In "Abi '97 – gefühlt wie damals" zu sehen

Rick Kavanian: "Ich bin kein Ober-Checker"

von Erik Brandt-Höge

In der Komödie "Abi '97 – gefühlt wie damals" muss Rick Kavanian sein Abitur nachholen. Der Komiker spielt einen Radiomoderator, der wie der Rest seiner ehemaligen Schulclique 20 Jahre nach der Reifeprüfung eben diese erneut ablegen muss.

Wie es Kavanian im echten Leben nach dem Abitur erging, weshalb er lange als "Kasperl aus dem Radio" galt, wieviel Schlitzohrigkeit bis heute in ihm steckt und was das "Bullyparade"-Comeback im Kino für ihn bedeutet, verrät der 46-Jährige, der ab 13. September mit seinem Programm "Offroad" durchs Land tourt, nun im Interview.

prisma: Rick Kavanian, würde man Ihnen anbieten, das Abitur erneut abzulegen, würden Sie womöglich zustimmen – richtig?

Rick Kavanian: Ich bin ja Abitur-Jahrgang 1990, und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich habe heute noch manchmal Albträume von Abi-Prüfungssituationen, in denen ich nicht weiterkomme. Danach wache ich immer schweißgebadetet auf und freue mich, dass es damals geklappt hat: Ich habe Abitur, Gott sei Dank.

prisma: Die Vermutung lag dennoch nahe, schließlich wollten Sie nach der Schule Kinderarzt werden und scheiterten damals am NC – mit einem Abi-Schnitt von 2,9.

Kavanian: Es stimmt, ich hätte gerne Medizin studiert und wollte Kinderarzt werden. Ich habe mich von Lübeck bis München auch so ziemlich überall beworben, aber mein Schnitt war einfach nicht gut genug, und Aufnahmetests gab es damals noch nicht.

prisma: Über Piet, den Sie nun in "Abi '97" spielen und der tatsächlich das Abitur 20 Jahre danach wiederholen muss, heißt es, er wäre in seiner Schulclique der Faulste gewesen und später der Berühmteste geworden, zudem mit einem besonderen Schlag bei Frauen. Könnte auch ein Stückweit auf Ihre Laufbahn zutreffen.

Kavanian: Vor allem die Sache mit den Frauen gefällt mir gut (lacht). Aber im Ernst: Ich war und bin kein Ober-Checker. Und in der Schule war ich auch nicht der Faulste, ich war okay – zumindest bis zur zehnten Klasse. Als ich 18 wurde und meine Entschuldigungen selbst schreiben konnte, war meine Wahrnehmung von Schule dann schon, sagen wir mal, deutlich entspannter (lacht). Da habe ich den Freitag schon gerne mal zum freien Tag gemacht.

prisma: Also hatten Sie die Schlitzohrigkeit mit Piet gemeinsam.

Kavanian: Ich mag Schlitzohrigkeit. Und an Piet mag ich auch, dass er so unbefangen ist. Klar, er hat hier eine Freundin und da auch, lebt das Klischee eines coolen Radiomoderators und macht ein bisschen auf Late-Night-Falke. Aber er ist nicht blöd.

prisma: Es heißt, Sie hätten nach dem Abitur zwar Politikwissenschaft in München studiert, letztlich aber auch nur Augen fürs Radio gehabt. Damals haben Sie bei Radio Gong angefangen – bereits mit Bully Herbig an der Seite.

Kavanian: Das stimmt. Allerdings bestand mein engster Freundeskreis damals, mal abgesehen von Bully, aus lupenreinen Akademikern. Und die haben mich schon ein bisschen belächelt für das, was ich da nebenher gemacht habe. So nach dem Motto: "Der Kasperl aus dem Radio."

prisma: Hat sie das gekränkt?

Kavanian: Ja, schon. Die Leute haben ja gar nicht gesehen, dass ich schon morgens in der Früh beim Sender war und mir zudem die ganzen Sonntage um die Ohren geschlagen habe, um Gags zu entwickeln. Da hing mir der "Kasperl" oder die "Knalltüte", wie ich auch gerne genannt wurde, schon nach. Die Amerikaner sind da wesentlich pragmatischer und sagen: "Comedy is a serious bunsiness." Dem schließe ich mich an.

prisma: Was heißt das für Sie?

Kavanian: Ich war damals vor allem fleißig, bin es heute noch. Auch wenn ich natürlich immer auch viel Spaß an der Arbeit hatte und habe, die ich da mache.

prisma: War das auch in New York so, wo Sie Mitte der 90er-Jahre Schauspiel studierten? Sie haben diese Phase ja mal als die Zeit Ihres Lebens beschrieben.

Kavanian: Ja, die war es, denn in dieser Zeit ist wahnsinnig viel passiert. Zum Beispiel habe ich gemerkt, dass ich den Beruf des Schauspielers langlebig ausüben möchte. Ich war gerade drei, vier Monate dort und dachte: Das mache ich! Eine ganz wichtige Erkenntnis. Und in dieser Stadt, in der so vielen Menschen aus aller Welt zu leben, mit all dem Tempo, der Kraft und der Hektik – das war schon mega. Wenn ich noch mal ein paar Monate so leben dürfte, wäre ich sofort dabei.

prisma: Wurden Sie in dieser Zeit erwachsen? Darauf hatte und hat Piet ja gar keine Lust.

Kavanian: Piet hat das Nicht-Erwachsenwerden-wollen auf sein ganzes Leben ausgedehnt, das habe ich nicht getan. Klar, es ist schön, wenn man privat seine Freunde auch mal zum Lachen bringen kann, aber Piet treibt es eben auf die Spitze. Das hat auch etwas damit zu tun, dass er keine Verantwortung übernehmen will, auch eine starke Angst vor festen Bindungen hat. Das finde ich blauäugig und kindlich. Ich hingegen darf der Kasperl sein, wenn ich auf der Bühne stehe, darf das innere Kind im Job ausleben. Privat übernehme ich im Gegensatz zu Piet gerne Verantwortung.

prisma: Eine Einstellung, die sicher auch karrierefördernd war. Mittlerweile sind Sie ebenso wie ihre Kollegen in "Abi '97", unter anderem Tom Beck und Axel Stein, eine absolute Marke im deutschen Fernsehen und Kino. Können Sie mit dem Begriff "leicht verdaubarer Humor" im Zusammenhang mit Ihrer Arbeit etwas anfangen?

Kavanian: Grundsätzlich bin ich ein Freund der einfachen, guten und effizienten Verdauung (lacht). Deswegen mag ich auch den leicht verdaubaren Gag. Ich möchte nicht endlos lange bei Wikipedia nachblättern, um einen Witz verstehen zu können. Für das Feuilleton ist es vielleicht nicht ganz einfach, mich und meine Kollegen zu beurteilen, aber ich finde: Wenn das Publikum lacht, ist alles gut. Und wenn nicht, waren wir eben nicht lustig genug.

prisma: Haben Sie eine Definition von "lustig"?

Kavanian: Ich würde mir niemals anmaßen zu erklären, was per se lustig ist oder nicht. Ich kann keine Definition abgeben, höchstens sagen, worüber ich persönlich lachen kann.

prisma: Nämlich?

Kavanian: Ich mag es, mich bespaßen zu lassen, also mich mit einem Bier und einer Tüte Popcorn in den Kinosessel oder aufs Sofa zu setzen und etwas anzuschauen, das ich genießen kann, ohne irgendetwas hinterfragen zu müssen.

prisma: Nach diesem Prinzip funktioniert ja auch die "Bullyparade", die kürzlich ihr Kino-Comeback feierte.

Kavanian: Richtig. Wir hatten damals, als Bully, Christian Tramitz und ich anfingen, schon das große Glück, uns einfach austoben zu dürfen. Wir waren keine zusammengecastete Boyband, es war Zufall, dass wir drei uns über den Weg gelaufen waren. Was damals entstanden ist, kam aus uns, war unser Kopf und unser Herz und schaffte es irgendwann mit "Der Schuh des Manitu" und "(T)Raumschiff Surprise - Periode 1" auch auf die große Kinoleinwand. Die "Bullyparade" war die Ursuppe dessen, was wir bis heute machen. Und ich darf ganz bescheiden sagen, dass ich davon seit 1997 meinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

prisma: Wie wichtig ist der "Bullyparade"-Erfolg heute?

Kavanian: Damals wie heute gab und gibt es viele, die mögen, was wir machen, und viele, die es nicht mögen. Was uns betrifft, haben wir ganz ehrlich Spaß bei der Arbeit. Und idealerweise überträgt der sich aufs Publikum, was dann der Erfolg wäre.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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