Premiere mit "Schlag den Henssler" auf ProSieben

Steffen Henssler über Stefan Raab, seine Stärken und Schwächen

von Eric Leimann

Vor seinem Debüt in der ProSieben-Show "Schlag den Henssler" spricht Steffen Henssler im Interview über Stefan Raab, seine Stärken und seine Schwächen.

Die Angst zu scheitern kenne er nicht, sagt Steffen Henssler. "Zumindest nicht im Fernsehen." Im Star-Koch und TV-Entertainer ("Grill den Henssler") fand ProSieben einen, der er es in Sachen Ego mit dem in Kamerarente gegangen Stefan Raab aufnehmen kann. Am Samstag, 30. September (20.15 Uhr), wird er mit "Schlag den Henssler" versuchen, an das legendär epische TV-Duell "Schlag den Raab" anzuknüpfen.

Das zunächst für den 2. September angesetzte Show-Debüt musste wegen eines Muskelfaserrisses, den sich Henssler beim Training zugezogen hatte, um vier Wochen verschoben werden. Im Interview verrät der neue ProSieben-Gladiator, der am 27. September 45 Jahre alt wird, wie der weder besonders sportliche noch übermäßig gebildete Raab 70 Prozent seiner Spiel-Duelle gewinnen konnte. Auch, was er selbst vorhat, um ähnlich gut abzuschneiden. Die viel größere Frage lautet jedoch: Wird man mit Henssler fiebern, so wie man es mit dem selbstironischen Raab tat? Auch darauf weiß der neue TV-Gladiator eine Antwort.

prisma: Die Welt des Kochens ist Ihnen nicht mehr genug?

Steffen Henssler: Das klingt wie ein James Bond-Titel. Dabei bin nur ich's – mit einer Fernsehshow. Ich hatte einfach mal auf andere Sachen Lust. Es war auch damals mein Wunsch, dass wir bei "Grill den Henssler" Spiele in die Show einbauen. Jetzt wollte ich mal etwas ganz ohne Kochen machen. Selbst wenn ProSieben nicht auf mich zugekommen wäre, hätte ich "Grill den Henssler" beendet.

prisma: Das heißt, ProSieben hat Sie gefragt, ob Sie der Nachfolger von Stefan Raab sein wollen – nicht umgekehrt?

Henssler (lacht): So läuft das leider nicht im Fernsehen. Ich denke, kaum jemand ist so potent, dass er sich eine vierstündige Samstagabend-Show zu besten Sendezeit bei einem großen Sender aussuchen kann.

prisma: Nun, Stefan Raab hatte diese Macht. Hat man Ihnen gesagt, warum man Sie für den geeigneten Nachfolger hält?

Henssler: Da ist zum einen dieser absolute Ehrgeiz, der uns beide auszeichnet. Stefan Raab hat man gerne zugesehen, weil er jedes Spiel mit absolutem Einsatz spielte. Der Mann hatte längst alles erreicht, sich als TV-Kreativer enorme Anerkennung verdient und war erfolgreich. Trotzdem zog er jedes bekloppte Spiel bis zur absoluten Erschöpfung durch. Das faszinierte die Leute. Ich bin in Sachen Spiel und Wettbewerb ein ähnlicher Typ. Ich denke, das gab den Ausschlag. Dazu können wir beide nachweislich Menschen unterhalten.

prisma: Man fieberte auch mit Raab, weil er gegen viele Superman-artige Kandidaten nicht wie der geborene Sieger aussah. Die Menschen lieben Sieger mit Schwächen. Wo liegen Ihre?

Henssler: Als klar war, dass ich die Sendung mache, habe ich mir erst mal einen Atlas gekauft. Geografie ist bei mir echt verbesserungsfähig. Ansonsten denke ich, mein Allgemeinwissen ist okay. Ich habe die Fähigkeit, relativ schnell zu erkennen, worum es geht. Wenn ich zum Beispiel einen neuen Sport ausprobiere, kann ich ihn zu Beginn oft relativ gut. Nur, wenn es dann in die Tiefe und die Details geht, stagniere ich. Ich glaube, Stefan Raab und ich, wir sind beide Typen, die in so einem Format alles ganz gut, aber nichts richtig brillant können (lacht).

prisma: Nun haben Sie doch wieder vorwiegend über Stärken gesprochen. Können Sie menschliche Schwächen nur schwer zugeben?

Henssler: Persönlichen Schwächen gibt es natürlich, aber was Sie meinen, sollte man vielleicht besser mit Freunden oder anderen engen Beziehungen besprechen. Was Schwächen betrifft, die in "Schlag den Henssler" relevant werden könnten, fällt mir mein Ehrgeiz ein. Wenn ich mal drei Spiele in Folge verliere, bekomme ich echt schlechte Laune. Ich bin aber vor allem zu mir selbst sehr hart, wenn ich verliere. Das ist sicherlich eine Schwäche.

prisma: Wie haben Sie sich außer mit Geografie-Atlanten auf Ihre erste Show vorbereitet?

Henssler: Auf die körperlichen Spiele der Show kann man sich nicht wirklich vorbereiten. Außer indem man für eine gute Grundkondition sorgt. Wir sind nicht bei Ninja Warriors, wo zwei Super-Athleten oder Helden gegeneinander antreten. Es nutzt nichts, tausend Sportarten zu trainieren, und am Ende kommt dann doch etwas anderes. "Schlag den Henssler" hat viele Facetten. Ich bin ein sportlicher Mensch, und ich versuche, meinen Trainingszustand zur Show hin noch zu verbessern. Schließlich gilt es, vier oder fünf Stunden durchzuhalten.

prisma: Wie genau steigern Sie Ihre Grundkonstitution?

Henssler: Ich liebe Kampfsport und mache da einiges. Viele Übungen haben mit Schnellkraft zu tun. Ich stehe aber auch auf dem Stepper, fahre Rad oder gehe joggen. Ausdauer ist ebenfalls sehr wichtig. Dazu kommt meine Leidenschaft für die Berge. Ich klettere und wandere gerne. Auch, um ein bisschen runterzukommen.

prisma: Arbeiten Sie mit einem Trainer?

Henssler: Nein, ich bin erfahren genug, um zu wissen, was mir gut tut.

prisma: Raab hatte eine unglaublich gute Bilanz. Er gewann 70 Prozent seiner Duelle. Warum schlug er regelmäßig Kandidaten, die viel sportlicher und anscheinend gebildeter waren? Das kann man ja nicht nur mit Ehrgeiz erklären ...

Henssler: Nein, das ist ein Phänomen. Raab hat Tornado-Piloten und Judo-Olympiasieger weggehauen, obwohl er sicherlich nicht der Sportlichste war. Was man nicht unterschätzen darf, ist die Nervosität der Kandidaten. Für die geht es um mindestens 250.000 Euro. Das ist sehr viel Geld. Stefan Raab war ungeheuer erfahren und selbstverständlich vor der Kamera. Für den war es eine Situation, die ganz normal war. Der Faktor Anspannung, der die Kandidaten durchaus hemmen kann, fiel bei ihm weg.

prisma: Wie sind die Sympathien der Zuschauer eigentlich verteilt? Fiebert man mehr mit dem Gastgeber oder dem Kandidaten?

Henssler: Ich glaube, eines der Geheimnisse der Show ist, dass die Sympathien sich verteilen – und auch mal wechseln können. Natürlich gönnt man dem Kandidaten das Geld. In Deutschland respektiert man aber auch Leistungen, die jemand bringt. Stefan Raab fanden sicherlich nicht alle immer sympathisch. Trotzdem respektierte man ihn, wenn man sah, wie er sich den Hintern aufgerissen hat.

prisma: War es nicht so, dass man bei Raab oft Kandidaten hatte, die ein wenig zu perfekt waren? Also solche Typen wie Ken von "Ken und Barbie". So dass man als Zuschauer sagt: 'Ach, dann möchte ich doch lieber den verrückten Raab gewinnen sehen?'

Henssler: Es kann schon sein, dass die Kandidaten selbst oder auch die Show-Dramaturgie zu Beginn der Sendung so ein wenig Fassade aufgebaut haben. Das gehörte zum Spiel dazu. So wie das Posen vor einem Boxkampf. Eines ist aber sicher: Irgendwann im Lauf dieser vier oder fünf Stunden zeigst du dein wahres Ich – und das nicht zu knapp. Niemand kann über eine so lange Strecke die Fassade aufrechterhalten.

prisma: Haben Sie ein wenig Angst vor der Show?

Henssler: Natürlich wird die Nervosität kurz vor der Live-Show steigen. Völlig normal, das muss so sein. Es ist auch ein Zeichen dafür, dass bei mir noch alles normal ist (lacht). Trotzdem: Eine meiner Stärken ist, dass ich im Fernsehen vor nichts Angst habe. Ich kenne nicht die Furcht, mich zu blamieren. Früher moderierte ich beim ZDF eine Sendung namens "Topfgeldjäger" – das war meine TV-Schule. Da habe ich 705 Shows durchgezogen, in denen alles passierte, was überhaupt passieren kann: Kandidaten, die extrem komisch waren. Kandidaten, die überhaupt nicht redeten. Stromausfall. Alles. Mich kann nichts mehr erschrecken.

prisma: Kennen Sie die Angst zu scheitern?

Henssler: Nicht im Fernsehen. Ich hatte immer meine Restaurants. Das Fernsehen war einfach "on top". Ich fühle mich in diesem Medium frei, zu tun, was mir Spaß macht. Ich mache nur, was mir Spaß macht und glaube zu spüren, was die Leute unterhält. Generell mache mir nicht so viele Gedanken, ich bin ein entspannt lustiger Mensch. Das macht mein Leben so angenehm (lacht).

prisma: Als ehrgeiziger Mensch, der Sie sind, haben Sie sicher doch noch Lebensziele?

Henssler: Im Fernsehen nicht. Da lasse ich alles auf mich zukommen. Wobei die Tatsache, Nachfolger von Stefan Raab in diesem Format zu sein, mich schon sehr stolz macht. Diesen Eintrag ins TV-Geschichtsbuch kann mir keiner mehr nehmen. Abseits davon: Ich würde gern mal einen Achttausender besteigen. Das wäre noch ein sportlicher, aber auch ein Lebenstraum.

prisma: Welche Rolle spielt das Kochen noch in Ihren Leben?

Henssler: Ich stehe nicht mehr jeden Tag in der Restaurant-Küche, aber die Leidenschaft ist immer noch da. Gerade, wenn es darum geht, neue Dinge zu entwickeln. Da fühle ich mich auch im Team mit meinen Jungs sehr wohl. Das Kochen erdet mich. Ich koche schon noch fast jeden Tag, wenn ich nicht gerade unterwegs bin. Wenn man das mal gelernt hast, bekommt man es nicht mehr aus dem System raus. Kochen war ja auch der erste Ausdruck der Leidenschaft, die in mir drinsteckt. Dass ich sie jetzt auch im Fernsehen ausleben darf, ist einfach nur eine andere Ausdrucksform.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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