"Sie ist ja nicht einfach verschwunden"

Eli Wasserscheid über den ersten Franken-"Tatort" ohne Dagmar Manzel

10.09.2025, 10.30 Uhr
Die Schauspielerin gibt Einblicke in die Dreharbeiten und erklärt unter anderem, warum sie den ruhigen Stil des Franken-„Tatorts“ besonders schätzt.
Eli Wasserscheid steht vor einer "Tatort"-Fotowand und lächelt.
Eli Wasserscheid ist ein fester Teil des Franken-"Tatorts".  Fotoquelle: picture alliance / Geisler-Fotopress | Dwi Anoraganingrum

Das war der erste „Tatort“ aus Franken ohne Dagmar Manzel. Wie hat sich das am Set bemerkbar gemacht?
Eli Wasserscheid: Gerade in den Pausen am Set habe ich natürlich gemerkt, dass jemand fehlt. Und gleichzeitig beginnt mit diesem Film auch etwas Neues Der neue Fall, die intensive Geschichte, die hier erzählt wird, fordert den vollen Fokus. Die Arbeit geht weiter.

Eli Wasserscheid: "Sie ist ja nicht einfach verschwunden"

Dagmar Manzels Abgang fühlte sich sehr natürlich an.
Genau, sie ist ja nicht einfach verschwunden. Durch die Erinnerung ihrer Kollegen ist sie immer noch präsent – wie etwa, wenn Felix laut überlegt, was Paula in dieser Situation gesagt hätte. Sie ist schönerweise immer noch Teil der Geschichte, auch wenn sie in Rente gegangen ist.

Haben Sie Wanda als stärker empfunden, da Sie Felix Voss nun mehr unterstützen muss?
Ja, auf jeden Fall. Wir sehen mehr von ihrer Arbeit als in den vorherigen Fällen. Wanda übernimmt in diesem Film viel mehr, auch wegen Felix' Verletzung. Der Chef braucht Unterstützung, da bringt sie sich mehr ein.

Es gibt aber auch Spannungen zwischen Wanda und Felix, als er sich nach seiner Schulter-Verletzung nicht schonen will.
Felix fällt es schwer, Dinge loszulassen. Er möchte immer alles im Blick haben, und Nichtstun kommt für ihn nicht in Frage. Wanda versucht ihm klarzumachen, dass er sich ausruhen muss, damit er wieder gesund wird. Es geht nicht um Ehrgeiz, sondern darum, dass ihn die Kollegen in seiner ganzen Stärke brauchen.

Mit seiner Weigerung schadet er auch der eigenen Gesundheit.
Wanda weiß, dass sie Felix zur Vernunft bringen muss, auch wenn er es nicht möchte. Das Team sorgt sich eben umeinander.

Eli Wasserscheid über den speziellen Stil des Franken-"Tatorts"

Im Film wird wie gewohnt mit langen Pausen gearbeitet, sowohl in Dialogen als auch danach. Warum?
Der Stil gibt Raum für die Tragödie. Es geht im Film um schwere Schicksale. Das Schweigen und die langen Kameraaufnahmen lassen den Zuschauer tief in diese Situationen eintauchen – ohne, dass ein schneller Schnitt Ablenkung bringt. Die Ruhe gibt Raum, um das Gesehene wirken zu lassen.

Stimmt, die Pausen tragen auf jeden Fall zur düsteren Stimmung des fränkischen „Tatorts“ bei. Mögen Sie diesen Stil?
Ja, ich mag ihn. Man kann als Zuschauerin dem Gesehenen nachzuspüren, über die Figuren nachzudenken und sich mit ihren Beweggründen auseinandersetzen. Wenn die Geschichte Ruhe braucht, bekommt sie die vom Film. Um im nächsten Moment mit schneller Musik und Schnitten die wieder voranzutreiben. Ich mag das. Aber das ist wie immer Geschmackssache.

Als Zuschauer bleibt man nach diesem Film auf jeden Fall mit einem anderen Gefühl zurück, als das bei viele Krimis der Fall ist.
Das geht mir auch so. Der Tatort aus Franken hat seine eigene, etwas düstere Art.

Eli Wasserscheid: "Sie fühlt mit dem Täter"

Auch moralisch ist der „Tatort: Ich sehe dich“ keine leichte Kost. Denn das Motiv des Mörders kann wohl jeder nachvollziehen – und doch müsst ihr ihn zur Strecke bringen. Wie geht Wanda damit um?
Wanda versteht die Rachegefühle, die den Täter motiviert haben, aber sie ist Polizistin und damit Hüterin des Gesetzes – es ist ein Dilemma. Sie fühlt mit dem Täter, aber als Polizistin muss sie sicherstellen, dass es keine Selbstjustiz gibt.

Es ist wichtig, aber das macht es trotzdem nicht leicht.
Das stimmt. Wanda muss ihre persönliche Empathie zurückstellen und als Polizistin handeln – auch wenn sich das manchmal „zum Kotzen“ anfühlt, wie Felix das beschreibt.

Zum Abschluss noch eine leichtere Frage: Wenn Wanda Goldwasser einen Abend mit Ihnen verbringen würde, wie würde der aussehen?
Da wir beide aus Bamberg kommen, würden wir wahrscheinlich in meinen Lieblingsbiergarten gehen, den Spezikeller, mit Blick auf die Stadt. Wir würden gutes Bamberger Bier trinken und uns über die Frage unterhalten, warum Menschen so sind, wie sie sind. Ich glaube, wir hätten einen sehr lustigen Abend, mit guten Gesprächen und fränkischem Essen.

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