Sender-Kritik

Ex-„Tatort“-Star Wolfram Koch kritisiert HR – Spart der Sender am falschen Ende?

17.07.2025, 09.00 Uhr
In der Rolle des Frankfurter Kriminalhauptkommissars Paul Brix starb er den Serientod. Als Schauspieler kehrte Wolfram Koch auf die „Bretter, die die Welt bedeuten“ zurück. In einem Interview erhebt der Ex-„Tatort“-Star nun Vorwürfe gegen den Hessischen Rundfunk, seinen ehemaligen Arbeitgeber.
Wolfram Koch
Wolfram Koch hat den "Tatort" verlassen. Jetzt hagelt es mächtig Kritik am HR.  Fotoquelle: picture alliance/dpa | Uwe Anspach

Ein wehmütiger Abschied

In der „Tatort“-Folge mit dem Titel „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh´n“ ermittelte das Frankfurter Kommissaren-Duo Paul Brix und Anna Janneke gegen einen Psychologen und Opferbetreuer, dargestellt von Matthias Brandt (63). Dies war sein 19. und letzter Fall. Mit dem Serientod durch eine Autobombe endeten die Einsätze des Duos Brix und Janneke im September 2024 nach gut zehn Jahren. Wäre es nach den Fans gegangen, hätten die Ermittler einen würdevolleren Abschied verdient. Auch die Darsteller selbst, Wolfram Koch (63) und Margarita Broich (65), nahmen mit gemischten Gefühlen Abschied. „Eine sehr schöne, jahrelange Reise geht zu Ende“, so Koch damals. „Mit den wunderbaren Mitarbeitern des HR-Teams, mit der mutigen Redaktion, die sehr ungewöhnliche Filmprojekte immer wieder durchgesetzt hat und mit Margarita Broich, mit der es immer großen Spaß gemacht hat, zusammen zu arbeiten und Zeit zu verbringen.“ Zum Abschied betonte er außerdem, dass das ganze Tatort-Team zu einer Familie geworden sei.

Wolfram Koch kritisiert den Hessischen Rundfunk

Heute, mit etwas mehr Abstand, blickt Wolfram Koch nicht nur mit Wehmut zurück. „Der letzte Drehtag war traurig“, äußerte er nun im Gespräch mit „Bild“. „Wir hatten hervorragende Kollegen – von der Requisite bis zur Kamera. Viele arbeiten jetzt woanders oder sind im Haus und stellen nur noch Blumenkübel für Talkshows auf.“ Koch findet auch kritische Worte in Richtung des für die Produktion des Frankfurter „Tatort“ verantwortlichen Hessischen Rundfunks (HR). So musste dieser Eigenproduktionen auslagern, sodass viele seiner ehemaligen Team-Kollegen entweder für andere Formate eingesetzt wurden oder aber sich neue Jobs suchen mussten. „So zerstört man Kreativität durch Sparmaßnahmen.“, bemängelt der Schauspieler.

Sparmaßnahmen – die wahren Gründe?

Koch, der sich zusammen mit Schauspiel-Kollegin Margarita Broich als Ermittler-Duo im Frankfurter „Tatort“ einer festen Fanbasis sicher sein durfte, hadert insbesondere mit der Entscheidung des Senders, ausgerechnet die Erfolgsreihe „Tatort“ ins Fadenkreuz der Sparmaßnahmen genommen zu haben. Besonders kurios vor allem, weil der HR gemäß den Angaben des Intendanten Florian Hager (49) zuletzt einen Überschuss von 39 Millionen Euro erwirtschaftet habe. In der vor kurzem abgehaltenen Hauptversammlung des Rundfunkrats nannte Hager unter anderem ein Plus an Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag sowie gesunkene Personalausgaben als ausschlaggebende Gründe. Demzufolge könnte man die Auslagerungen tatsächlich als Vorwand verstehen. Aber wofür? Die offizielle Erklärung lautete, man wolle mit einem neuen Team „neue Wege gehen“. Ein Grund, den Wolfram Koch durchaus nachvollziehen kann: „Wir hätten vielleicht noch etwas weitergemacht, aber es war auch in Ordnung, aufzuhören.“ Allerdings stellt er im Gespräch auch klar: „Man wollte junge Leute.“

Tolles Team – auch ohne Uniform

Zur großen Freude aller Fans gilt die Zukunft der beliebten Krimireihe als gesichert. Ab Herbst 2025 werden Edin Hasanovic (33) und Melika Foroutan (49) ihr Debüt als neues Ermittler-Duo geben. Der Vorgänger sieht hierin alles andere als eine Fehlentscheidung. Er freut sich für seine jungen Kollegen: „Großartige Leute. Ich wünsche ihnen alles Gute.“ Wolfram Koch und Margarita Broich verstehen sich auch ohne „Uniform“ blendend. Der Kontakt zwischen beiden sei bis heute nicht abgebrochen: „Wir schreiben uns regelmäßig. Wir vermissen die Zeit, die wir zusammen hatten. Es war wie eine Familie.“ Dann plaudert der in Paris geborene Darsteller noch aus dem Nähkästchen, denn er verriet, dass das Kapitel „Tatort“ unter Umständen in ferner Zukunft weitergeschrieben werden könne: „Margarita und ich haben mal überlegt, als Pathologen zurückzukehren, so als schrulliges Paar. Völlig verbrannt, im Rollstuhl, streitend. Als Spaßprojekt vielleicht. Ich denke, wir sollten uns bewerben!“ Doch bis diese Idee vielleicht irgendwann einmal Realität werden könnte, ist der 63-Jährige noch schwer beschäftigt.

Wolfram Koch, ein ausgezeichneter Theaterdarsteller

Nach dem TV-Aus kehrte Wolfram Koch zurück auf die großen europäischen Theaterbühnen. Diesen gehört seine eigentliche Leidenschaft. Im Theater begann er seine Karriere und wurde zu einem der bekanntesten deutschen Theaterschauspieler. Auch während seiner Zeit beim „Tatort“ blieb er auf der Bühne aktiv: „Hamburg, Berlin, Zürich, Stuttgart – der Kalender ist voll. Ich habe den Luxus, nur zu machen, was ich will.“ Am 11.07.2025 fand die Premiere der Nibelungen-Festspiele in Worms statt. Wolfram Koch spielt den hinterlistigen Krieger Hagen von Tronje. Der Norweger Eivin Nilsen Salthe hat den Part des Siegfrieds inne und in der Doppelrolle als Brunhild und Drachen gibt sich Schauspielerin Jasmin Tabatabai (58) die Ehre. Als echter Charakterdarsteller freut sich Koch über seine Figur: „Ich spiele oft Schweinehunde, intrigante Typen. Hauptsache nicht langweilig.“

Wolfram Koch live erleben

Wolfram Koch, der darüber hinaus als Hörbuchsprecher tätig ist, wird noch bis einschließlich 27.07.2025 im Rahmen der Nibelungen-Festspiele Ränke schmieden. Anschließend wirkt er ab dem 28. Oktober im Deutschen Theater Berlin als Dr. Stig Helmer, Oberarzt der Neurochirurgie, an der schrillen Horror-Show „Hospital der Geister“ mitwirken, einer auf der Fernsehserie von Lars von Trier (69) und Niels Vørsel (71) basierenden Inszenierung von Jan-Christoph Gockel (43).

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