Kindesentführung

Drama um verschwundene Tochter: "Lillys Verschwinden"

21.02.2025, 08.11 Uhr
von Susanne Bald

Im ZDF-Zweiteiler "Lillys Verschwinden" wird ein Urlaub auf einer spanischen Insel zum Albtraum, als die fünfjährige Lilly verschwindet. Die Eltern, gespielt von Heino Ferch und Jessica Schwarz, durchleben eine emotionale Achterbahn, während sie um ihre Tochter bangen und sich gegenseitig verdächtigen.

ZDF
"Lillys Verschwinden" (1)
Drama • 17.02.2025 • 20:15 Uhr

Robert Bischoff (Heino Ferch) und seine Frau Anna (Jessica Schwarz) verbringen mit ihren Kindern Noah (Leonard Stettnisch) und Lilly (Minou Troll) sowie ihrer Freundin Johanna (Natalia Wörner) und deren Kindern unbeschwerte Urlaubstage auf einer spanischen Insel. Als die Erwachsenen mit ihren neuen Bekannten Sarah (Petra Schmidt-Schaller) und Niklas Grothe (Felix Klare) einmal mehr in Sichtweite ihres Apartments zu Abend essen, bleiben die Kinder in der Wohnung. Als Anna zum wiederholten Mal an diesem Abend nach ihnen sieht, liegt die fünfjährige Lilly plötzlich nicht mehr in ihrem Bett. Das Kind bleibt spurlos verschwunden.

Hat das Mädchen das Apartment selbst verlassen und sich verlaufen? Oder wurde sie entführt? Von wem? Wie gehen Eltern, ganze Familien mit einem solchen Schicksalsschlag um? All das wird in dem prominent besetzten ZDF-Zweiteiler "Lillys Verschwinden", mehr Drama denn Krimi, eindrucksvoll und bewegend durchgespielt. Zu sehen sind die beiden 90-Minüter am Montag- und Mittwochabend sowie bereits jetzt in der Mediathek.

Erinnerungen an einen bis heute nicht geklärten Fall

Die Ausgangssituation erinnert unweigerlich an den realen Fall Madeleine "Maddie" McCann, die 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage verschwand. Bis heute suchen die McCanns nach ihrer Tochter, zwischenzeitlich wurden sie selbst von Polizei und Presse als Täter verdächtigt. So wie Robert und Anna in "Lillys Verschwinden".

Autor und Regisseur Thomas Berger allerdings nennt die persönliche Erfahrung, als seine Tochter einmal auf einem Weihnachtsmarkt in Palma de Mallorca in der Menschenmenge verschwand, als Inspiration für den Film. Sie sei schnell wieder gefunden worden, "aber was wäre gewesen, wenn uns das nicht gelungen wäre? Was hätten wir in einem fremden Land tun können? Natürlich fragt man sofort nach der eigenen Schuld. Das war die Ausgangssituation, aus der sich auch unsere Geschichte entwickelt hat."

Spannungen und Schuldzuweisungen

Lillys Familie und ihre Freunde durchlaufen nach dem verhängnisvollen Abend eine emotionale Achterbahn. Angst, Hoffnung, Schuldgefühle – schon bald liegen die Nerven blank. Nicht nur zwischen Anna und Robert, völlig überfordert und überwältigt von der Situation, kommt es zu Streit. Sie beginnen auch, jene zu verdächtigen, die sie bei der Suche unterstützen, und ermitteln schließlich heimlich sogar selbst gegen sie. Die Ausnahmesituation der Figuren ist auch "der Katalysator, unausgesprochene Spannungen innerhalb und zwischen den Familien an die Oberfläche zu spülen", erklärt Berger.

Denn weshalb setzen sich ihre neuen Urlaubsbekanntschaften Niklas und Sarah so für sie ein? Stecken sie hinter Lillys Verschwinden und haben deshalb ihre Nähe gesucht? Dasselbe gilt für den Künstler Peter Maiwald (Andreas Lust), der auf der Insel lebt und den Bischoffs einfach so seine Hilfe anbietet. Selbst die Polizei findet das seltsam und verhaftet ihn kurzzeitig. Bis die Ermittler plötzlich Anna und Robert selbst verdächtigen. Hat Anna den Kindern etwa Schlafmittel gegeben, damit sie nicht stören, und bei der Dosierung ist etwas schiefgelaufen?

"Der herausforderndste Stoff, den ich je gedreht habe"

"Lillys Verschwinden" sei der herausforderndste Stoff, den er je gedreht habe, verrät Heino Ferch, selbst vierfacher Vater, der mit Thomas Berger bereits seit zehn Jahren für die ZDF-Krimireihe "Nordholm" zusammenarbeitet. Die Figur des Robert Bischoff sei allerdings "das Gegenteil von Kommissar Kessler: nicht cool, kalt und knapp, sondern weich, warm und hilflos. Er bekommt von allen Seiten maximalen Druck. Nicht nur seine Tochter ist verschwunden, er und seine Frau haben auch miteinander ein Päckchen in der Beziehung zu verarbeiten". Ferch spielt das in weiten Teilen überzeugend, auch wenn man ihm, nicht ganz zu Unrecht, gerne nur einen einzigen Gesichtsausdruck attestiert.

Es ist allen voran Jessica Schwarz, die in "Lillys Verschwinden" zu schauspielerischer Höchstleistung aufläuft mit den ungeschönten, rohen Emotionen, die ihre Figur durchläuft oder vielmehr zu durchlaufen hat: der Schmerz dieser Mutter, die Angst um ihre Tochter, aber auch ihre eigenen Schuldgefühle. Und zu allem Überfluss die selbstgerechte Ermittlerin, die sie von Anfang an zur schlechten Mutter und potenziellen Kindsmörderin machen möchte – was soll diese Frau denn noch alles durchstehen? Oder hat man zu Unrecht Mitleid mit Anna und wird von ihr an der Nase herumgeführt? Um das herauszufinden, muss man auch Teil zwei sehen – es lohnt sich. Langeweile jedenfalls kommt in "Lillys Verschwinden" in keiner Sekunde auf.

"Lillys Verschwinden" (1) – Mo. 17.02. – ZDF: 20.15 Uhr

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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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