Es ist nicht vermessen, Ken Loach als das soziale Gewissen des britischen Kinos zu bezeichnen. Immer wieder nimmt der linke Filmemacher in seinen Werken die sogenannten einfachen Leute in den Blick. Jene Menschen, die besonders unter den Mühlen und dem Druck des Systems leiden. Bereits mehrfach dachte Loach über einen Rückzug nach. Mit dem in Cannes uraufgeführten Drama "The Old Oak" möchte er nun tatsächlich einen Schlusspunkt unter eine bemerkenswerte Laufbahn setzen.
Der Film könnte dabei nicht typischer für den inzwischen 87-Jährigen sein. Zentrum der Geschichte ist der titelgebende Pub in einer einst florierenden Bergbaugemeinde im Norden Englands, der als letzter Anlaufpunkt für die verbliebenen Bewohner dient. Die Ankunft syrischer Flüchtlinge im Ort lässt die Stimmung hochkochen. TJ Ballantyne (Dave Turner), der Besitzer des Lokals, bemüht sich allerdings, die Neuankömmlinge mit offenen Armen zu empfangen, und baut ein vertrauensvolles Verhältnis zu einer jungen Frau namens Yara (Ebla Mari) auf.
Wie eigentlich immer setzt Loach nicht auf billige Polemik. Wohltuend unaufgeregt seziert er stattdessen die Tücken des Systems sowie die Enttäuschungen der Menschen und arbeitet heraus, in welcher Form sich ihre aufgestaute Wut entlädt. Einheimische und Flüchtlinge bekommen dabei gleichermaßen ihren Raum. Gerade in aufgeregten Zeiten wie diesen braucht es Regisseure, die vehement für Toleranz und Gemeinschaftlichkeit eintreten. Keine Frage, Ken Loach und sein humanistisches Arbeiterkino werden fehlen!
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH