Radikaler Umbau: RTL streicht 600 Stellen in Deutschland
Es ist vermutlich der größte Stellenabbau in der Geschichte des Konzerns: 600 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs, das entspricht etwa 10 Prozent der Belegschaft in Deutschland. Betroffen sind alle deutschen Standorte und Bereiche: Die Hauptsender RTL und VOX sind genauso von den Sparmaßnahmen betroffen wie auch der Nachrichtensender ntv und die Streamingplattform RTL+.
RTL teilte mit, dass Vollzeit- und Teilzeitkräfte betroffen seien. Die Umstrukturierung solle dabei sozialverträglich umgesetzt werden – auf betriebsbedingte Kündigungen wolle man „möglichst“ verzichten, wie RTL-Deutschland-CEO Stephan Schmitter erklärte. Dabei soll es für die betroffenen Mitarbeiter verschiedene Unterstützungsnagebote wie Abfindungsprogramme und Altersteilzeit in Abstimmung mit den Betriebsräten geben.
„absolut notwendig“
Die Maßnahmen seien „absolut notwendig“ wie der RTL-Chef betont. Es gehe darum, die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns zu sichern. Zuvor hatte es im November eine drastische Gewinnwarnung gegeben: Der Mutterkonzern, die RTL Group, hatte die Jahresziele massiv nach unten korrigiert.
Das große Problem sind die wegbrechenden Werbeeinnahmen im europäischen TV-Geschäft: In Deutschland schrumpfte der Markt von Januar bis September 2025 um neun bis zehn Prozent, in Frankreich waren es sogar rund elf Prozent. Die Werbemärkte hätten sich „nicht wie erwartet in der zweiten Jahreshälfte erholt“, wie Group-Chef Thomas Rabe sagte.
Deutscher Journalisten-Verband ist schockiert
„Es gibt zwei große Herausforderungen, die wir lösen müssen, um langfristig erfolgreich zu sein“, sagte Schmitter der Nachrichtenagentur dpa. Eine sei der Wandel im Medienmarkt, die andere die schwierige konjunkturelle Lage. In den vergangenen sechs Jahren sind die Einnahmen für TV-Werbung in Deutschland um mehr als 20 Prozent gesunken. RTL habe gleichzeitig massiv in den Ausbau des Streamingdienstes RTL+ investiert und konnte so eine Abonnentenzahl von aktuell 6,6 Millionen erreichen.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) reagierte schockiert auf die Entwicklungen. „Das ist eine Katastrophe“, sagte der Bundesvorsitzende des DJV Mika Beuster. Positiv bewertet er jedoch die Konditionen für die Mitarbeiter: „Das sind gute und wichtige Verhandlungsergebnisse im Sinne der Beschäftigten“.
Das bedeutet der Stellenabbau für die Zuschauer
Der geplante Stellenabbau bedeute für die Zuschauer keine unmittelbaren Einschnitte im linearen TV-Programm. „Wir senden nach wie vor 24 Stunden rund um die Uhr“, sagte CEO Schmitter. Zugleich erklärte er, dass die Programmbudgets zunehmend vom linearen TV in hochwertige Streaming-Inhalte verschoben werden.