ARD-Politthriller

"Meister des Todes": Beklemmend, weil wahr

von Eric Leimann

Deutschland hat die strengsten Waffenexportgesetze der Welt – wollten Politik und Waffenlobby der Öffentlichkeit zumindest weismachen. Der spannende und prominent besetzte ARD-Politthriller "Meister des Todes" bewies hautnah an der Realität erzählt das Gegenteil.

3sat
Meister des Todes
Drama • 06.03.2018 • 20:15 Uhr

"Meister des Todes", der politisch wohl wichtigste deutsche Fernsehfilm des Jahres 2015, ist die Geschichte eines Aussteigers und Whistleblowers, der eine mächtige Industrie gegen sich aufbringt. Peter Zierler (Hanno Koffler) lebt mit Frau (Alina Levshin) und zwei Kindern in einer beschaulichen Gemeinde Baden-Württembergs. Der Schusswaffenexperte arbeitet für die ortsansässige Firma HSW – wie schon sein Vater und die meisten seiner Freunde. Für HSW reist Peter durch die Welt, um gemeinsam mit seinem Chef und Mentor Alex Stengele (Heiner Lauterbach) neue Hightech-Gewehre vorzuführen. In Mexiko will die Firma nun einen großen Deal einfädeln. 3sat wiederholt nach dem Grimme-Preis-gekrönten Spielfilm Daniel Harrichs auch dessen Dokumentation über die Machenschaften der deutschen Waffenlobby, "Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam" (21.45 Uhr).

Die mexikanische Polizei soll dort mit neuen Schusswaffen ausgestattet werden. Vor Ort lernt Peter die Methoden und Taktiken des Geschäfts kennen – allerdings auch die Brutalität der Polizisten im Einsatz gegen Demonstranten. Als Peter Zeuge eines Blutbades wird, kann er nicht mehr weitermachen wie bisher. Er kritisiert öffentlich seinen Arbeitgeber und gerät so in die Position eines Nestbeschmutzers und geächteten Verräters. Ein Zustand, der das Familienleben der Zierlers schwer belastet ...

Reale Vorkommnisse

Drei reale Whistleblower der deutschen Waffenindustrie vereinen sich in der fiktiven Figur des Peter Zierlers im Drehbuch von Regisseur Daniel Harrich und seinem Kreativpartner Gerd Heidenreich. Auch wenn deutsche Waffenproduzenten nicht mit Klarnamen im Film auftauchen, orientieren sich die erzählten Geschäfte "zu 100 Prozent" (Daniel Harrich) an realen Vorkommnissen. So zum Beispiel einem großen Waffengeschäft mit Mexiko, das nur dadurch zustande kam, weil die deutsche Gesetzgebung einen Export in offiziell befriedete Provinzen rechtsstaatlicher Krisenregionen wie Mexiko erlaubte.

Die absurde Idee, dass solche Waffen – einmal verkauft und geliefert – in Mexiko an Ort und Stelle verbleiben, deckt der Film ebenso auf wie andere Tricks der Waffenindustrie und ihrer mächtigen politischen Lobby. Wegen der außergewöhnlichen politischen Brisanz entstand das Filmprojekt unter strenger Geheimhaltung. Sämtliche Nebendarsteller bekamen nur knappe Auszüge aus dem Drehbuch, offiziell drehte man eine romantische Komödie. Deutsche Schauspiel-Schwergewichte und Stars wie Veronica Ferres, Udo Wachtveitl, Axel MilbergHerbert Knaup oder August Zirner übernahmen Rollen in diesem beklemmenden, weil wahren Polit-Thriller.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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