Manchmal können Filme doch die Welt verändern. Mit seinem erschütternden, fürs Fernsehen inszenierten Doku-Drama "Cathy Come Home" provozierte Ken Loach 1966 eine so vehemente Diskussion, dass die britische Regierung schließlich ihre Obdachlosen-Gesetze änderte. Politisch, parteiisch, persönlich dieser Tradition folgen seither alle Filme des ebenso renommierten wie streitbaren Regisseurs, der seit Jahrzehnten ein erbarmungsloser Chronist und Ankläger sozialer und politischer Missstände insbesondere der britischen Klassengesellschaft - ist.
Unbeirrbarer Gegner der Monarchie
Seine Konsequenz geht dabei manchmal selbst denen zu weit, an deren Seite er kämpft. Legendär ist, wie er sich u.a. mit den seiner Meinung nach zu laschen englischen Gewerkschaften anlegte. Eine unbeirrbare und aufrechte Haltung demonstrierte der Gegner der Monarchie auch, als er die Würdigung des OBE (Officer of the Order of the British Empire) ablehnte.
Geboren in Nuneaton in der englischen Grafschaft Warwickshire, studierte Loach Jura an der Elite-Uni Oxford, um dann aber als Schauspieler mit einem Tourneetheater auf Reise zu gehen und seine Ausbildung zum Regisseur bei der BBC zu erhalten. Gemeinsam mit Produzent Tony Garrett entwickelte er für die Reihe "Wednesday Play" zahlreiche Fernsehfilme, die durch ihren dunklen, erbarmungslosen Realismus auffielen (insbesondere "Up the Junction" und "Cathy Come Home"). Sein Kinodebüt "Poor Cow" war noch in ähnlichem, unbarmherzigen semi-dokumentarischen Stil gedreht, während die inzwischen zu britischen Kultfilm avancierte Coming-of-Age-Geschichte "Kes" (1969) über einen Jungen und den von ihm trainierten Falken zumindest noch ein wenig Hoffnung für ihre Titelfigur in einer kalten Gesellschaft übrig hatte.
Kontroverse Filmklassiker
In den Siebzigerjahren arbeitete Loach wieder vor allem fürs Fernsehen, bevor er in den 80ern zum Kino zurückfand und (kontroverse) Filmklassiker wie "Riff-Raff" (1990, der wegen seines harten Akzents in den USA in untertitelter Fassung lief), "Land and Freedom" (1994), "Mein Name ist Joe" (1998), "Brot und Rosen" (2000) und "The Navigators" (2001) schuf.
Weitere Filme von Ken Loach: "Black Jack, der Galgenvogel" (1979), "Vaterland" (1986), "Geheimprotokoll" (1990), "Ladybird, Ladybird", "Raining Stones" (beide 1993), "Carla's Song" (1996), "Sweet Sixteen" (2002), "Just a Kiss" (2004), "The Wind that Shakes the Barley" (2006), "It's a Free World" (2007), "Looking for Eric" (2009), "Angels' Share - Ein Schluck für die Engel" (2012).