Film auf ProSieben

American Sniper: Clint Eastwood entfacht Diskussionen

von Jasmin Herzog

Clint Eastwoods Kriegsfilm "American Sniper" sorgte 2014 in den USA für hitzige Diskussionen – und angesichts seiner Inszenierung der Lebensgeschichte eines Scharfschützen muss man sagen: Die Diskussionen kamen nicht von ungefähr – am Freitag (6. August) ist der Film auf ProSieben zu sehen.

ProSieben
American Sniper
Kriegsfilm • 06.08.2021 • 20:15 Uhr

Bei "American Sniper" (2014) handelt es sich ohne Frage um einen großartigen Kriegsfilm – spannend, ergreifend, echt. Doch ist er auch ein pazifistisches Statement, wie Regisseur Clint Eastwood behauptet? Im Mittelpunkt steht der Scharfschütze Chris Kyle, ein echter amerikanischer Held, dessen wahre Geschichte durch die Presse ging. Eastwood rückt ihn über zwei Stunden lang ins beste Licht. Das spaltete die Gemüter in den USA: Liberale kritisieren, konservative Kräfte feiern den Patriotismus des Films, der sich dem Rest der westlichen Welt ohnehin nur schwer erschließen wird. ProSieben strahlt das Werk nun als Wiederholung zur besten Sendezeit aus.

Kritik an Clint Eastwoods Intention

Ohnehin lassen Eastwoods künstlerische Motive den Zuschauer gerne ratlos zurück. Der überzeugte Republikaner reiht in seiner Vita als Regisseur fabelhafte Werke aneinander, die auf ihre Weise Rassismus anprangern ("Gran Torino", 2008) oder amerikanische Kriege auch mal von einer fremden Warte aus zeigen ("Letters From Iwo Jima", 2006). Dass das rechte Lager in "American Sniper" dagegen eine patriotische Rechtfertigung für den "Krieg gegen den Terror" sieht, nannte er bei einer Pressekonferenz eine "dumme Analyse". Sein Film komme mit "der größten Anti-Kriegs-Aussage, die ein Film machen kann", wehrte er sich.

Sein pazifistischer Ansatz, sagte er, zeige sich vor allem in den Szenen, in denen Hauptfigur Chris Kyle jeweils nach seinen vier Einsätzen im Irak nach Hause kehrt. Tatsächlich offenbart Eastwood hier mit scharfem Blick, wie der, von der Einheit "Die Legende" getaufte, Soldat sich nicht wieder zurechtfindet, wie seine Familie an ihm und seiner Abwesenheit auseinanderzubrechen droht. Die Kameras halten wie im ganzen Film auf den aufgepumpten Hauptdarsteller Bradley Cooper.

Jedes mechanische Geräusch bringt ihn in der Heimat aus der Fassung, ins Schwitzen. Sein Blick führt dann genauso angespannt ins Leere, wie er in den Kriegsszenen angespannt ins Zielrohr führt. Viel Platz für andere Charaktere bleibt da nicht. Weder den Kameraden noch seiner Frau Taya (Sienna Miller), die ihn anfleht, dazubleiben, "wieder Mensch zu werden", gibt Eastwood Luft zum Atmen.

Wer ist eigentlich das "Böse"?

Natürlich hat Eastwood alle Hände voll damit zu tun, Chris Kyle zu porträtieren, den amerikanischen Kriegshelden, liebenden Vater und schließlich aufopferungsvollen Helfer hoffnungsloser amerikanischer Veteranen. Dass gleichzeitig der Feind, der reihenweise umgemäht wird, völlig ohne Gesicht gelassen wird – kein Wunder, dass sich "Moralisten" darüber grün und blau ärgern. Die Terroristen werden genauso gezeigt, wie die Soldaten untereinander über sie sprechen: Es handele sich um "das Böse", "Barbaren", die Unschuldige mit Akkubohrern abschlachten und foltern wie Wilde.

Auf einen Einblick in die Motive der ohne Frage widerlichen Schandtaten von al-Qaida muss also verzichtet werden. Kehrt man das zur Seite, liefert "American Sniper" aber nicht nur packende Dramatik, sondern auch einen Blick in amerikanische Gefühlslagen, die man nun verstehen mag – oder nicht.

Auch mit mittlerweile 91 Jahren hat Clint Eastwood noch lange nicht genug vom Filmgeschäft. Im Neo-Western "Cry Macho", der am 17. September in den Kinos starten soll, spielt der Hollywood-Veteran einmal mehr die Hauptfigur. Er verkörpert den Ex-Rodeo-Star Miko. Der Alkoholiker hat seine Frau und seinen Sohn verloren. Erst als er die Aufgabe bekommt, einen kleinen Jungen ein besseres Leben zu ermöglichen, sieht er wieder Sinn im Leben.

American Sniper – Fr. 06.08. – ProSieben: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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