"ZDF-History"-Doku

"Arafats Söldner – Die drei Leben des Willi Pohl": spannend wie ein Spionageroman

von Andreas Schoettl

Willi Pohl war Vertrauter von PLO-Chef Jassir Arafat und Agent der CIA. Der Deutsche, der mittlerweile zurückgezogen lebt, war beteiligt an der Vorbereitung des Olympia-Attentats 1972 in München.

ZDF
ZDF-History: Arafats Söldner – Die drei Leben des Willi Pohl
Dokumentation • 14.06.2020 • 23:45 Uhr

Er lebt seit Jahren zurückgezogen in Norddeutschland. Und wie der Mittsiebziger harmlos seinem Hobby, dem Angeln, nachgeht, sieht man ihm wirklich nicht an, dass Willi Pohl, der sich heute Willi Voss nennt, ein Leben führte, so spannend wie ein Spionageroman. Als Mitglied der PLO organisierte er unter anderem Waffen für palästinensische Terrorkommandos. Sogar an der Planung des verheerenden Münchner Olympia-Attentats von 1972, bei dem neun Geiseln, fünf Terroristen und ein Polizist zu Tode kamen, soll er beteiligt gewesen sein – nach eigenen Angaben allerdings unwissend, wie Voss betont.

Als er 1975 im Auftrag der engsten Vertrauten Jassir Arafats einen Wagen überführen sollte, ging das furchtbar schief. Was Voss nicht wusste: In dem Mercedes waren Schnellfeuerwaffen, ein Scharfschützengewehr und sogar Sprengstoff versteckt. Dem ehemaligen Kleinkriminellen aus dem Ruhrgebiet und Komplizen von Terroristen blieb nur eine Wahl. Er wechselte die Seiten.

Egmont Kochs Film "Arafats Söldner – Die drei Leben des Willi Pohl" zeichnet das Leben Willi Pohls nach. Im Rahmen von "ZDF-History" ist er nun im Zweiten zu sehen. Und Pohls zweites Leben ist kaum weniger spannend und gefährlich als das von James Bond. Pohl wurde ein Überläufer, er wurde vom Komplizen palästinensischer Terroristen zum Mitarbeiter des US-amerikanischen Geheimdienstes. Unter Lebensgefahr fotografierte er unter anderem im Hauptquartier des PLO-Geheimdienstes. In dieser Mission verhinderte er Anschläge in Schweden und Israel. Zudem identifizierte er Terrorzellen in verschiedenen Ländern.

Nach seinem Aufenthalt im Nahen Osten, wo er in den Wirren des libanesischen Bürgerkriegs sogar zwischen die Fronten gerät, kehrt der Agent zurück nach Deutschland. Dem "gefährlichen" Metier bleibt er treu – als Schriftsteller. Als Willi Voss verfasste er Kriminalromane und Politthriller. Auch Drehbuchvorlagen unter anderem für den "Tatort" stammen aus seiner Feder.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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