Serie im ZDF

"Westwall": Die neue Rechte lauert überall

von Eric Leimann

Eine Polizeischülerin verliebt sich in einen charmanten jungen Mann. Doch bald schöpft sie Verdacht: Ist er ein Nazi? Die Thriller-Miniserie "WEstwall" spielt mit der Idee, dass sich die neue Rechte in allen Teilen der Gesellschaft versteckt.

ZDF
Westwall
Thriller / Miniserie • 27.11.2021 • 21:45 Uhr

Nein, diese Julia (Emma Bading) ist nicht die klassische Polizeischülerin aus einer ordnungsliebenden Mittelstands-Familie. Sie kommt auch nicht aus einer, in der schon mehrere Generationen zur Polizei gingen, wie in anderen Filmen und Serien gerne mal üblich. Julias Mutter ist schon lange weg, und ihr langhaariger, kiffender Vater (Karsten Antonio Mielke) sitzt schwerbehindert in seiner Hochhaus-Wohnung. Auch wenn die beiden ein gutes, ja fast kumpelhaftes Verhältnis haben – dass das Töchterlein ausgerechnet zu den Bullen will, findet der Vater schon etwas "strange". In der Kölner U-Bahn lernt die impulsive Polizistin in spe einen netten Typen kennen. Man trinkt ein Bier zusammen und tauscht Telefonnummern aus. Fortan wartet Julia gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin Lydia (Lorna Ishema), die noch eine kleine Tochter hat, auf den Anruf des vielversprechenden Unbekannten. Dass Nick (Jannik Schümann) von rechten Verschwörern auf die junge Staatsdienerin in spe angesetzt wurde, ahnen die Frauen an dieser Stelle noch nicht.

Dafür lernt man in "Westwall" noch andere Protagonistinnen und Protagonisten kennen, die irgendwie verdeckt für oder gegen den Staat, so wie wir ihn kennen, arbeiten – auch wenn die exakte Rolle des Personals zu Anfang natürlich noch nicht klar ist. Da wären die charismatische Isa (Jeanette Hain), die irgendwo im Wald jugendliche Outdrops wehrsportgruppenmäßig an der Waffe trainiert, der an seiner Arbeit zweifelnde Polizei-Ausbilder Berthold Roosen (Rainer Bock) oder der undurchsichtige Verfassungsschützer Florian Keppler (Devid Striesow). Ist Julia Spielball eines gewaltigen Komplotts – oder schafft es die junge Frau, selbst zur Protagonistin und Kämpferin gegen rechte Umsturzversuche zu werden?

"Westwall" ist nach der deutsch-norwegischen Serie "Furia" bereits die zweite Miniserie im ZDF, die sich im Herbst 2021 mit neuen rechten Verschwörern im Thrillerformat auseinandersetzt. Dabei beruht die Geschichte auf dem gleichnamigen Roman von Benedikt Gollhardt, der auch das Drehbuch schrieb. Regisseurin Isa Prahl ("Tatort: Gefangen"), übrigens die Tochter von Schauspieler Axel Prahl, inszenierte das Stück als "jungen" Thriller, der auf dunkle Bilder, Waffen im Anschlag und das Stilmittel des Cliffhangers setzt. Trotz der interessanten Grundidee bleiben Plot und Beziehungspsychologie zwischen den Figuren etwas holzschnittartig. Ein klarer Lichtblick ist hingegen die überaus natürlich agierende Hauptdarstellerin Emma Bading. Die 23-Jährige entstammt einer Schauspielerfamilie und produzierte bereits als Kind und Jugendliche ("Meine teuflisch gute Freundin", "Play") zahlreiche Programmstunden fürs deutsche Fernsehen und Kino.

"Westwall" ist die erste erwachsene Serien-Hauptrolle für Bading, deren 14-jährige kleine Schwester Bella Bading ebenfalls schauspielert und gerade in der Jürgen Vogel-Serie "Jenseits der Spree" als eine der Töchter von Vogels Figur zu sehen war.

Fast ungewöhnlicher als die Serie selbst ist der Ausstrahlungsmodus des viereinhalbstündigen Thrillers. Das ZDF zeigt nur die ersten beiden Folgen linear am Samstag, 27. November, um 21.45 Uhr. Weiterschauen kann man danach in der Mediathek, wo alle sechs Teile aber bereits eine Woche früher, ab Samstag, 20. November, bereitstehen. Noch eine Alternative: ZDFneo zeigt das komplette Programm ebenfalls linear an zwei Abenden: am Dienstag, 7. Dezember, und Mittwoch, 8. Dezember, jeweils um 21.45 Uhr, kann im jungen ZDF ebenfalls "live" geschaut werden.

Westwall – Sa. 27.11. – ZDF: 21.45 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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