Biografie
Er war gefragt wie wenige in Hollywood, denn Vielseitigkeit war eines seiner Markenzeichen. Zu seinen Rollen gehörte der gemeine Soldat und der Offizier in steifer Uniform. Er war Privatdetektiv und Agent, Vater, Farmer, Chirurg und zynischer Bösewicht. Wahnsinniger Sexualverbrecher, versoffener Western- und charmanter Frauenheld an der Seite der begehrtesten Hollywood-Stars wie Marilyn Monroe, Elizabeth Taylor, Rita Hayworth, Ava Gardner und Deborah Kerr.
Der frühere Preisboxer imponierte durch ein robustes Äußeres. Seine schweren Augenlider und die wortkarge, manchmal teilnahmslos wirkende Art unterstrichen, daß er in seiner schweren Jugend viel Kraft gelassen hat. Kritiker verglichen sein Temperament mit einem Kühlschrank beim Abtauen. Das Publikum aber bewunderte in ihm den coolen Leinwandtypen mit dem überlegen-misstrauischen Blick, der durchaus Charme und Humor besaß, den Hollywood-Rummel aber mied wie die Pest und im Umgang nicht eben einfach war. Privat blieb Michum seiner Jugendliebe Dorothy treu, die er 1940 geheiratet hat.
Mitchum stammte aus bescheidenen Verhältnissen und wuchs praktisch ohne Vater auf, der 1919 tödlich verunglückte. Als Robert Charles Durman Mitchum 1942 zum Film kam, hatte er schon viel gesehen von der Welt, und sich mehr als einmal durchschlagen müssen - im wahrsten Sinne des Wortes: Er wuchs auf der Straße auf, flog mit 14 von der Schule und verdingte sich als Bar-Rausschmeisser und Gelegenheitsarbeiter. Das hatte ihn vielseitig und pragmatisch gemacht. Der Freund von Hochprozentigem, der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Marihuana-Besitzes für einige Tage hinter Gittern saß, betrachtete die Schauspielerei ganz nüchtern als gut bezahlten Job und er machte ihn ohne viele Worte gewissenhaft und gut. So startete er in den Vierzigerjahren eine große
Hollywood-Karriere. Trotz seiner mehr als hundert Filme blieb er privat ein Außenseiter, der vielen den Rücken kehrte und
vielleicht deswegen nur ein einziges Mal für einen (Nebenrollen-)Oscar ("Schlachtgewitter am Monte Cassino") in Frage kam.
Über Laienspielgruppen und nach etlichen B-Filmen war William A. Wellmans "Schlachtgewitter am Monte Cassino" (1945) seine erste wichtige Rolle. In Jacques Tourneurs mysteriösem Thriller "Goldenes Gift" (1947) wurde er als ehemaliger Privatdetektiv eine Leitfigur des
film noir. "Kreuzfeuer" (1947, Regie: Edward Dmytryk), ebenfalls ein Klassiker des film noir, verhalf ihm endgültig zum Durchbruch. Zum ersten Mal wurde Antisemitismus und Rassenwahn auch als Teil des
amerikanischen Alltags gezeigt. Das sorgte für Furore. Aus einer schier endlosen Filmographie ragen bekannte Filme
hervor: "Engelsgesicht" (1952), Josef von Sternbergs "Macao" (1952, an der Seite von Jane Russell), Otto Premingers Floß-Spektakel "Fluss ohne Wiederkehr" (1954), Charles Laughtons Albtraum "Die Nacht des Jägers" (1955), J. Lee Thompsons Thriller "Ein Köder für die Bestie" (1962), von dem es 1991 Martin Scorseses Remake "Kap der Angst" gibt. Mitchum spielt hier allerdings nur eine Nebenrolle.
Zu den bekannteren Filmen mit Robert Mitchum zählen ferner der Kriegsfilm "Der längste Tag" (1961, Regie: Andrew Marton, Ken Annakin, Bernhard Wicki), natürlich Howard Hawks Edel-Western
"El Dorado" (1967) mit John Wayne, James Caan und Mitchum als
völlig versoffener Ex-Sheriff, David Leans "Ryans Tochter" (1970), Sydney Pollacks
Japan-Mafia-Thriller "Yakuza" (1975), Dick Richards' "Fahr zur Hölle, Liebling" (1975), Elia Kazans "Der letzte Tycoon" (1976), Michael Winners "Tote schlafen besser" (1978), Andrew V. McLaglens "Steiner - Das Eiserne Kreuz 2. Teil" (1978) (und Andrej Kontschalowskis Melodram "Maria's Lovers" (1984, mit Nastassja Kinski, John Savage).
In dem 1984 produzierten Krimi "Der Ambassador" spielte Mitchum den amerikanischen Botschafter
Peter Hacker in Israel. Dessen Engagement droht nicht nur wegen der verfeindeten Parteien zu scheitern, sondern wegen seiner Erpressbarkeit. Grund: Seine Frau Alex (Ellen Burstyn) hat eine Affäre mit einem Anführer der PLO... Eine Altersrolle spielte Mitchum dann noch einmal in dem gelungenen Western "Dead Man" (1995) von Jim Jarmusch an der Seite von Johnny Depp. Seit Anfang der Achtigerjahre widmete sich Mitchum verstärkt der TV-Arbeit. Die wenigen Filmrollen sind überwiegend kurze Gastauftritte. Mitchum starb kurz vor seinem 80. Geburtstag. Die Ärzte hatten im Frühjahr 1997 Lungenkrebs bei ihm diagnostiziert.
Weitere Filme mit Robert Mitchum:
- Die Vierzigerjahre:
"Verfolgt", Vincente Minellis Psychodrama
"Der unbekannte Geliebte" (beide 1947) mit
Katharine Hepburn, Norman Fosters Western "Rachel und der
Fremde" (1948) mit Loretta Young,
Don Siegels Gangsterfilm "Die rote
Schlinge]" (1949) mit Jane Greer,
Lewis Milestones Drama "Gabilan, mein
bester Freund" (1949) mit Myrna Loy.
- Die Fünfzigerjahre:
John Farrows Gangsterfilm "Ein Satansweib" (1951) mit
Jane Russell, Otto Premingers Kriminalfilm
"Engelsgesicht" (1952), Tay Garnetts
Kriegsfilm "Korea" (1952), Rudolph Matés Kriminalfilm "Mörder
ohne Maske" (1953) mit Jack Palance,
William A. Wellmans Familiensaga
"Spur in den Bergen" (1954),
Richard Wilsons Western "Der Einzelgänger" (1955), Sheldon
Reynolds' Thriller "Die fünfte Kolonne" (1955) mit Ingrid
Thulin, Stanley Kramers Melodram
"... und nicht als ein Fremder" (1955) mit Olivia De
Havilland, Richard Fleischers
Western "Bandido" (1956), John Hustons
Abenteuerfilm "Der Seemann und die Nonne" (1956) mit
Deborah Kerr, Robert Parrishs
Abenteuerfilm "Das Spiel mit dem Feuer" (1957) mit
Rita Hayworth, Dick
Powells Kriegsfilme "Duell im Atlantik" (1957) mit Curd Jürgens und
"Kampfgeschwader Cobra"
(1958) mit Robert Wagner, Arthur Ripleys Gangsterfilm
"Letzte Fahrt nach Memphis" (1958), Vincente Minnellis Familiendrama
"Das Erbe des Blutes" (1959)
mit Eleanor Parker,
Fred Zinnemanns Abenteuerfilm
"Der endlose Horizont"
(1959), Robert Parrishs Western "Heiße Grenze" (1959), Robert Aldrichs
Agententhriller "Hügel des Schreckens" (1959).
- Die Sechzigerjahre:
Tay Garnetts Kriegsfilm "Aufstand im Morgengrauen" (1960) mit
Richard Harris, Jack Webbs
Militärkomödie "Held der Etappe" (1960), Stanley Donens
Komödie "Vor Hausfreunden wird gewarnt" (1960), John Hustons
Kriminalfilm "Die Totenliste" (1962), Phil Karlsons
Abenteuerfilm "Im Banne der roten Tigerin" (1962) mit Elsa
Martinelli, Robert Wises Komödie
"Spiel zu zweit" (1962, mit Shirley
MacLaine, Guy Hamiltons Kriegsdrama "Plädoyer für einen Mörder" (1963), Jack Lee Thompsons Komödie "Immer mit einem anderen" (1964), Andrew V. McLaglens Western
"Der Weg nach Westen" (1966),
Edward Dmytryks Kriegsfilm "Anzio"
(1968) mit Peter Falk,
Joseph Loseys Psychothriller "Die Frau aus dem Nichts"
(1968) mit Elizabeth Taylor, Buzz
Kuliks Western "Pancho Villa reitet" (1968),
Henry Hathaways Western "Todfeinde"
(1968), Burt Kennedys Western "Der gnadenlose Rächer"
mit Angie Dickinson, "Die Letzten
vom Red River" und David Leans "Ryans Tochter" (alle 1969).
- Die Siebzigerjahre:
Herbert B. Leonards Drama "Going Home" (1971), Ralph Nelsons
Western "Zum Teufel mit Hosianna" (1972), Peter Yates'
Gangsterfilm "Die Freunde von Eddie Coyle" (1973), Jack Smights Kriegsfilm
"Schlacht um Midway" (1975),
Robert Clouses Polizeifilm "Der Tiger aus Taipeh" (1977),
Daniel Manns Komödie "Matilda" (1978).
- Die Achtziger- und Neunzigerjahre:
William Hales Kriminalfilm "Tote kriegen keine Post" (1982),
Noel Blacks Fernsehfilm "Promises to Keep" (1985), Richard T.
Heffrons Familienchronik "Fackeln im Sturm" (1986), Gene
Feldmans und Suzette Winters Dokumentarfilm
"Marilyn Monroe - Jenseits der Legende" (1986), Richard
Donners Komödie "Die Geister, die ich rief ..." (1988), Marvin J. Chomskys
Agententhriller "Geheimbund der Rose" (1988), Frank Martins
Dokumentarfilm "John Huston - Filmregisseur und
Lebenskünstler" (1988), Georges
Lautners Actionthriller "Ein Mann weiß zuviel" (1989),
Jeffrey Melmans Jugendfilm "Großvater gesucht" (1990),
Bob Bralvers Horrorfilm "In den Klauen des Frauenmörders"
(1990), Robert Gintys Erotkthriller "Im Netz der Begierde"
(1992), "Tombstone" (1993), A. Dean
Bells Komödie "Backfire - Die total verrückte
Feuerwehr" (1994), sowie Mardi Rustams Filmbiografie "James
Dean - Ein schnelles Leben" (1997).