Sie drehte Kultfilme und Kultserien wie "Zwei Münchner in Hamburg". Am 2. März wird Schauspielerin Uschi Glas 75 Jahre alt.
"Gebt mir einen Laster, aber bitte den großen, zeigt mir wie das geht, und ich fahr damit." Die Arbeiter des Kieswerks Kirchstockach waren ziemlich verblüfft, als Uschi Glas bei den Dreharbeiten zur SAT.1-Erfolgsserie "Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg" (1994 bis 1996) ins Führerhaus eines 38-Tonners kletterte und ihnen nach kurzer Einweisung den Arbeitsplatz streitig machte. "LKW-Fahren wollte ich schon immer", meinte Uschi Glas damals mit spitzbübischem Grinsen und einer Mischung aus kindlicher Neugierde und engagierter Power-Frau. Für die "Kieserer" war Frau Glas schon bald die "Uschi", die in Gummistiefeln und Jeans die Herzen der Belegschaft im Sturm erobert hatte. Die Serie von damals, in der die Münchnerin die Geschicke einer Kiesgrube lenkte, hätte deshalb genauso gut auch "Uschi Glas – Eine Frau geht ihren Weg" heißen können. Und das steht nicht nur diese Serie – auch für ihr ganzes, oder besser: halbes Leben. Am 2. März vollendet Uschi Glas ihr 75. Lebensjahr.
Einst zog die Glas sich, als 68-erin in May Spils' "Zur Sache, Schätzchen", auf der Polizeistation zum Striptease aus. Und auch, wenn ihr damals nicht alles bei den Dreharbeiten gefiel, so erklärt sie nun laut "Spiegel" doch, warum sie den Streifen einfach drehen musste: "Allein schon, weil eine Frau Regie führte, May Spils, das war damals revolutionär." Doch bald schon kam die Wende, hin zu Lümmel- und Heimatfilmen, zur stets patenten, attraktiven Lehrerin. Mancher Krimiepisode verlieh sie, schön und dunkelhaarig, geheimnisvollen Charme. Doch so richtig Uschi Glas, wie man sie bis heute kennt, das wurde sie dann doch erst als durchsetzungsstarke Unternehmerin, Marke Anna Maria ab 1994. "Geht nicht' gibt es nicht", sagte die Schauspielerin, Drehbuchautorin, Mutter und langjährige Ehefrau eines Münchner Produzenten selbstbewusst. "Es ist alles zu schaffen. Man muss nur 'wollen' wollen und dafür kämpfen."
Die Idee zu der elfteiligen Serie hatte Uschi Glas schon seit 30 Jahren im Kopf. "Damals erlitt eine Bekannte von mir einen harten Schicksalsschlag. Ihr Mann, ein Kiesgrubenbesitzer, war tödlich verunglückt. Plötzlich stand die Frau, die zu Hause auf Daunen gebettet war, vor dem Abgrund. Sie hat es sich nicht zugetraut, den Betrieb ihres Mannes zu übernehmen. Innerhalb weniger Monate wurde die Firma von der Konkurrenz aufgefressen, und ihr blieb nichts außer einem riesigen Schuldenberg. Ich glaube, mir wäre das nicht passiert. Zumindest hätte ich es versucht."
Gut, da waren die Kultserien "Zwei Münchner in Hamburg" mit Elmar Wepper (und Enzi Fuchs und Johannes Heesters) und die Franz-Geiger-Serie "Unsere schönsten Jahre", beides Unterhaltungsserien im ZDF, die Fernsehgeschichte machten. Aber diese Geschichte der Kiesgrubenbesitzerin mit ihrem Beinahe-Realismus lag ihr eben doch noch mehr. "Ich bin keine Zicke, die pikiert ist, wenn es mal so richtig dreckig ist oder die Arbeiter zu mir sagen: 'Hey Uschi, wie geht's?', so beschrieb sie sich selbst. "So reden wie die, tu ich auch. Und im Fluchen können die mir nichts vormachen."
Stets braun gebrannt und immer frohgemut, als wäre der Himmel immer genau so "weiß und blau" wie in der Bayernhymne, macht sie kein Hehl aus ihrer Affinität zur CSU, spendete öffentlich für Helmut Kohl und zweifelt im TV-Talk auch schon mal die Tauglichkeit von Ostdeutschen für Mindestlöhne an. Manchmal geht mit der versierten Reiterin eben "der Gaul durch", wie man in Bayern sagt, oder die leidenschaftliche Anhängerin des FC Bayern München haut den geschätzten Golfball mit dem Eisen irgendwo ins Unterholz.
Über allen Charity-Events und Promitreffen sollte man ihren zuverlässigen Charme sowie ihre sozialen Projekte wie "brotZeit e.V." nicht vergessen, die sie zusammen mit Dieter Hermann, ihrem Ehemann seit 2005, betreibt. Dank der Schauspielerin ist jetzt an vielen Münchner und Berliner Grundschulen für ein tägliches kostenloses Frühstück gesorgt. Was einst klein in München begann, ist inzwischen ein Großprojekt. "brotZeit e.V. unterstützt über 200 Schulen in zehn Förderregionen", heißt es auf der Homepage des Vereins. "7.100 Kinder erhalten dort jeden Morgen ein ausgewogenes Frühstück. Zum 31. Dezember 2015 sind insgesamt mehr als 3,1 Millionen Essen ausgegeben worden. Ende 2016 waren es bereits 4,5 Millionen."
Viel zu tun also. Und das ist wahrscheinlich auch gut so. Angst vor dem Alter kennt die Jubilarin jedenfalls nicht: "Ich bin gesund, habe einen tollen Mann, meine Kinder und einen bezaubernden kleinen Enkelsohn. Wenn Frauen über ihr Alter klagen, sage ich immer: Dann müsst ihr halt früher sterben", verriet sie jetzt im "Spiegel".
Vor allem das Bayerische Fernsehen zeigt zu Uschi Glas' Ehrentag mehrere ihrer Filme: Zur Primetime strahlt der Sender am Samstag, 2. März, "Alles Glück dieser Erde" aus, um 22.00 Uhr schließt sich "Heimlicher Tanz" an, und im Nachtprogramm, um 23.30 Uhr, ist Uschi Glas in "Utta Danella – Eine Liebe im September" zu sehen. Am Sonntag, 3. März, um 12.00 Uhr, wiederholt das BR-Dritte eine Episode der Reihe "Lebenslinien" unter dem Titel "Uschi Glas – Ich weiß, wo ich herkomm'".
Quelle: teleschau – der Mediendienst