"Labaule und Erben"

Wie Harald Schmidt Uwe Ochsenknecht zu einer neuen Rolle verhalf

von Eric Leimann

Entertainer Harald Schmidt hatte die Idee für die durchaus mit feinem Humor gewürzte Familienserie "Labaule und Erben". Der SWR zeigt sie ab 10. Januar (22.00 Uhr) an sechs Donnerstagen. In der ARD-Mediathek findet man alle Folgen bereits ab 27. Dezember.

Nach dem Unfalltod seines Vaters und Bruders soll der lebensuntüchtige Wolfram Labaule (Uwe Ochsenknecht) das mächtige Verlagshaus der Familie übernehmen. Zunächst mal auf Bewährung, denn auch seine nach Macht gierende Mutter (Irm Hermann) will den Posten. Bisher nutzte Mittfünfziger Wolfram seine Zeit dafür, mit eher langsamer Auffassungsgabe und eklatantem rhetorischen Problem unwichtigen Preiskommissionen vorzusitzen. Oder er studiert Philosophie-Schriften auf der Luftmatratze seines Pools. Wolframs Kinder (Lukas Rüppel, Lena Dörrie) sind längst erwachsen und machen ihr eigenes Ding. Ehefrau Esther (Inka Friedrich) beklagt sich derweil im Dauerlamento über andere Leute. Kann Wolfram, dem noch nie jemand etwas zutraute, in Zeiten der Medienkrise den Verlags-Karren aus dem Dreck ziehen?

Dass Uwe Ochsenknecht ein großer Komödiant mit feinem Gespür für Tragikomik hat, weiß man schon lange. Wahrscheinlich seit Helmut Dietls gefeierter Satire "Schtonk!", die 1992 den Deutschen Filmpreis gewann – mit Ochsenknecht in der Hauptrolle als Fälscher von Hitlers Malerei und Tagebüchern. Ein Hauch von Dietl weht nun auch durch diese Serienidee von Deutschlands ehemaligem Chef-Satiriker und Entertainer Nummer eins, Harald Schmidt. Da gibt es Figuren, die immer haarscharf an der Grenze zwischen realistisch-tragikomisch und klamottenhafter Überzeichnung wandeln. Dazu viel Intrige, Bösartigkeiten und ein leicht überdrehtes Ensemble auf der Suche nach Sex, Erlösung und Liebe.

Freilich gab es zu Dietls besten Zeiten die große Sinnkrise der klassischen Printmedien noch nicht. Gerade die Ablösung des bedeutungsschweren, aber auch selbstverliebten Traditions-Journalismus durch junge Blogger, Influencer und sinnbefreite Diskussionsschleifen in sozialen Medien sind nämlich das Umfeld, in denen sich der altmodische Wolfram nun zu bewegen hat.

Die Komik, die dabei entsteht, ist durchaus sehenswert – aber vielleicht ein wenig zu speziell für die heutige Primetime oder Second Primetime im Ersten. Deshalb landete die erste komödiantische Serie der "4 Blocks"-Autoren Richard Kropf, Bob Konrad und Hanno Hackford auch wohl im Dritten Programm. Trotz prominenter Besetzung und Regisseur Boris Kunz, der 2017 mit "Hindafing" eine andere, klug überzeichnete Regionalsatire ins Bayerische Fernsehen brachte.

August Zirner, Amelie Kiefer, Felix von Manteuffel, Marlene Morreis, Nils Dögerloh oder Emily Cox sind in weiteren Rollen zu sehen. Wer die Serie nicht – mit Option aufs Binge Watching – ab 27. Dezember in der Mediathek antesten will, kann sie ganz klassisch über sechs Donnerstage im SWR verfolgen. Als Einzelfolgen à 45 Minuten im Wochenrhythmus, so wie es in der alten Medienzeit mal üblich war.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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