"Polizeiruf 110: Für Janina"

Die Hoffnung stirbt, wenn auch zuletzt

09.11.2018, 15.50 Uhr
von Florian Blaschke
Erneut unter Verdacht: Guido Wachs (Peter Trabner) mit seiner Familie.
Erneut unter Verdacht: Guido Wachs (Peter Trabner) mit seiner Familie.  Fotoquelle: Christine Schroeder/NDR

Zur ARD-Themenwoche "Gerechtigkeit" rollen König und Bukow in "Polizeiruf 110: Für Janina" einen 30 Jahre alten Fall neu auf. Und das mit drastischen Konsequenzen.

TV-Tipp

"Polizeiruf 110: Für Janina"

Sonntag, 11.11.

20.15 - 21.45 Uhr

ARD

"Wir haben doch alles versucht", sagt Kriminalhauptkommissar Röder (Uwe Preuss). Doch in seinen Augen liegen Zweifel. Denn Röder weiß: Den 30 Jahre zurückliegenden Sexualmord an Janina Stöcker hätte er durchaus noch mal aufrollen können. Zumal Janinas Mutter (Hildegard Schmahl), eine ehemalige Polizistin, bis heute regelmäßig bei ihm im Präsidium steht und darum bittet, darum fleht. Ein genauerer Blick auf den Hauptverdächtigen Guido Wachs (Peter Trabner) könnte sich also durchaus lohnen. Das Problem ist: In Deutschland darf niemand nach einem Freispruch noch einmal für die selbe Tat angeklagt werden. Und Wachs wurde freigesprochen.

Was also tun? Trotzdem weiter ermitteln? Den erneut Verdächtigen mit den Indizien konfrontieren? Weitere Beweise sammeln? Und was, wenn die sich erhärten? Wie mit der Machtlosigkeit umgehen? Zumindest Röders Mitarbeiter Anton Pöschel (Andreas Guenther) sind diese Fragen zunächst egal, er will sich des Falls noch einmal annehmen. "Ich finde, wir sind das Frau Stöcker schuldig. Eine Ex-Kollegin lässt man nicht im Stich", sagt er. Und auch Katrin König (Anneke Kim Sarnau) greift kurzerhand zu und lässt sich die Aktenstapel und Beweisstücke ins Büro bringen. Das Puzzle kann beginnen.

Dass sich das Ermittlerteam in der Folge anstellt wie blutige Anfänger ist das Eine, doch auch der Ton wird härter im Präsidium – vor allem zwischen König und Alexander Bukow (Charly Hübner). Und das ist noch freundlich ausgedrückt. Zu sehr haben die letzten Fälle das Verhältnis der beiden an die Grenze des Erträglichen gebracht – und immer wieder die Grenze zum Privaten überschritten. Wie da noch zusammenarbeiten?

Nun könnte der Zuschauer sich freuen. Endlich mal ein Krimi, bei dem die Charaktere sich nicht nur schrittweise weiterentwickeln. Doch leider setzen all die Konflikte auch die Sympathien mit König und Bukow aufs Spiel. Und mit fast allen anderen Beteiligten. Und noch eine Sympathie zerbricht in diesem Krimi – denn jedes Rechtssystem hat seine Schwächen. Und "Für Janina" zeigt sie so deutlich auf, dass es wehtut. Wie so vieles in diesen 90 Minuten.

Denn nicht nur in das Innenleben von Recht und Gerechtigkeit gewährt dieser Polizeiruf einen Einblick, auch in das Seelenleben seiner Protagonisten blicken wir tief hinein – und auch hier tun sich teils Abgründe auf, von denen man lieber nichts gewusst hätte. Und als wäre das alles noch nicht genug, machen die Ermittlungen am Ende alles nur schlimmer. Denn mag die Hoffnung auch zuletzt sterben: Manchmal stirbt sie – und das Hand in Hand mit der Gerechtigkeit.

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