Über Hexenschuss und geplatzte Reißverschlüsse

Beatrice Egli im Interview: "Für mich gab es nie einen Plan B"

11.08.2025, 13.41 Uhr
Beatrice Egli verrät im Gespräch, wie sie mit Zweifeln umgeht, was in Zukunft geplant ist – und mit welchem Star sie sich ein Duett wünscht.
Beatrice Egli trägt ein rosafarbenes Jacket und lacht.
Beatrice Eglis neues Album "Hör nie auf damit" erscheint am 3. Oktober.  Fotoquelle: Michael de Boer

Du hast eine beeindruckende Karriere hingelegt. Gab es Momente, in denen du an dir gezweifelt hast, und wie bist du damit umgegangen?

Beatrice Egli: Ich glaube, kleine Zweifel gehören immer dazu. Denn sie sind ja eigentlich nur ein Ausdruck von Demut der Sache gegenüber und zeigt, wie wichtig es einem ist. Wieviel Herzblut in der Arbeit steckt. An mir selbst zweifele ich jedoch nicht, denn ich weiß, dass alles, was ich tue, aus vollstem Herzen kommt. Trotzdem schleichen sich dann manchmal kleine Ängste ein und eine kleine Stimme in mir fragt sich: werden die Leute die neue Musik genauso feiern wie ich? Werden sie an der neuen Bühnenshow genauso Spaß haben wie wir? Fühlen Sie sich in der Beatrice Egli Show genauso zu Hause wie ich? Ich denke, all das gehört dazu. Und seien wir mal ehrlich: das Leben ist doch umso aufregender mit so einem kleinen Kribbeln im Bauch.

Welcher Auftritt deiner Karriere war bisher der ungewöhnlichste?

Ein absolutes Highlight in letzter Zeit war für mich die Eröffnung der Europameisterschaft der Frauen, bei der ich unsere Schweizer Nationalhymne singen dufte. Wenn ich daran zurückdenke, wie da einfach 35.000 Menschen im Stadion mit mir gesungen haben, kriege ich immer noch Gänsehaut. Das war wirklich einmalig schön.

Mit welchem Ritual bereitest du dich auf deine Auftritte vor?

Ich habe vor jedem Auftritt ein kleines Get-Together mit meiner Band und meinem Team, in dem wir einen Kreis bilden und uns gegenseitig gute Energie schicken.

Was war die schönste oder ungewöhnlichste Geste eines Fans, die dich wirklich berührt hat?

Aktuell bin ich sehr gerührt davon, wie meine Fans für meinen neuen Song „So oder So (SOS)" gekämpft haben. Es sind so viele süße Creations auf Instagram & TikTok online gegangen, wie meine Community den Song jetzt schon feiert, obwohl sie erst die ersten 25 Sekunden gehört haben. So etwas berührt mich jedes Mal aufs Neue, wenn die Musik, die ich selbst so feiere, auch so gut bei anderen ankommt.

Dein Beruf bringt dich oft an unterschiedliche Orte. Gibt es ein Land oder eine Stadt, die dich besonders beeindruckt hat?

Wenn ich beruflich reise, habe ich leider meistens gar nicht so viel Zeit, viel von der Stadt oder dem Land zu sehen. Allerdings habe ich mir neulich sowohl in Paris als auch in Göteborg ein bisschen Zeit genommen, die Städte zu besichtigen und das war beides wirklich richtig schön. Ich liebe Reisen und kann immer viel Inspiration in fernen Orten finden.

Was war die lustigste Situation, die du je auf einer Bühne erlebt hast?

Da gab es einige geplatzte Reißverschlüsse, grundlose Lachanfälle oder auch, als ich wegen eines Hexenschusses eine komplette Probe der Beatrice Egli Show im Liegen absolvieren musste. Bei mir wird es nie langweilig.

Welche großen Pläne oder Visionen hast du für die nächsten Jahre – beruflich und privat?

Ich freue mich wahnsinnig auf die große „Tanzen Lachen Leben“ – Tournee im kommenden Jahr, auf der wir über 20 Konzerte spielen werden. Denn erst, wenn wir die neuen Songs gemeinsam mit dem Publikum feiern, erwachen sie so richtig zum Leben. Mein Wunsch und Traum ist es, mein Publikum dort jeden Abend aufs Neue in eine Welt des Guten, der Hoffnung & des Vertrauens zu entführen und das Leben und die Musik ausgiebig zu zelebrieren, indem wir nie aufhören, zu tanzen, zu lachen und zu leben.

Wenn du nicht Musikerin geworden wärst, welche Karriere hättest du dir vorstellen können?

Für mich gab es nie einen Plan B, denn die Liebe zur Bühne, zur Musik, zur Schauspielerei hat immer schon einen großen Platz in meinem Herzen eingenommen und ich wusste, dieser Herzenswunsch wird seinen Weg finden. Wenn ich also nicht auf den Bühnen gestanden hätte, auf denen ich jetzt stehe, hätte ich ganz sicher auch andere Bühnen für mich entdeckt. Denn ich wusste immer: egal, wie groß oder klein mein Publikum sein würde, ich würde meinen Weg finden.

Gab es in deiner Karriere jemanden, der dir als Mentor oder Vorbild diente?

Ich habe das Glück, in einer sehr großen Familie aufgewachsen zu sein, in der mir sehr viele Menschen durch ihre Art und ihre Persönlichkeit etwas mitgegeben haben. Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass jede noch so kleine Begegnung im Leben dir etwas für deinen Weg mitgeben, dich inspirieren und motivieren kann. Diesen Gedanken mag ich total, denn ich ziehe aus jedem Kennenlernen, jeder Verbindung mit Menschen immer etwas Neues, Schönes, Positives und finde es sehr schön, so viele verschiedene und besondere Wegbegleiter in meinem Leben zu haben.

Das sind eigentlich immer die starken Frauen in meinem Umfeld, von denen ich so viel lerne und mitnehmen durfte. Meine Mama, meine Oma, meine besten Freundinnen.

Wenn du dir einen Künstler oder eine Künstlerin aussuchen könntest, mit dem/der du unbedingt mal zusammenarbeiten möchtest, wer wäre das und warum?

Ich durfte schon so viele tolle Duette mit wunderbaren Kolleg:innen singen, auch aus verschiedenen Genres, die jedes Mal etwas ganz Besonders für mich waren. Ein lang gehegter, heimlicher Wunsch von mir ist ein Duett mit Eros Ramazotti. Ich bin so schon lange Fan von diesem beeindruckenden Sänger und Menschen. Ich liebe seine Musik und ganz besonders seine Sprache und das gesamte italienische Lebensgefühl. Ich bin oft im wunderschönen Ticino unterwegs, wo ja Italienisch auch eine Landessprache in unserer schönen Schweiz ist. Jedes Mal, wenn ich dort das italienisch-schweizerdeutsche Flair genieße, keimt dieser Wunsch nach einem Duett mit diesem fantastischen Musiker erneut in mir auf. Das wäre wirklich ein absoluter Traum.

Wie verändert sich der Schlager deiner Meinung nach aktuell – und was wünschst du dir für das Genre in den nächsten Jahren?

Ich mag es, wie der Schlager immer alltagstauglicher wird und wie er immer mehr junge Menschen in den Bann zieht. Schlager versprüht gute Laune, hat eingängige Melodien und tanzbare Beats. Ich wünsche mir, dass der Spagat zwischen klassischem Schlager und modernem Popschlager weiterhin so gut funktioniert und wir immer mehr Menschen mit unserer Musik berühren und verzaubern können. Dass wir einen Safespace schaffen können, in dem man immer wieder mal kurz „das echte Leben“ vergessen kann und einfach tanzen, lachen und leben darf.

Es gibt das ein oder andere Klischee über die Schlagermusik. Welches Klischee möchtest du gerne entkräften?

Ich denke, gerade in letzter Zeit passiert viel gegen die Haupt-Klischee des Schlagers, dass diese Musikrichtung nur etwas für alte Menschen oder für Ballermann-Anhänger ist. Aber Schlager kann so viel mehr: er kann berühren, er kann zum Tanzen animieren und er kann unsere Muttersprache musikalisch zelebrieren wie kaum eine andere Musikrichtung.

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