"Mein ein, mein alles"

Verliebt in den "König der Arschlöcher"

von Jasmin Herzog

Witzig, voll sprühender Energie und auch tieftraurig erzählt Regisseurin Maïwenn Le Besco in "Mein ein, mein alles" von einer destruktiven Liebesbeziehung.

3sat
Mein ein, mein alles
Drama • 08.01.2019 • 22:25 Uhr

Eine Frau verliebt sich in einen Mistkerl und versucht, wieder von ihm loszukommen: Die Geschichte, die "Mein ein, mein alles" (2015, bei 3sat jetzt als Free-TV-Premiere zu sehen) von Regisseurin Maïwenn ("Poliezei", 2011) erzählt, lässt sich in einem Satz zusammenfassen. Doch so einfach es klingt, so kompliziert wird es bald im Film. Denn Georgio, gespielt von Vincent Cassel, lässt sich nicht so einfach verurteilen, und Tony (Emmanuelle Bercot) trägt auch ihren Teil zu dieser nicht enden wollenden destruktiven Beziehung bei.

Ein fast selbstmörderischer Skiunfall bringt Tony ins Krankenhaus und dann in die Reha an die französische Atlantikküste. Was könnte die Ehefrau und Mutter zu einer solch halsbrecherischen Aktion bewegt haben? Die Geschichte wird geschickt in Rückblenden erzählt, parallel zu ihrer körperlichen und emotionalen Genesung in der Klinik.

Der Grund von Tonys Pein ist Georgio. Ein Pariser Szene-Gastronom, der sich mit überdrehten Menschen wie Tony auskennt. Schnell entwickeln die beiden eine berührende Intimität, sie lachen miteinander, unterhalten sich auch über heikle Themen wie Sexualität. Man versteht sich. Dabei gibt Georgio frech zu, dass er selbst wohl der König der Arschlöcher sei. Aber kann jemand, der das so charmant gesteht, wirklich so unerträglich sein? Ja, denn was sich Georgio in den kommenden Jahren mit seiner nun Ehefrau leistet, gehört in die Abteilung Gefühlsfolter.

Im Drama "Mein ein, mein alles", das im Original vielsagend "Mon roi" – mein König – heißt, spürt man, dass sich die Regisseurin und ihre Hauptdarstellerin gut in die um ihr Liebesglück unermüdlich ringende Frau hineinversetzen können. Für Tony ist klar, dass sie nicht all die Jahre darauf gewartet hat, eine Familie und ein Kind zu haben, um dann zu gehen. Da verhallen auch alle Warnungen von Außenstehenden wie ihrem Bruder, gespielt von Louis Garrel, der hier seine witzige Seite ausleben darf.

Ein gelungener Film wird jedoch deshalb daraus, weil sich auch Vincent Cassel mit seiner Figur solidarisiert und das Wesen des Mannes verteidigen will. Männer ticken für ihn nun einmal anders als Frauen, was aber nicht bedeute, dass sie nicht leiden oder lieben. Nur eben anders. Im Film führt das zu so treffenden Feststellungen wie: "Ich liebe dich. Aber akzeptiere, dass ich das anders ausdrücke, als du es dir wünschst."


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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