"Charlotte Link – Einsame Nacht": Kritik zum neuen Krimi in der ARD





Scarborough ist eine beschauliche Mittelstadt in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire. Der viktorianische Kurort lockt mit seinen Stränden und der Nähe zum Nationalpark North York Moors vor allem in der wärmeren Zeit des Jahres zahlreiche Touristinnen und Touristen an. In dem nun erstausgestrahlten Thriller "Charlotte Link – Einsame Nacht" (Regie: Jörg Lühdorff. Buch: gemeinsam mit Benjamin Benedict) jedoch wird Scarborough zum Schauplatz einer brutalen Mordserie. Der Zweiteiler (zweiter Film am Freitag, 3. Oktober, um 20.15 Uhr, im Ersten) basiert auf dem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 2022.
Für Detective Sergeant Kate Linville (Henny Reents) beginnt der Film mit einer Standpauke ihrer neuen Chefin: "Was hier bei Ihrem letzten Fall passiert ist, das finde ich intolerabel", schimpft Pamela Graybourne (Helene Grass): "Sie haben sämtliche Vorschriften missachtet und mit Ihrem suspendiertem und alkoholisiertem Kollegen Caleb Hale zusammengearbeitet." Mit einem neuen Fall jedoch gibt sie Linville eine Chance, sich zu rehabilitieren: "Es handelt sich um eine alte Dame, Patricia Walters, sie ist bei einem Sturz ums Leben gekommen, nachdem ihre Betreuerin einfach verschwunden ist. Ohne Absprache. Die Tochter hat jetzt Anzeige erstattet."
Die Spur führt zu einem zehn Jahre alten Cold Case
Die Pflegerin heißt Mila Henderson (Milena Tscharntke). Doch noch ehe Linville mit der Suche nach ihr beginnen kann, gibt es einen weitaus dringlicheren Fall: Diane Bristol (Lisa Riesner) wird tot in ihrem Auto gefunden. Die junge Frau wurde mit mehreren Messerstichen brutal ermordet. Im Wagen stellt die Spurensicherung dieselben Fingerabdrücke wie in einem ungelösten Kriminalfall vor zehn Jahren sicher: Der damals 16-jährige Alvin Malory wurde damals am helllichten Tag in seinem zu Hause von Unbekannten fast zu Tode gequält. Der junge Mann liegt seitdem im Koma. Dem damaligen Ermittler Caleb Hale (Lucas Gregorowicz) geht der Fall bis heute nach.
So kommt es, dass Kate Linville ihr Versprechen, sich von Caleb fernzuhalten, schneller bricht als erwartet. Im Geheimen ermitteln sie und Caleb gemeinsam. Auch beginnt Kate undercover in der Dating-Agentur von Dalina (Anke Sabrina Beermann) nachzuforschen, in der Diane Bristol angemeldet war. Es dauert nicht lange, da passiert ein weiterer Mord ...
Fesselnder Thriller mit vielen falschen Spuren
"Charlotte Link – Einsame Nacht" ist ein fesselnder Thriller. Die Drehbuchautoren Jörg Lühdorff und Benjamin Benedict legen gerade gegen Ende des ersten und zu Beginn des zweiten Films eine Reihe falscher Spuren, die das Publikum fälschlicherweise glauben lassen, einen Wissensvorsprung zu haben. Tatsächlich erweist sich am Ende doch alles ganz anders, als gedacht. Je mehr Zeit im Film vergeht, umso tiefer werden die menschlichen Abgründe, in die Kate und ihre Kollegen bei den Ermittlungen blicken.
Ein wenig schade ist hingegen, dass zugunsten der Spannung ein anderer Handlungsstrang nicht zu Ende erzählt wird: Die meist kratzbürstige Kate Linville hatte sich zunächst aus privaten Beweggründen zu einem Single-Kochkurs der Dating-Agentur angemeldet, in der sie später undercover ermittelte. Zu gerne hätte man noch gesehen, wie das Abendessen mit ihrer neuen Bekanntschaft Burt Gillian (Ben Bela Böhm) gelaufen ist. Nun wird dieses Rätsel aber wohl frühestens im fünften Fall für Kate Linville gelöst werden: Der Roman "Dunkle Wasser" wurde 2024 veröffentlicht und erzählt vom nächtlichen Überfall auf eine Familie an der schottischen Westküste. Zu einer Verfilmung gibt es noch keine Informationen.
Charlotte Link – Einsame Nacht (1) – Do. 02.10. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH