Perfektes Image statt Schlammschlacht

"Eure Helene und Euer Florian"

von Frank Rauscher

Erst die saubere Trennung und demnächst vielleicht schon die erste gemeinsame Show? – Helene Fischer und Florian Silbereisen ist einiges zuzutrauen, nur eine Schlammschlacht wird es nicht geben.

Nein, die Boulevardjournalisten sind dieser Tage nicht zu beneiden. Ihnen bleibt nicht gerade viel Spielraum, der durchchoreografierten Trennung von Helene Fischer und Florian Silbereisen eigene Aspekte hinzuzufügen oder überraschende Perspektiven abzugewinnen. Der Star von heute macht seine Schlagzeilen eben selbst – und das Motto auf der Erfolgsspur heißt augenscheinlich: Immer taff geradeaus, auch wenn das Leben gerade eine wilde Achterbahnfahrt ist. Doch wer eine Schlammschlacht erwartet, hat dieses strahlende, selbst in der Trennung makellose Promipaar nicht verstanden und lebt sowieso im falschen Jahrzehnt.

Die News vom Liebes-Aus nach zehn gemeinsamen Jahren rauschte am Mittwochabend mit Karacho durch die Medienwelt. Es ist die Schlagzeile des Jahres und eine Verkündung mit genügend Potenzial, die halbe Branche mit all ihren Klischees für ein paar Tage auf links zu drehen, sollte man meinen. Doch da kam nichts. Offenbar haben sich beide Superstars vorgenommen, das Hochglanzimage komplett kratzerfrei in die neue Lebensphase zu überführen. Wohldosiert, mit Stil und Würde und durch und durch politisch-korrekt haben sich Helene Fischer und Florian Silbereisen bis dato direkt über die Sozialen Medien geäußert und damit Inhalt und Takt der weiteren Berichterstattung vorgegeben.

Das ist ihr gutes Recht und wohl auch ein Musterbeispiel für eine saubere Trennung. Vor allem aber passt es in diese Zeit der totalen Kommunikation und Hypertransparenz, die öffentlichen Personen dieses Kalibers und deren Managements einerseits diese Möglichkeit einräumt, ihnen andererseits aber kaum eine andere Chance lässt, als die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und so einer medialen Hetzjagd mit ins Kraut schießenden Spekulationen vorzubeugen. Es ist davon auszugehen, dass Fischer und Silbereisen nun die kommunikationsstrategische Blaupause für die privaten Kalamitäten anderer Stars geliefert haben. Die Lektion lautet: Wer die Klaviatur von Facebook und Co. beherrscht, ist klar im Vorteil.

Mehr als randständige Spekulationen über Silbereisens Oberarm-Tattoo mit Helene-Konterfei oder ein wenig Gossip über die Ex-Partnerin von ihrem neuen Freund, den Tänzer Thomas Seitel, waren abseits der ganz offiziell preisgegebenen, wohlfeil formulierten Informationen über das Beziehungsende noch nicht zu lesen. Originäre O-Töne und Kommentare – sie kommen allenfalls von konsultierten Experten: Tattoo-Künstler etwa, die sich über Laser- oder Covermöglichkeiten Gedanken machen, Psychologen, die darüber schwadronieren, worauf man – auch als Nicht-Promi – bei einer Trennung alles achten müsse ... oder von Sophia Thomalla, die via Instagram Silbereisen ein "Endlich bist du für mich frei" entgegenflirtete. Alles in allem bleiben sich die beiden selbst in der Trennungszeit treu, mit einer perfekten Show, die niemandem wehtut. Da passt es ins cleane Bild, dass sich Fischer und Silbereisen nun via "Bild" nochmals in einem gemeinsamen Statement an ihre Fans wenden.

"Wir haben die traurigen Momente der Trennung ja schon vor einiger Zeit durchlebt. Doch jetzt, wo alles raus ist, kommen heute auch bei uns noch mal alle Emotionen hoch", lässt das einstige Traumpaar der Schlagerszene wissen. "So kitschig es klingen mag – wir sitzen hier seit Stunden zusammen, lesen Eure Nachrichten und können uns nur ganz herzlich bei Euch für die vielen einfühlsamen Worte bedanken." Gezeichnet: "Eure Helene und Euer Florian".

Im selben Stil hat am Mittwoch, als sie selbst die Bombe platzen ließen, alles angefangen. "Ja, es gibt einen neuen Mann in meinem Leben, und daraus will ich kein Geheimnis machen", zitierte "Bild.de" aus einem Brief von Helene Fischer an ihre Fans. Und weiter: "So traurig wir darüber sind, dass wir unseren Lebenstraum gemeinsam nicht verwirklichen konnten und Florian und ich nun getrennte Wege als Paar gehen, umso schöner und kraftvoller gehen wir aus dieser bitteren Erfahrung nun als Freunde neue Wege! Wir haben uns zehn Jahre Respekt, bedingungslosen Zusammenhalt, Harmonie, Treue, Freundschaft und Liebe geschenkt, und das spiegelt sich jetzt auch in unserer Trennung wider." Helene Fischer wünsche sich zudem von ganzem Herzen, dass "die Zeit die Wunden heilt und somit auch Seelenfrieden für diejenigen einkehrt, die betroffen zurückbleiben".

Auch Florian Silbereisen meldete sich mit einem Brief via "Bild" zu Wort: "Wenn es nun Bilder von Helene mit einem anderen Mann gibt, dann möchte ich nur klarstellen, dass ich ihn schon lange kenne, er ein toller Kerl ist und ich den beiden ganz viel Glück wünsche." Auf seiner Facebookseite wurde er noch am Mittwochabend ausführlicher, und dieses Statement erklärt im Grunde alles zu nun gewählten Vorgehensweise: "Wir haben uns gegenseitig immer unterstützt. Wir sind gemeinsam erwachsen geworden. Ein Leben ohne Helene könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen", schrieb Silbereisen beinahe rührend aufrichtig. Und dann folgen Worte, die wirklich aufhorchen lassen, weil sie offenbaren, was Persönlichkeiten mit einem so außerordentlichen Bekanntheitsgrad aushalten müssen: "Trotzdem war unser Leben zu zweit aufgrund der ständigen Beobachtung nicht nur schön. Seit zehn Jahren wird in den Medien Woche für Woche über Hochzeit, Kinder oder Trennung spekuliert. Seit Jahren schreckt man nicht einmal davor zurück, in unserer Mülltonne zu wühlen, um dort irgendetwas Privates zu finden und daraus eine Geschichte konstruieren zu können. Es ist einfach unangenehm, wenn Helene beim Joggen im Wald plötzlich von einem Fotografen überrascht wird, der hinterm Baum hervorspringt. Und die Paparazzi haben sich immer wieder hinter den Büschen versteckt und auf der Lauer gelegen."

Es macht die Unterhaltungsbranche gewiss nicht aufregender, dass sich A-Promis inzwischen komplett selbst durch ihre Lebenskrisen kommunizieren. Aber dieses Vorgehen, es ist nachvollziehbar und heutzutage wohl alternativlos. Noch einmal Florian Silbereisen: "Während in den letzten Wochen mal wieder über eine bevorstehende Hochzeit spekuliert wurde, waren wir längst getrennt. Wir wollten mit dieser Nachricht aber so spät wie möglich an die Öffentlichkeit gehen. Wir wollten unser Leben nach so einem großen Einschnitt erst einmal so ruhig wie möglich ohne allzu viele Paparazzi neu ordnen und sortieren." Man sei "inzwischen glücklich getrennt", und, so der Entertainer: "Wir sind als Freunde mittlerweile sogar noch enger zusammengewachsen."

Ins Fest der Liebe geht man in geklärten Verhältnissen. Am ersten Weihnachtstag dürfte man Helene Fischer und ihren neuen Lebenspartner, der als Akrobat zu ihrem Ensemble gehört, in Aktion bewundern können. Dann zeigt das ZDF zur besten Sendezeit die alljährliche Ausgabe der "Helene Fischer-Show". Die Musik- und Tanzrevue wurde bereits an zwei Abenden aufgezeichnet. Stargäste sind unter anderem Eros Ramazzotti, Paola Felix und Kiefer Sutherland.

Florian Silbereisen ist diesmal zwar nicht von der Partie, aber das einstige Paar hat nach wie vor gemeinsame Showpläne, wie Silbereisen durchblicken ließ. "Ihr werdet uns auch weiterhin gemeinsam ertragen müssen", schrieb er. "Wir möchten zum Beispiel irgendwann in den nächsten Jahren unsere erste gemeinsame TV-Show präsentieren! Diesen Traum konnten wir in den vergangenen Jahren leider noch nicht verwirklichen. Aber vielleicht schaffen wir es nun endlich!" Das wäre ja ein Ding. Und doch irgendwie folgerichtig.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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