Staffel-Auftakt bei RTL

"Beck is back!": So denkt Bert Tischendorf über die Serie

von Markus Schu

RTL präsentiert gleich mehrere neue, eigenproduzierte Serien. Eine davon ist die Anwalts-Comedy "Beck is Back!" mit Bert Tischendorf. Im Interview spricht der Star über sein neues Format.

Rund eine halbe Stunde später als vereinbart klingelt das Telefon. Völlig außer Atem meldet sich der Schauspieler Bert Tischendorf am anderen Ende der Leitung und entschuldigt sich gleich mehrmals für die ungewollte Verzögerung. "Die KiTa meines Sohnes hat mich angerufen, und ich bin dann sofort rüber. Da hab' ich plötzlich alles vergessen, tut mir mega leid!" Es macht ihn menschlich und sympathisch, dass er aus Sorge um seinen Sohn erst mal alles andere links liegen lässt. Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist schließlich kein leichtes Unterfangen.

Genau damit wird auch seine Figur Hannes Beck in der Serie "Beck is Back!" (ab Dienstag, 30. Januar, 21.15 Uhr, RTL) konfrontiert. Dieser muss ebenfalls zwischen familiären und beruflichen Verpflichtungen balancieren, um als Familienvater und Strafverteidiger Erfolg zu haben.

Die Kunst imitiert das Leben: Der charismatische Bert Tischendorf weiß also, wovon er redet, wenn er im Interview über die Herausforderungen seiner Rolle spricht.

prisma: Mit der Serie "18 – Allein unter Mädchen" sind Sie im Jahr 2004 bekannt geworden. Jetzt sind Sie 38 und allein unter Juristen, wie fühlt sich das an?

Bert Tischendorf: Oh, mein Gott! Stimmt, das war mein allererster Job im Fernsehen, da war ich noch auf der Schauspielschule und habe mein allererstes Geld verdient. Da konnte ich meinen Eltern sagen: Ihr Lieben, ihr braucht mich nicht mehr zu unterstützen! Jetzt bin ich ja schon ein paar Jahre dabei, und die neue Serie ist der Hammer!

prisma: Der Hammer?

Tischendorf: Ja! Als ich das Buch gelesen hatte, war ich total begeistert, vor allem wegen des Geschlechterswitchs. Wir erzählen eine moderne Geschichte: Der Mann kümmert sich um die vier Kinder, während die Frau Karriere macht, das Geld nach Hause bringt und ihn dann betrügt! Und jetzt muss der Mann gucken, dass er Kohle verdient, um die Familie durchzubringen.

prisma: Kennen Sie das auch ein Stück weit aus Ihrem eigenen Leben?

Tischendorf: Immer! Ich kann mir ohnehin gar nicht vorstellen, wie man so eine Arbeit als Schauspieler machen kann, ohne sich selbst miteinzubringen. Ich habe selbst einen Sohn, deshalb kenne ich diese Situation, dass man sagt: Okay das muss jetzt irgendwie miteinander funktionieren!

prisma: Die Serie präsentiert ja ein modernes Weltbild, verballhornt Rollenklischees, nationale Stereotype.

Tischendorf: Ja, absolut!

prisma: Aber es geht auch zur Sache. Wie viel politische Inkorrektheit verträgt so eine Serie im deutschen Privatfernsehen?

Tischendorf: Das wird sich zeigen. Ich gehe immer mit ganz viel Mut ran. Wenn ich mich frage: Sollten wir uns das trauen? Dann sage ich meistens: Ja, wir sollten! Man muss auch ein bisschen das Unkorrekte suchen, weil dort die Geschichten sind, die tatsächlich in der Gesellschaft passieren.

prisma: Steht also alles immer im Dienste der Geschichte?

Tischendorf: Nur im Dienste der Geschichte! Keine plakativen Provokationen. Denn das interessiert mich überhaupt nicht, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das irgendjemanden interessiert.

prisma: Man kennt Sie eher in körperbetonten Rollen. Jetzt sind Sie Hausmann und Anwalt. Eine Zäsur in der Rollenwahl?

Tischendorf: Ja und nein. Auf jeden Fall ist das jetzt etwas Neues. Das Komödiantische steht im Vordergrund. Das bedeutet aber trotzdem, dass wir die Fälle, die wir machen, zu 100 Prozent ernstnehmen. Unser Head-Autor und Produzent Tommy Wosch ist Volljurist, und deshalb sind alle Fälle sauber gearbeitet.

prisma: Hannes Beck ist moralisch integer. Ist er da eine Ausnahmefigur oder ein Prototyp?

Tischendorf: Das eine schließt das andere nicht aus. Er stellt sich als Ein-Mann-Jurist in den Wind und kämpft um Gerechtigkeit.

prisma: Die Serie wurde nach amerikanischem Prinzip im Writer's Room entwickelt. Inwiefern war das für Sie in der Herangehensweise spürbar?

Tischendorf: An der Entwicklung des Buches bin ich nicht direkt beteiligt. Das Einzige, was ich bekomme, sind die fertigen Bücher. Manchmal waren die Schreiber aber auch am Set und haben dort weitergearbeitet. Die haben auch mal unsere Nähe gesucht. Das fand ich toll.

prisma: Die Gags in der Serie sind auch mal derb. Ist so ein frischer Ansatz wichtig?

Tischendorf: Wir sind ja bei RTL, dort haben wir ein jüngeres Publikum. Warum also nicht die Geschichten rausholen, die durch die Köpfe von jüngeren Leuten gehen? Mit allen möglichen Aspekten und teilweise natürlich auch ein bisschen derbe. Manchmal kriegt man mit, dass ein derber Witz verschämt gespielt wird, und dann schäme ich mich als Zuschauer. Du musst den Witz nach vorne erzählen, damit er überhaupt eine Chance hat!

prisma: Hannes Beck vereint Tattoos und Talar. Ist er ein gezähmter Bad Boy?

Tischendorf: Nee, ich empfinde ihn gar nicht als gezähmt, sondern ganz im Gegenteil! Er geht den juristischen Weg mit aller Konsequenz. Mit Vollkaracho nach vorne, aber natürlich innerhalb der Möglichkeiten, die einem das Gesetz gibt.

prisma: Sie haben selbst gesagt, Hannes Beck sei für Sie eine Mischung aus Kermit und Batman. Ist Ihre Figur ein Held im Wandel der Zeiten?

Tischendorf: Der Aspekt Batmans als derjenige, der nach Gerechtigkeit sucht, das ist ein ganz tiefer innerer Antrieb in Hannes. Solange das nicht gefunden ist, ist dieser Fall nicht gelöst. Das finde ich tatsächlich heldenhaft, ja. Da kann ich mir selber als Privatperson eine Scheibe davon abschneiden. Und Kermit passt auch, weil ich als Kind immer so begeistert war von der Empathie, die diese Figur für all ihre Mitmenschen hat. Was ich auch als heldenhaft einstufe.

prisma: Was ist Ihre persönliche Priorität: Filme oder Serien?

Tischendorf: Tatsächlich habe ich da gar keine. An mich werden ja Bücher herangetragen, und ich werde zu Castings eingeladen. Dann suche ich mir einfach die Produktionen aus, die mir am besten gefallen. In den letzten Jahren waren das vor allem Serien. Was mir persönlich gut tut, ist diese längere Zusammenarbeit mit denselben Leuten.

prisma: Wie haben Sie sich auf die Juristerei vorbereitet?

Tischendorf: Ich habe mir ein paar Fälle beim Amtsgericht angeguckt und dann aber ganz schnell gemerkt, dass mir das gar nicht so viel bringt. Wir drehen keine Doku, sondern eine Unterhaltungsshow. Ich wälze keine Paragrafen, sondern die Drehbücher, und ich verlasse mich dann darauf, dass die gut gearbeitet sind. Und wenn ich das Gefühl habe, dass ich sie nicht verstehe, dann frage ich nach.

prisma: Ein Kritiker hat sich mal über die Föhnfrisur in Ihrer SAT.1-Rolle als Ritter Isenhart lustig gemacht. Hannes Beck ist nun wieder so ein ganz klassisch gutaussehender Typ. Eitelkeit oder Strategie?

Tischendorf: Das ist eine gute Frage. Also bei "Isenhart" gab's damals das Problem, dass wir irgendwann eine Perücke hatten. Diese Teile bewegen sich aber nun mal nicht wie normale Haare, sondern hüpfen permanent als Ganzes herum. Im Nachhinen habe ich mich manchmal noch darüber geärgert. Das mit Hannes Becks Aussehen ist tatsächlich auch ein Konzept unserer Show. So eine Hauptfigur ist ja vor allem eine Identifikationsfigur. Man sagt dann: Der muss auch sexy sein!

prisma: Die Zeiten scheinen sich zu ändern: Das deutsche Fernsehen wird dank "Babylon Berlin", "Dark" oder "4 Blocks" heute vielfach gelobt. Wird "Beck is Back!" dieses positive Renommée bestätigen?

Tischendorf: Das würde mich extrem freuen. Diese genannten drei Programme sind natürlich völlig andere Geschichten und teilweise auch mit Geldern ganz anders bestückt. Trotzdem ist es immer das Ziel, dass so eine Serie wie "Beck is Back!" da mit im Spiel ist, wenn solche Namen genannt werden.

prisma: Ist die Entwicklung weg vom linearen Fernsehen Fluch oder Segen?

Tischendorf: Weder noch. Ich sehe das jetzt völlig vorurteilsfrei. Also ich schaue selber viel Netflix und Amazon Prime, aber auch viel klassisches Fernsehen. Es gibt einfach grundlegende Unterschiede. Wenn man zum Beispiel eine ganze Staffel auf einmal anschauen kann, bedient das eine andere Sehgewohnheit. Dann kann man viel linearer erzählen. Aber "Beck is Back!" läuft im Fernsehen, und dann ist die Frage: Wenn Sie eine Folge verpassen, kommen Sie dann noch rein in die Geschichte? Da muss man die Erzählweise eben etwas anders handhaben.

prisma: Haben Sie eine aktuelle Lieblingsserie?

Tischendorf: Ich finde zum Beispiel "Preacher" auf Amazon Prime super. Und "Dirk Gentlys holistische Detektei" auf Netflix. Immer wenn ich Freunden davon erzähle, sagen die: Was für ein Quatsch! Aber ich finde das super, das sind fantasievolle, neue Geschichten, die extrem mit klassischen Erzählweisen brechen.

prisma: Ist es ein Zukunftswunsch von Ihnen, mal in einer Serie im Bereich Fantasy oder Science-Fiction mitzuspielen?

Tischendorf: Nee, so kann ich das gar nicht sagen, sondern mein Zukunftswunsch ist ganz ehrlich, dass wir mit "Beck is Back!" weiterdrehen dürfen. Dass wir da hoffentlich noch einige Staffeln machen können, dass das richtig groß und rund wird, das ist mein Zukunftstraum.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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