ARD-Talkshow

"Hart aber Fair": Forderung nach schweren Waffen

12.04.2022, 07.46 Uhr
von Annika Schmidt
FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff.
FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff.  Fotoquelle: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Jeder Krieg geht irgendwann zu Ende. Aber wann und wie? Frank Plasberg diskutierte am Montagabend in der ARD-Talkshow "Hart aber Fair" mit seinen Gästen darüber, was geschehen muss, damit die Ukraine als "Sieger" aus diesem Krieg hervorgeht. Der Spiegel-Reporter Christoph Reuter hält sich aktuell in Kiew auf und beschrieb eindringlich die schreckliche Zerstörung vor Ort. Für Reuter war klar, auf dieses Kriegsverbrechen kann es nur eine Antwort geben – die schnelle Lieferung von schweren Waffen. 

Zu wenig. Zu langsam – wenn es um die Waffenlieferungen aus Deutschland geht, scheint dabei einiges nicht reibungslos abzulaufen. Angeblich sollen 70 Marder-Panzer erst an die Ukraine geliefert werden, wenn das Unternehmen "Rheinmetall" diese 70 Panzer durch neue ersetzen kann. Deutschland würde die Auslieferung vorher nicht genehmigen, um für Ausbildungszwecke und für die Nato-Ostflanke ausgestattet zu sein, so die offizielle Begründung. "Beschämend", fand Alexander Graf Lambsdorff diese Argumentation. Der FDP-Politiker plädierte für eine sofortige militärische Unterstützung der ukrainischen Armee, nur so ließe sich Putin stoppen. "Es kommt uns so fremd vor, aber es muss auf dem Schlachtfeld entschieden werden", so Lambsdorff.

Der Grünen-Politiker Ralf Fücks war selbst vor wenigen Tagen in Kiew und hatte den Eindruck, dass die Dringlichkeit hierzulande noch nicht angekommen sei. Zudem sei noch Schlimmes zu befürchten, da die russische Armee sich derzeit für eine militärische Offensive im Osten rüsten würde. Daher müssen Distanzwaffen und ähnlich schweres Gerät unverzüglich geliefert werden. Zur Finanzierung hatte Fücks einen Vorschlag parat. Bundeskanzler Scholz solle von dem geplanten Sondervermögen von 100 Milliarden Euro zur Aufstockung der Bundeswehr, doch wenigstens zwei Prozent als Waffenhilfe an die Ukraine zur Verfügung stellen, und zwar sofort. 

"Ein Teil der Welt steht nicht auf unserer Seite" 

Das Urgestein der Grünen setzte sich für ein hartes Embargo ein, da 40 Prozent des russischen Staatshaushalts aus den Exporterlösen von Öl und Gas stammen. An dieser Stelle gab Petra Pinzler zu bedenken, dass man ebenso auf die eigene wirtschaftliche Lage blicken müsse, um der Ukraine auch langfristig helfen zu können. Bei einem sofortigen Gas-Stopp müsse man spätestens im Sommer Flüssigerdgas kaufen. Das würde die Preise für den Energiestoff hochtreiben, ärmere Länder hätten dann das Nachsehen. Zudem müsse man sich bewusst machen, dass ein Teil der Welt nicht auf "unserer Seite" stehen würde. Russland sei in Afrika bereits sehr aktiv und würde dort behaupten, es gäbe kaum noch Weizenlieferungen nach Afrika, aufgrund der Europäer. Das würde selbstverständlich zu Unmut gegenüber dem Westen führen.

Der Spiegel-Journalist Christoph Reuter wurde für die Sendung aus einem Hotel in Kiew zugeschaltet. Der Kriegsreporter bringt viel Erfahrung in seinem Job mit, doch solch schreckliche Bilder wie in der Ukraine zu sehen waren, sei ihm in all den Jahren nicht untergekommen. Begehen die russischen Soldaten diese Gräueltaten auf Befehl? Reuter schätzte, dass die Soldaten zumindest nicht abgehalten werden würden. "Man muss den Weg gehen, bis die Russen aus der Ukraine vertrieben sind oder der Preis so hoch geworden ist, dass Putin sich um seinen eigenen Verbleib Sorgen machen muss", sprach sich Reuter ebenfalls für eine sofortige Lieferung schwerer Waffen aus. 

Ist es wirklich nur Putins Krieg?

Laut Umfragen sollen 83 Prozent der Russen hinter ihrem Präsidenten stehen, 81 Prozent würden die russischen Streitkräfte in der Ukraine unterstützen. Die Militärexpertin Margarete Klein wies darauf hin, dass man diese Umfrageergebnisse verstehen müsse. Zum einen werden die Fragen anders gestellt, da man in Russland das Wort "Krieg" in dem Zusammenhang nicht benutzen darf. Zum anderen sei es kaum möglich, sich der Propaganda zu entziehen. Überall sei das "Z"-Symbol der russischen Armee zu sehen und die Menschen werden von Kreml-treuen-Nachrichten überschwemmt. Viele Russen seien noch vom alten Regime geprägt. Margarete Klein zeigte sich bei "Hart aber Fair" dennoch hoffnungsvoll. Viele junge Russen würden die Meinungsfreiheit schätzen und hätten ein großes Freiheitsbewusstsein. 

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