"Kundschafter des Friedens": Letzter Einsatz für den Zonen-Bond
Der Bundesnachrichtendienst heuert vier alte DDR-Agenten an. Die Rentner sollen dabei helfen, dass die Wiedervereinigung zweier ehemaliger Satellitenstaaten zustande kommt.
Die Eisenkonstruktion der Glienicker Brücke kommt einem in Erinnerung. Hochrangige Spionagemenschen aus Ost und West wurden dort zu Zeiten des Kalten Krieges ausgetauscht. Günter Guillaume, der Kanzlerspion, der 1974 den Fall von Willy Brandt verursachte, war da weniger spannend. Jochen Falk, den Henry Hübchen spielt, ist schon von anderem Kaliber. Und selbstverständlich wurde der fiktive Agent nach seiner Enttarnung 1985 auf der Glienicker Brücke ausgewechselt. Ehre, wem Ehre gebührt. Heute ist er Rentner und lebt verdrossen in den Berliner Tag hinein. Bis – ja, bis ihn der BND zu einem brisanten Einsatz holt. Was für eine wunderbare Komödien-Idee! ARTE zeigt den kraftstrotzenden Film nun als Free-TV-Premiere zur Primetime.
An der berühmten Berliner Wurstbude "Konnopke's Imbiss" wird er vom BND geschnappt. Dort, wo er gern sein Bierchen trinkt und eine "Curry ganz" verschlingt. Falk, der einstige "Kundschafter des Friedens", wie man Spione in der DDR nun einmal nannte, soll dabei helfen, den zukünftigen katschekischen Präsidenten aus der fiktiven ehemaligen Sowjetrepublik Ostkatschekistan herauszuholen. Der Mann wurde kurz vor einer Friedenskonferenz von KGB-Leuten entführt.
Spätestens, als Falk erfährt, dass im Zuge der Präsidentenentführung auch sein alter Agenten-Feind Frank Kern (Jürgen Prochnow) verschwunden ist, willigt der DDR-Altmeister den BND-Plänen ein. Nun will Falk unbedingt die alte Mannschaft aus längst vergangenen Zeiten an seiner Seite haben. Ihr Know-How sei notwendig, um im Osten gegen die KGB-Umtriebe zu bestehen. Und so trommelt er sie zusammen: Jacky (Michael Gwisdek), Harry (Winfried Glatzeder) und Locke (Thomas Thieme). Navis sind allerdings verpönt, wie Paula (Antje Traue), das mitgereiste BND-Mädel, erfahren muss, als sie eins im Auto anbringen will: "Wir arbeiten analog!", heißt es schroff.
Eine wunderbare Idee, die alten Kämpen aus der Versenkung zu holen und mit ihnen ein Ost-West-Indianerspiel zu entfalten. Da hätte es der alten Defa-Serienstruktur mit Splitscreen und "Stahlnetz"-Musik der 70er-Jahre erst gar nicht bedurft. Klar aber auch, dass die wunderbar kraftstrotzende Typenkomödie vom Anfang irgendwann an Durchschlagskraft verliert – hier noch 'ne Idee, und dort noch ein Gag, bis zum großen Finale im alten Bundestag am Rhein, wo beinahe, aber auch nur beinahe, eine Bombe hochgegangen wäre. Ging sie nicht. In der Film-Geschichte und in der echten, wie wir heute alle wissen.
Quelle: teleschau – der Mediendienst