Musiksendung

"ZDF-Hitparade": Vor 50 Jahren begann die Erfolgsgeschichte

von Julian Weinberger

Die "ZDF Hitparade" prägte über Jahrzehnte die deutsche TV-Landschaft, für Millionen von Zuschauern war sie ein Pflichttermin. Jetzt jährt sich die erste Sendung zum 50. Mal.

Ende der 1960er-Jahre war eine bewegte, hoch politisierte Zeit. Auf den Studentenunruhen wütete die junge Generation gegen den Konservativismus der Elterngeneration und gegen die Vorherrschaft des Establishments. Dazu prangerte die 68er-Bewegung globale Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten wie den Vietnamkrieg an. Allgegenwärtig war auch schon die Bedrohung des kalten Krieges. Auch in der Musik spiegelte sich der revolutionäre Gehalt wider – bei den Beatles, den Rolling Stones oder den deutschen Agitprop-Rockern von Ton Steine Scherben. Just in dieser unruhigen Zeit sollte sich 1969 in der BRD ein TV-Format etablieren, das mit der heilen Welt des Schlagers einen Kontrapunkt setzte. Die "ZDF Hitparade" funktionierte nach der Devise: Unterhaltung statt schwere Kost. 2019, zu ihrem 50. Geburtstag, hält die legendäre Sendung nur noch der Gedanke an ein goldenes Zeitalter in Erinnerung.

"Hier ist Berlin! Das Zweite Deutsche Fernsehen präsentiert Ihnen Ausgabe Nummer eins der Hitparade" – mit diesen Worten eröffnete Dieter Thomas Heck am 18. Januar 1969 die erste Sendung der "ZDF-Hitparade". 50 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung ist der Sendung längst ein Platz in den Annalen der deutschen TV-Geschichte sicher. In den 1970er- und 1980er-Jahren war die "Hitparade" nicht aus den deutschen Wohnzimmern wegzudenken. Auf die monatlichen Ausgaben fieberten Schlagerfans jeden Alters wochenlang hin und versammelten sich wie bei einem Familienritual vor der Mattscheibe.

Mehr als 20 Millionen Zuschauer verfolgten regelmäßig die Auftritte von Schlagerstars und denen, die es einmal werden wollten. Rückblickend sagte Dieter Thomas Heck einst im Interview mit dem Deutschlandfunk augenzwinkernd: "Bei 20 Millionen haben wir eine Krisensitzung gemacht und haben gesagt, irgendwas machen wir falsch." Heute scheinen solche Quoten, mit Ausnahme von Fußballweltmeisterschaftsspielen, schier unerreichbar.

Vieles an der "Hitparade" war damals neu. Rasante Kamerafahrten des Regisseurs Truck Branss fingen die stimmungsvoll ausgeleuchtete Kulisse ein. Statt blumigen Bühnenbildern standen im Berliner Union-Studio die Künstler und deren Interaktion mit dem Publikum im Vordergrund. Die waren ihren Stars dank der modernen Studiogestaltung so nah wie nie zuvor. Darüber hinaus hatten es die Fans durch eine Postkartenabstimmung in der Hand, welcher Künstler den monatlichen Wettbewerb gewann.

Besonders erfolgreich war Nicole, die 17-mal an der Spitze stand, die meisten Teilnahmen verbuchte Roland Kaiser mit 68 Auftritten. Auch für andere Schlagergrößen wie Chris Roberts, Jürgen Drews, Michelle und Howard Carpendale ebneten die Auftritte auf der ZDF-Bühne erfolgreiche Karrieren.

Revival-Show mit Thomas Gottschalk

Geprägt war die Sendung aber nicht nur durch die Musikstars. Unwiederbringlich verknüpft ist die "Hitparade" auch mit ihrem ersten Moderator Dieter Thomas Heck und dessen Markenzeichen: der zackige Moderationsstil, die tiefe Stimme und das markante Äußere mit den langen Koteletten, der Brille, den Pop-Krawatten. Unvergessen auch die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der er im Abspann die Namen der Beteiligten herunterratterte – einige Zungenbrecher inklusive. Insgesamt präsentierte Heck, der am 23. August 2018 80-jährig verstarb, 183 Sendungen. Er wird für immer als Legende der bundesdeutschen TV-Unterhaltung in Erinnerung bleiben.

Nachdem er, "der Dieter, der Thomas, der Heck", 1984 ausstieg, ging es mit der "Hitparade" sukzessive bergab. Moderatorenwechsel, gescheiterte Anpassungen des Konzepts, veränderte Sendeplätze und das Ende des Schlagerbooms forderten ihren Tribut. Zwar hielt sich die Sendung nach dem Ausstieg Hecks noch 16 Jahre, angesichts zunehmend nachlassender Quoten zog das ZDF Anfang des neuen Jahrtausends aber die Reißleine. So schloss sich beim Sieg Michelles mit "Wirst du nicht da sein" am 14. Oktober 2000 nach 368 Folgen ein großes Kapitel deutscher Fernsehgeschichte.

Angesichts des 50. Jahrestages der ersten Sendung wirft Showmaster Thomas Gottschalk in einer Samstagabend-Show einen Blick auf die legendäre Musiksendung zurück. Den Glanz der "ZDF-Hitparade" sollen dabei sowohl Gäste als auch Musik der alten Zeiten bringen. Ausgestrahlt wird die Show aller Voraussicht nach am Samstag, 27. April, um 20.15 Uhr. Musikliebhaber Thomas Gottschalk äußerte sich voller Vorfreude zur Jubiläumssendung: "Ich freue mich auf die Sendung, auf Musik und die Gäste." Mit seiner Vergangenheit als Radiomoderator habe er zu der Musik ohnehin einen besonderen Bezug, so der 68-Jährige.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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