Deutsche Gaunerkomödie

"Desaster": Der junge Jan Josef Liefers als Profikiller

von Maximilian Haase

Was geschieht, wenn sich der deutsche Film am ohnehin etwas ausgelutschten Genre der Gangsterkomödie versucht, zeigt Justus von Dohnányis "Desaster".

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Desaster
Komödie

Die Gangsterkomödie steckt schon länger im Tief. Vergangen sind die Zeiten, als Filme wie "Snatch - Schweine und Diamanten" oder "Bube, Dame, König, Gras" das Genre belebten. Sogar in Deutschland bediente man sich damals in den 90er-Jahren erfolgreich der Melange aus derben Sprüchen, schwarzem Humor und "echten Typen". Filme wie "Bang Boom Bang - Ein todsicheres Ding" und "Knockin' on Heavens's Door" waren hierzulande die Referenzen. In letzterem spielte 1997 ein junger Jan Josef Liefers auf. 18 Jahre später versuchte sich der "Tatort"-Star wieder mal als Gangster: "Desaster" von 2015 ist die zweite Kinoregiearbeit von Justus von Dohnányi, der selbst eine Hauptrolle übernahm. Das Sommerstück kommt jetzt erstmals im Free-TV.

Eine deutsche Gaunerkomödie mal nicht im Pott oder in Berlin spielen zu lassen, zeugt von Mut. Schließlich bevorzugt der deutsche Kinozuschauer – wenn es nicht gerade Hollywood ist – selbst bei fiesesten Geschichten die Gemütlichkeit heimischer Gefilde. Nun aber Saint-Tropez. Im Schickimicki-Paradies an der Côte d'Azur siedelt Justus von Dohnányi seine Komödie "Desaster" an – und kontrastiert die Luxus-Szenerie mit dem von ihm selbst gespielten Vollpfosten-Charakter Ed.

Der ist nicht nur ein frauenfeindlicher Proll, sondern auch Profikiller. Der gleichen Profession geht der weitaus zivilisiertere Mace (Jan Josef Liefers) nach. In früheren Zeiten biss er zwar Leute tot, frönt nun aber eher dem gediegeneren Töten. Beide Auftragsmörder haben ihre besten Tage hinter sich und müssen nun mehr oder minder freiwillig zusammenarbeiten: Sie sollen den Schweizer Anwalt Würsch (Stefan Kurt), genannt "der Doktor", beschützen. Der wurde ins südfranzösische Domizil des deutschen Ganoven Mischa (Milan Peschel) geladen, um für eine Menge Geld geheime Informationen zu übermitteln. Allerdings ist besagter Mischa gar nicht zu Hause – seine Ehefrau Lydia (Anna Loos) soll das Geschäft übernehmen. Allein: Fair zu spielen – das hat in dieser Konstellation keiner vor.

Charme und Witz bleiben Mangelware

In der mediterranen Hitze nimmt das "Desaster" seinen Lauf – bisweilen leider auch filmisch. Zwar macht es Spaß, Trottel Ed dabei zuzuschauen, wie er durch heilloses Chaos die ausgefuchsten Vorhaben der anderen durcheinanderbringt. So stößt er Mischas Mutter (Angela Winkler) von der Mauer und löst damit eine Kette komischer Unvorhersehbarkeiten aus. Charme und Witz bleiben dabei allerdings Mangelware. Über weite Strecken wirken Drehbuch und Dialoge wie die schlechte Übersetzung eines abgelehnten amerikanischen oder skandinavischen Gangsterkomödien-Skripts. Liefers betreibt enervierendes Overacting, während sich Dohnányi mit dem unsympathisch-sympathischen Prollo-Touch seiner Figur abmüht. Charaktere, die fesseln, sehen anders aus.

So treiben eine mittelmäßige Story samt ebensolcher Dialoge lustlos dahin. Dennoch gibt es sie, ein paar Lichtblicke: Wenn beispielsweise die flimmernde Schwere des Mittelmeer-Settings auf eine wunderbare Lakonie trifft, die gar keine schlechte Pointe benötigt. Oder wenn der schwarze Humor locker und unverkrampft in Gestalt zahlreicher unterhaltsamer Tode zum Tragen kommt. Wenn schon das Lachen in die Hose geht, hat in Dohnányis Film wenigstens das Sterben eine gewisse Qualität.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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