und hätte weniger Rechte, bis wir dann die Gelegenheit haben, nach der Bundestagswahl eine neue Kanzlerin oder einen neuen Kanzler zu wählen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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