Billy Wilder hat sie auf Leinwand das erste Mal zusammengebracht: Jack Lemmon und Walter Matthau. Das war 1965 und der Film hieß "Der Glückspilz" - und da wird Jack Lemmon von Walter Matthau zu einem Versicherungsbetrug angestiftet und muss im Rollstuhl sitzen. Das Miteinander und Gegeneinander dieser beiden kauzigen, aber sehr gegensätzlichen Charaktere bleibt den beiden Stars - was ihre gemeinsame Karriere anbelangt - erhalten. In mehreren Filmen - drei davon von Billy Wilder - spielen sie das seltsame, etwas verrückte Paar. Beide Schauspieler sind zu dieser Zeit schon international bekannt.
In Filmen von H. C. Potter, Robert Parrish und Richard Quine ist Jack Lemmon bald ein Publikumsliebling. An der Seite von Marilyn Monroe und Tony Curtis wird er ein Star in Billy Wilders "Manche mögen's heiß" (1959). Er erhält den Golden Globe, für den Oscar ist er nur nominiert. Den Golden Globe gibt man ihm auch an der Seite von Shirley MacLaine in Wilders "Das Apartment" (1960), ebenfalls unter Wilder spielt er erneut an der Seite von MacLaine in der Komödie "Das Mädchen Irma la Douce". Den Akademiepreis erhält er schließlich nach mehreren Nominierungen für den Durchschnittsamerikaner Harry Stonerin "Rettet den Tiger!" (1972).
Im gleichen Jahr entsteht auch die Wilder-Komödie "Avanti, Avanti!", die mit Seitenhieben auf amerikanische und italienische Lebensweisen nicht spart und Lemmon einmal mehr als neurotischen Helden zeigt. Und zwei Jahre später folgt mit "Extrablatt" eine weitere gemeinsame Arbeit von Wilder und Lemmon, eine slapstick-geladene, bitterböse Satire auf Journalismus und Justiz und deren Verhältnis zu Geld, Ruhm und Macht. Das eingespielte Schauspielerduo Lemmon und Matthau lieferte hier mit seinen köstlichen Wortgefechten ein echtes Bravourstück, das auch heute noch nichts von seiner Spritzigkeit eingebüßt hat.
Natürlich spielte Lemmon auch in Billy Wilders letztem Film, der Krimikomödie "Buddy Buddy" (1981), ein Remake der französischen Komödie "Die Filzlaus" (1973) von Edouard Molinaro. Für das eingespielte Komiker-Duo Lemmon und Matthaus war die Geschichte wie maßgeschneidert. Matthau schlüpfte in die Lino Ventura-Rolle eines Killers, der in aller Ruhe eines seiner Opfer umnieten will, dabei aber von einem durch eine schwere Seelenkrise gebeutelten Durchschnittsbürger (Lemmon in der Jacques Brel-Rolle) gestört wird, der sich im Nebenzimmer das Leben nehmen will.
Lemmon, Sohn eines Bostoner Fabrikanten, studierte in Harvard und arbeitete in New York als Bar-Pianist. Als 23-Jähriger war er Sprecher an Rundfunk-Shows, später Schauspieler und Produzent von TV-Serien. Dann kamen kleine Filmrollen, so sieht man Lemmon etwa in Mark Robsons Ehekomödie "Eine glückliche Scheidung" (1954) an der Seite von Kim Novak, doch erst der Nebenrollen-Oscar für den Fähnrich Frank in "Keine Zeit für Heldentum" (1955) von John Ford und Mervyn LeRoy machen ihn bekannt, Billy Wilder wurde ebenfalls auf ihn aufmerksam, die äußerst fruchtbare Zusammenarbeit konnte beginnen. Zuvor steht Lemmon allerdings noch in Richard Quines Komödie "Meine Braut ist übersinnlich" (1958, wieder mit Kim Novak) vor der Kamera.
Nach seinen ersten großen Erfolgen unter Wilder wird Lemmon auch von anderen Regisseuren gern besetzt: Blake Edwards verpflichtet ihn für seine Komödie "Das große Rennen rund um die Welt" (1964) mit Tony Curtis und Natalie Wood, in David Swifts Komödie "Leih' mir Deinen Mann" (1964) ist die unvergessene Romy Schneider seine Partnerin, wieder unter der Regie von Richard Quine sieht man ihn in der Komödie "Wie bringt man seine Frau um" (1964) und mit Dauerpartner Matthau ist er wieder "Ein seltsames Paar" (1967). Seit den späten Siebzigern zeichnet sich schließlich ein Rollenwandel bei Lemmon ab, zwar spielt er weiterhin in Komödien, aber etwa auch in James Bridges' spannenden und zeitkritischen Prä-Tschernobyl-Film "Das China-Syndrom (1978). Beeindruckend ist auch Lemmons Rolle eines Vaters, der seinen in Chile verschwundenen Sohn sucht, in Constantin Costa-Gavras' Politthriller "Vermisst".
Eine seiner letzten Rolle an der Seite von Matthau, der 2000 stirbt, spielt Lemmon 1995 in "Ein verrücktes Paar - Der dritte Frühling" und schließlich überrascht er in einer präzisen kleinen Rolle in Kenneth Branagh's "Hamlet" (1996). Für das William Friedkins Remake "Die zwölf Geschworenen" (1997) erhielt er wiederum eine Golden-Globe-Nominierung.
Weitere Filme mit Jack Lemmon:
Bibliographie: Rolf Aurich: Jack Lemmon, Henschel-Verlag, ISBN: 3-89487-246-2