"Tief durchatmen, die Familie kommt"

Mehr als vorweihnachtliches TV-Geplänkel

von Antonia Hofmann

Andrea Sawatzki spielt die Hauptrolle in der launigen Verfilmung ihres eigenen Weihnachts-Romans. Das ZDF wiederholt den gut beobachteten "Festfilm" von 2015.

ZDF
Tief durchatmen, die Familie kommt
Komödie • 18.12.2017 • 20:15 Uhr

Andrea Sawatzki überzeugte als sensible Frankfurter "Tatort"-Kommissarin Charlotte Sänger und spielte sich in der TV-Serie "Borgia" ebenso souverän durch die italienische Renaissance. Nebenbei arbeitet die heute 54-Jährige seit 2013 ("Ein allzu braves Mädchen") auch als Literatin. Die Tonalität ihrer Bücher würde man im Englischen als "bitter sweet" bezeichnen. Sawatzkis zweiter Roman "Tief durchatmen, die Familie kommt" (ebenfalls 2013) erzählte vom Weihnachtsstress einer modernen Familie. Zwei Jahre später verfilmte Regisseurin Vivian Naefe ("Obendrüber, da schneit es") den tragikomischen Stoff. In der Hauptrolle ihres eigenen Romans: Andrea Sawatzki als moderne, pfiffige Ehefrau und Mutter. Das ZDF wiederholt den gelungenen Festtagsfilm von 2015.

Gundula Bundschuh (Sawatzki) lädt jedes Jahr die Familie über die Weihnachtsfeiertage ins scheinbar nette Vorstadtidyll ein. Was mit kleinen Sticheleien und Sprüchen beginnt, endet später in einem großen Knall – und unliebsamen Wahrheiten, die ans Tageslicht kommen. Dabei erschufen Sawatzki beziehungsweise Drehbuchautor Mathias Klaschka ("Bella und der Feigenbaum") inmitten des allgemeinen Weihnachtswahnsinns sehr liebenswerte Charaktere. Eine frustrierte und zynische Mutter (Christine Schorn), die gerne einmal die Verantwortung für den an Alzheimer erkrankten Vater (Günther Maria Halmer) abgeben würde. Den egozentrischen und wichtigtuerischen Bruder (Stephan Grossmann), der zum Leid aller Familienmitglieder alljährlich seine selbst geschriebenen Ratgeber vorliest. Und eine schnippische, nicht erwachsen werden wollende Schwiegermutter (Judy Winter), die den Eheleuten ganz nebenbei eine Affäre zur Auffrischung ihrer Beziehung rät.

Vorhersehbar wird die Komödie trotz des überspitzten Personals nebst ebensolcher Plot-Ideen dennoch nicht. Kleine Überraschungen und spritzige Dialoge machen den Film zu mehr als nur vorweihnachtlichem TV-Geplänkel. Schnell merkt man der eigentlich leichtfüßigen Komödie ihren ernsten Unterton an: Das allgemeine Familien-Tohuwabohu spitzt Gundulas offensichtliche Ehekrise noch einmal weiter zu. Sie fühlt sich zu einem anderen Mann, ihrem Atemtherapeuten (charmant: Uwe Ochsenknecht), hingezogen, während Ehemann Gerald (Axel Milberg) sich mit seinen Schlagern in eine andere Realität träumt. So wird das Fest für die beiden zu einer ganz eigenen Herausforderung.

Im Mai 2017 setzte das Zweite die Erzählung der Familie Bundschuh fort. Die Urlaubsgeschichte "Von Erholung war nie die Rede" entstand wiederum nach einer Romanvorlage Andrea Sawatzkis unter der Regie Vivian Naefes.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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