"Es lebe der König!"

"Tatort" aus Münster: Ende musste wegen Corona umgeschrieben werden

Der neue "Tatort" aus Münster war der erste Film der ARD-Krimireihe, der komplett nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie gedreht wurde. Das wirkte sich teilweise auf die Handlung aus.

Kreativität ist gefragt in diesen alles zerwühlenden Zeiten. Das gilt nicht zuletzt auch für die "Tatort"-Macher. Wie groß die Herausforderung unter erschwerten Drehbedingungen ist, lässt sich bemessen, da nun der erste "Tatort" gesendet wurde, der im Juni nach dem Corona-Lockdown gedreht wurde. "Es lebe der König!" heißt er, und wer den Münsteraner Publikumslieblingen Professor Boerne (Jan Josef Liefers) und Kommissar Thiel (Axel Prahl) etwas genauer auf die Finger sah, stellte fest: Hier wurde getrickst und improvisiert, dass sich die Burgbalken bogen.

Worum ging es?

Im Wassergraben des Schlosses "Haus Lüdecke" wurde der Burgherr ertrunken aufgefunden – natürlich in Ritterkluft, so viel Spaß am Mord muss in Münster immer sein. Der Burgherr, so stellte sich heraus, war mal einschlägig als "Kirmeskönig" der Region bekannt und hatte nach dem erst kurz zurückliegenden Burgerwerb der Geldnot geschuldete Pläne vorangetrieben, die geschichtsträchtige Immobilie in einen Freizeitpark umzuwandeln. Tatsächlich war jener Manfred Radtke jedoch nicht nur pleite, sondern auch dement. Als mordverdächtig galten in Ermangelung weiterer handlungsrelevanter Figuren seine junge Witwe (Violetta Schurawlow), seine geschäftstüchtige Tochter (Sandra Borgmann) sowie deren – vermeintlich – gutmütiger Bruder (Marek Harloff).

Was ist das Besondere am "Tatort: Es lebe der König!"?

Der 38. Einsatz für die Münsteraner Quotenkönige Boerne und Thiel war eine der ersten TV-Produktionen überhaupt, die nach dem Corona-Lockdown im Juni realisiert wurden. Und es ist der erste vollständig unter erschwerten Drehbedingungen entstandene "Tatort", der dem Publikum präsentiert wurde (die Jubiläums-Doppelfolge war in Teilen betroffen). "Ohne Corona wäre die Geschichte etwas opulenter abgelaufen", lässt Boerne-Darsteller Jan Josef Liefers wissen: "Die Maßnahmen gegen SARS-CoV-2 sind auch beim Münster-'Tatort' nicht ohne Nebenwirkungen geblieben. Aber ich denke, wir haben gemeinsam das Beste daraus gemacht."

Wie reagierten die Macher auf die erschwerten Dreh-Bedingungen?

Augenfällig ist, dass mit extrem dünner Personaldecke gedreht wurde. Kommissariat und Kantine wirkten trotz geschickter Kameraführung seltsam ausgestorben. Und als das Drehbuch behauptete, Hunderte Gäste würden zu einer Theateraufführung in der Burg erscheinen, behalf sich die Regie (Buket Alakus) mit dem Bild eines ausgelasteten Parkplatzbereichs und Applaus vom Band.

"Um Team und Schauspieler zu schützen, haben wir möglichst wenig über die genauen Drehorte und Drehzeiten verraten", erläutert die Produzentin Iris Kiefer die weiteren Pandemie-Maßnahmen, die ergriffen wurden. Pressetermine fanden nur im kleinen Rahmen statt. Auch habe man darauf geachtet, möglichst oft im Freien zu drehen und belebte Orte in der Innenstadt zu meiden.

An der Krimi-Handlung selbst mussten "glücklicherweise keine allzu großen Veränderungen" vorgenommen werden. Allerdings, ergänzt Produzentin Sophie Seitz, habe der Autor Benjamin Hessler "das Drehbuch den neuen Gegebenheiten angepasst". Unter anderem wurde der Showdown umgeschrieben, "bei dem ursprünglich Thiel und Boerne inmitten einer Masse von verkleideten Komparsen ermittelt hätten. Dies wäre natürlich ein viel zu großes Risiko für alle Beteiligten gewesen."

In welcher Burg wurde gedreht?

Dem "Haus Lüdecke" wird im "Tatort" eine bedeutende Geschichte beigemessen, die weit über die Grenzen Münsters bekannt sei – dabei befindet sich der mittelalterliche Hauptdrehort des Films in Wahrheit ganz woanders. Zwar ist das Münsterland reich an malerischen Wasserburgen, gedreht wurde jedoch auf Schloss Hülchrath bei Grevenbroich im Rhein-Kreis Neuss, also am linken Niederrhein. Der Prachtbau datiert ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert, diente einst als kurkölnische Landesburg und wurde nach der Zerstörung im 17. Jahrhundert am Anfang des 20. Jahrhunderts im Stil der Neugotik wiederaufgebaut.

Wie geht es beim Münster-"Tatort" weiter?

Ungewohnt freizügig! Mitte November begannen die Dreharbeiten zum neuen Fall "Wer bist du wirklich?". Gesucht wird der Mörder eines "spirituellen Lehrers in einer Kommune für alternatives Zusammenleben". Der Verfechter von Tantra und freier Liebe wird unbekleidet im Moor gefunden. Das Drehbuch stammt von Elke Schuch ("Die Kirche bleibt im Dorf"). Regie führt Brigitte Maria Bertele ("Tatort: Die Pfalz von oben").


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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