MMA-Event in Prag

Boxlegende Regina Halmich: "Ich kann Menschen verstehen, denen das zu brutal ist"

12.06.2025, 10.26 Uhr
Am 14. Juni überträgt RTL+ ein spektakuläres MMA-Event aus Prag. Mit dabei ist Shootingstar Alina Dalaslan, unterstützt von Boxlegende Regina Halmich. Die Veranstaltung zieht 30.000 Zuschauer an und zeigt, warum MMA in Deutschland immer beliebter wird.

Donald Trump, Elon Musk oder Mark Zuckerberg sind Fans von Mixed Martial Arts. Doch dafür kann die Trendsportart MMA nichts. Fakt ist, dass auch in Deutschland das Interesse am Käfigkampf rasant wächst. Boxlegende Regina Halmich sagt, dass MMA dem Boxen mittlerweile den Rang abgelaufen hat, was die Größe der Events beträfe. Am Samstag, 14. Juni, überträgt RTL+ einen MMA-Kampfabend vor 30.000 Zuschauern in Prag live. Mit dabei der deutsche Shootingstar Alina Dalaslan, die von Regina Halmich unterstützt wird. Im Hauptkampf des Abends treffen die MMA-Legenden Karlos Vémola und Attila Végh in ihrem letzten Kampf aufeinander. RTL+ hat eine Medienpartnerschaft mit dem europäischen Veranstalter Oktagon MMA geschlossen und will über die kommenden drei Jahre mehr als 15 spektakuläre Kampfevents pro Jahr zeigen. Warum wollen immer mehr Menschen sehen, wie sich zwei Menschen maximal weh tun, Regina Halmich?

prisma: Man sagt, dass MMA Anfang der 90er aus der Frage heraus entstanden ist, welche Kampfsportart die effektivste ist ...

Regina Halmich: Ja, das kann man so sagen. Im MMA trifft die Vielfalt aller Kampfsportarten aufeinander. Die Faszination besteht darin, zu sehen, welche Technik sich letztlich im Kampf zweier Menschen durchsetzt.

prisma: Sie haben vor Ihrer Boxkarriere auch andere Kampfsportarten betrieben ...

Regina Halmich: Ja, ich komme vom Karate, Kick- und Thaiboxen. Insofern verstehe ich MMA. Man muss schon sagen: Das sind die komplettesten Kämpfer der Welt. Sie müssen boxen und kicken können, sie beherrschen den Bodenkampf. Ich kann trotzdem verstehen, wenn Menschen sagen: Das ist mir zu brutal.

"Boxen ist der ästhetischere Sport"

prisma: Was glauben Sie – womit haben diese Menschen die größten Probleme?

Regina Halmich: Es sieht für viele brutal aus, dass man auf dem Boden liegend noch schlagen darf. Natürlich nur so lange, bis einer abklopft. Allerdings gibt es gerade am Boden noch weitere Regeln, die die Kämpfer schützen. Trotzdem weckt das so einen Urinstinkt in vielen Menschen. Dass man niemanden schlägt, der schon in der unterlegenen Position auf dem Boden liegt. Viele Kampfsport-Laien finden das abstoßend. Da muss man sagen: Boxen ist der ästhetischere Sport.

prisma: Ist nicht gerade das Brutale für die Faszination MMA verantwortlich?

Regina Halmich: Ja. Trotzdem sehe ich MMA als Sport mit Techniken nach festen Regeln. Ein Sport, der aber eindeutig nur für Erwachsene geeignet ist. Es ist schon die Härte von MMA, welche die Masse fasziniert. Und natürlich, dass es häufiger als anderswo K.o.-Situationen gibt.

prisma: Erlebt man bei MMA schwerere Verletzungen als in anderen Kampfsportarten?

Regina Halmich: Da der ganze Körper Angriffsfläche ist, kann man überall verletzt werden. Beim Boxen hingegen kann man nur am Kopf getroffen werden. Ich kenne keine Statistik dazu, aber aus meinem Gefühl und der persönlichen Beobachtung heraus würde ich annehmen, dass es beim MMA zumindest häufiger Verletzungen gibt als in vielen anderen Kampfsportarten. Beim Boxen gibt es häufiger schwere Kopfverletzungen, während es beim MMA mehr Verletzungen an Händen, Handgelenken und Knochenbrüche gibt.

"Frauen haben es in Kampfsportarten viel schwerer als Männer"

prisma: Nun haben Sie eine Art Patenschaft für die deutsche MMA-Kämpferin Alina Dalaslan übernommen, der man eine große Profikarriere zutraut. Was tun Sie da genau?

Regina Halmich: Ich verfolge MMA seit etlichen Jahren. Zunächst natürlich die Kämpfe der UFC, dem weltweit größten Veranstalter mit Sitz in den USA. Mittlerweile schaue ich auch die Events von Oktagon MMA, Europas größtem MMA-Veranstalter. RTL überträgt die Veranstaltungen und hat mitbekommen, dass ich großer Fan der Sportart bin. Deshalb haben Sie angefragt, ob ich mir vorstellen kann, einer neuen, aber vielversprechenden Kämpferin in ihrer Karriere unter die Arme zu greifen. Das mache ich sehr gern. Auch, weil ich immer dabei bin, wenn es darum geht, Frauen zu unterstützen. Gerade Frauen in Kampfsportarten haben es viel schwerer als Männer.

prisma: Wo haben Alina und Sie sich kennengelernt?

Regina Halmich: Bei einem Event in München. Ich fand sie sofort sehr sympathisch. Sie hat mich eingeladen zu ihrem Training nach Balingen zu kommen. Ich habe auch ein bisschen mit ihr trainiert. Seitdem tauschen wir uns aus ...

prisma: Alina Dalaslan kämpft am Samstag vor knapp 30.000 Zuschauern in Prag gegen die erfahrene Polin Roza Gumienna. Es ist erst ihr zweiter Profikampf. Man kann schnell Karriere machen in diesem Sport, oder?

Regina Halmich: Es finden ja mehrere Kämpfe an diesem Abend statt, aber ja: Die Menschen suchen nach deutschen Idolen, Kämpferinnen und Kämpfern. Man muss sagen: MMA ist mittlerweile unglaublich populär und hat dem Boxen in Sachen Zuschauerinteresse den Rang abgelaufen. Letztendlich hat RTL+ sich entschieden, MMA zu übertragen – und nicht mehr Boxen.

"MMA-Kämpfer sind die komplettesten Kämpfer der Welt"

prisma: Worin besteht die besondere Leistung der besten MMA-Kämpferin und Kämpfer?

Regina Halmich: Es geht darum, zum richtigen Zeitpunkt das richtige zu tun. Also bestmöglich zu agieren und zu reagieren – mit einem großen Werkzeugkasten an Techniken im Rücken. Es ist wie Boxen plus Beine plus Bodentechniken, denn es wird auch gerungen. MMA-Kämpfer sind die komplettesten Kämpfer der Welt. Weil man auf allen Gebieten stark sein muss, weiß ich, dass sehr viel Arbeit dahintersteckt, bis man zu den Besten gehört.

prisma: Welche Talente braucht man konkret, um es beim MMA weit zu bringen?

Regina Halmich: Beweglichkeit, Kraft, Reaktionsvermögen, Handlungsschnelligkeit. Darüber hinaus ist nicht jeder Mensch für den Kampfsport gemacht. Wer der körperlichen Konfrontation lieber aus dem Weg geht, ist fehl am Platze. Man muss sich im Kampfsport einfach ausprobieren. Nicht umsonst beginnen Kinder oder Jugendliche meist mit Judo oder Karate. Das ist risikoarm und nicht brutal. Man kann aber schon mal sehen, ob man das Kämpfen mag, also die sportliche Konfrontation – oder eben nicht. Man muss austeilen und einstecken können. Außerdem sollte man eine große mentale Stärke mitbringen.

prisma: Hilft es dem sportlichen Erfolg, wenn man anderen Menschen gerne wehtut?

Regina Halmich: Ich kann mich in dieser Formulierung nicht wiederfinden. Was aber stimmt: Man muss eine gewisse Kompromisslosigkeit mitbringen. Oder, um es anders zu formulieren: Du musst einen Kampf auf jeden Fall gewinnen wollen.

"Ich habe viele Jahre überhaupt nicht geboxt"

prisma: Wie werden die Kämpfer beim MMA geschützt, damit nichts wirklich Schlimmes passiert?

Regina Halmich: Einmal natürlich durchs Abklopfen. Dann ist der Kampf sofort zu Ende. Wer am Ende ist, aber dennoch nicht aufgeben will, für den sind die Ringrichter da. Sie schauen den Kämpfern schon genau in die Augen, um herauszufinden, wie fit und gesund sie noch sind. Man braucht erfahrene Richter, um beurteilen zu können, ob die Kämpfer geistig noch voll da sind. Es gibt viele Regeln, die den sportlichen Wettkampf gewährleisten und die Gesundheit der Kämpfer schützen. Eine Vielzahl von Kampftechniken, darunter Schläge, Tritte, Würfe und Submission-Techniken, sind erlaubt. Gleichzeitig gibt es zahlreiche verbotene Aktionen.

prisma: Sie waren eine der besten Boxerinnen der Welt und sagen, dass es Frauen schwerer haben im Kampfsport. Sind kämpfende Frauen heute anerkannter als zu Ihrer Zeit?

Regina Halmich: Ja, es ist auf jeden Fall besser geworden. MMA-Kämpferinnen werden von ihren männlichen Kollegen total anerkannt. Weil sie als Fachleute sehen, was diese Frauen drauf haben. Weil sie sich diesen Respekt – im Wortsinn – erkämpft haben.

prisma: Wie sieht Ihr persönliches Leben mittlerweile aus? Sind Sie sportlich noch aktiv?

Regina Halmich: 2024 war sehr anstrengend, weil es im September ja den Showkampf gegen Stefan Raab gab. Da gab es so viel Pressearbeit und Interesse an meiner Person ... damit hätte ich nie im Leben mehr gerechnet. Nicht, dass ich es unbedingt gebraucht hätte. Ich war auch ohne Boxen glücklich. Ich halte unter anderem Vorträge bei Firmen zu Themen wie Motivation und dergleichen. Natürlich kommentiere ich Boxkämpfe. Dieser Mix füllt mich aus. Geboxt habe ich vor dem Comeback des Raab-Kampfes viele Jahre überhaupt nicht.

"Das ist der größte Luxus, den ich mir vorstellen kann"

prisma: Haben Sie viel zu tun, oder fühlt sich Ihr Leben auch ein bisschen wie Vorruhestand an?

Regina Halmich: Überhaupt nicht. Es kommen immer wieder Anfragen und interessante Projekte. Ich führe ein sehr erfülltes Leben. Auch deshalb, weil ich heute nicht weiß, welche spannende Herausforderung vielleicht morgen auf mich zukommt. Ich genieße mein Leben augenblicklich sehr, weil es ein sehr freies Leben ist. Ich mache nur noch das, worauf ich Lust habe. Das ist der größte Luxus, den ich mir vorstellen kann.

prisma: Vermissen Sie das große Rampenlicht?

Regina Halmich: Nein. Das war mir – ehrlich gesagt – nie besonders wichtig. Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit waren für mich stets nur Mittel zum Zweck. Ich wollte den Sport, ich wollte meine Karriere nach vorne bringen. Persönlich hat es mich nie berauscht, im Mittelpunkt zu stehen. Deshalb vermisse ich auch nichts, jetzt – wo das weggefallen ist.

prisma: Sie haben Ihren letzten Kampf gegen Stefan Raab angesprochen. Wie hart haben Sie dafür trainiert?

Regina Halmich: Ich hatte zuvor 17 Jahre lang keinerlei Boxtraining. Deshalb musste ich natürlich hart trainieren, um wieder in Form zu kommen. Mein Gegenüber brachte über 35 Kilo mehr auf die Wage. Da muss man technisch und in Sachen Fitness schon auf der Höhe sein, um den Kampf zu gewinnen. Noch anstrengender war jedoch die Öffentlichkeitsarbeit. Ich musste ja alles machen, weil die Gegenseite gar nichts getan hat (lacht).

"Keine Lust mehr, gegen Stefan Raab zu kämpfen"

prisma: Können Sie ausschließen, dass es einen weiteren Boxkampf Stefan Raab gegen Regina Halmich geben wird?

Regina Halmich: Ja, das kann ich ausschließen. Ich hatte schon beim dritten Mal gesagt, dass es keinen Sinn ergibt, aber mich dann doch noch mal überreden lassen. Mittlerweile sind wir in einem Alter, wo man es auch mal gut sein lassen sollte. Ich habe ehrlich gesagt, keine Lust mehr, gegen Stefan Raab zu kämpfen.

prisma: Was machen Sie jetzt noch an Sport?

Regina Halmich: Ich habe vor dem Raab Kampf deshalb so lange nicht geboxt, weil ich eine sehr ehrgeizige Sportlerin war. Wenn ich etwas mache, dann haue ich alles rein. Wenn ich Boxen trainiere, will ich auch in den Ring steigen. Weil ich zu keinen Kämpfen mehr antreten wollte, hörte ich ganz auf mit dem Boxen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf CrossFit und Krafttraining. Zwei bis dreimal die Woche. Seit ich mich bei meinem alten Trainer auf den Raab-Kampf vorbereitete, habe ich aber gemerkt, dass ich mittlerweile boxen kann, ohne diesen Mega-Anspruch zu haben. Jetzt gehe ich wieder einmal die Woche zum Boxtraining. Endlich kann ich sagen, dass ich heute Sport mache wie die meisten anderen Menschen auch: einfach nur so zum Spaß.

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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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