Pretty Woman: Kritik zum Film-Klassiker mit Julia Roberts

Zuckersüß und bitterzart: Julia Roberts' Karrieredurchbruch bleibt auch nach zig-TV-Wiederholungen ein modernes Märchen mit Anziehungskraft. Das ZDF wiederholt die eher utopische Romanze zur besten Sendezeit.

Ein Mythos über Nacht, ein Männertraum aus "legs and lips": Mit lackledernen Schaftstiefeln und blonder Perücke wurde die "süßeste Nutte seit Irma la Douce" fester Bestandteil internationaler Männerfantasien und eroberte Hollywood in Schallgeschwindigkeit. Mit "Pretty Woman" verhalf Regisseur Garry Marshall der Schauspielerin Julia Roberts 1990 zum Durchbruch und schuf einen wohl unvergänglichen Klassiker. Das ZDF wiederholt die Romanze.

"Pretty woman, walkin' down the street. Pretty woman the kind I like to meet. Pretty woman I don't believe you, you're not the truth. No one could look as good as you ... mercy" – Auch dem Lied von Roy Orbison aus dem Jahre 1964 verhalf der Film zu einem zweiten Frühling. Hört man nur die ersten Noten, so summt doch jeder sofort kopfnickend ein paar Zeilen mit – vor dem inneren Auge Roberts, die in ihren hautengen Klamotten, die Hüften schwingend die Straße entlangläuft. Sie spielt die Billig-Nutte Vivian, die nach anfänglichem Zögern von Wall Street-Magnat Edward Lewis (Richard Gere) schließlich für eine Woche als Begleitung gebucht wird. Die einzige Überzeugung, die die beiden zunächst verbindet, ist, dass man über Geld keine Witze macht. Doch nach und nach wird aus dem kühl berechneten Geschäft Liebe. Die Hure wird domestiziert und führt fortan ein sorgenfreies Leben.

Richard Gere als stoischer Geschäftsmann mit Tiefgang

Zumindest für kurze Zeit. Es schien, als würde Vivien mit ihrem breiten Lächeln, der roten Wallemähne und den langen Beinen wirklich jedem den Kopf verdrehen. Während Edward – fast immer – einen stets respektvollen Umgang mit seinem Gast pflegt und das männliche Hotelpersonal auffallend zuvorkommend Fahrstuhltüren aufhält, verhält sich einer besonders oft völlig daneben: Philip Stuckey (Jason Alexander), Edwards Geschäftspartner, der Lunte riecht. Er schlägt der armen Vivian einen äußerst schmutzigen Deal vor und droht, sie auffliegen zu lassen.

Doch gerade noch rechtzeitig eilt Ritter Lewis zu Hilfe und regelt die Situation, zwar nicht unbedingt auf die feine englische Art, auf die der stoische Geschäftsmann sonst so viel Wert legt, aber mit Bravour. Dennoch schwebt das geheimnisvolle Arrangement wie ein Damoklesschwert über den beiden Turteltäubchen ... Doch wie es sich für eine Liebesgeschichte der 90er-Jahre gehört, findet auch dieser Film ein formidables Ende à la Cinderella-Märchen.

Pretty Woman – Do. 17.08. – ZDF: 20.15 Uhr